PP24, 24. Oktober 2013: Ein Donnerstag vor der Zukunft. Darinnen über das Sterben. Und gegen Abend: Wieder in Berlin.

[ICE 372 nach Berlin.]
Es war eine schwere Nacht; gestern abend hatte eine enge Freundin von ihrem alten Herrn erzählt, den auch ich schon sehr lange kenne und der, fürchte ich, die kommenden Monate nicht überleben wird. Es gehört nicht hierher, mehr zu erzählen, nicht mehr, seit ich das „Projekt Privatheit“ aufgab; hierher aber gehört, wie eng mich das Geschehen unerwarteterweise auf den Sterberoman gelegt hat. Lange lange wurde, mit einer anderen, gesprochen, wo erst doch Begehren gewesen, daß wir spielten. Daran war nun nicht mehr zu denken oder zu denken z w a r, aber Trauer ist, anders als Wut, kein Amplifier der Lust. Und selbst, wenn einer bereitsteht, so hat er keinen Strom. Ein anderer Strom aber kommt: er floß die gesamte Nacht hindurch durch meinen Traum. Daher >>>> sein heutiges Protokoll, das zugleich aber, wie ich beim Erwachen spürte, Grundlage einer Szene des Traumschiffs sein wird. Im Gespräch darüber wurden mir heute früh weitere Szenen des Romanes bewußt. Die Formulierung ist richtig, weil sie schon vorher dagewesen zu sein scheinen; sie waren mir lediglich noch verhüllt.
Also, jetzt, im Zug, Notate dazu, nachdem ich den Traum in Worte gefaßt habe; er auch wird, als Link, die allererste Eintragung >>>> der neuen Rubrik sein, in die fortan Szenen und Überlegungen zu diesem neuen Roman eingestellt werden sollen. Nun hat die Arbeit also doch schon begonnen. Ich habe geahnt, daß sie nicht leicht werden wird; es ist ein Glück, daß ich nicht zum Aberglauben neige, sondern bloß zuweilen mit ihm spiele.

(12.36 Uhr.)

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Aber nachdem ich erwacht und das Bett geradezu geflohen war – „Ich muß etwas tun, dringend etwas tun!“ hatte ich wie in Panik gedacht -, erst einmal die Veranstaltungen von morgen und übermorgen >>>> annonciert. Dennoch zu spät aus dem Bett gekommen; es blieb vor der Abfahrt dabei. Gut, nicht ganz. Die Lektüre eines schönes Briefes des Cellofreunds schloß sich an und gab mich voll Zuspruch dem Leben zurück, will sagen: meinem Optimismus, den das Sterbebuch, dessen bin ich ständig gewahr, immer wieder einmal dämpfen wird, und zwar auch ohne einen „aktuellen“ Anlaß wie den von gestern abend. Alles, was wir „haben“, was „wir“ ist, ist unser Körper. Zerfällt er, so die Seele mit, die ganz von ihm gemacht ist. Ja, „Seele“ ist für mich ein zentraler Begriff und also auch in meiner Literatur; aber ich glaube nicht, daß sie vom Körper losgelöst existieren kann oder gar bereits existiert. So gesehen, bin ich nicht religiös, auch wenn ich mit der Religiosität zuweilen heftig flirte. Vielmehr verstehe ich Seele als eine Ableitung des Körpers: als einen seiner allerdings allertiefsten Ausdrücke.

(13 Uhr.)
Keine Möglichkeit, scheint’s, aus dem Zug ins Netz zu kommen. Ich werde alledies am Nachmittag einstellen müssen.

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[Berlin, Arbeitswohnung.
Espresso, Pfeife, Talisker.]
Zurück am Schreibtisch. Den Traum einstellen, dann auspacken. Nachher, später am Abend, zu Broßman. Einiges an Post ist zu erledigen, und vielleicht schaff ich es auch schon, noch mal ans Neapel-Hörstück zu gehen; ansonsten morgen früh vor dem Litertursymposion.

(Traum >>>> eingestellt. Nun ans PP. Es war während der ICE-Fahrt unmöglich, mit dem Laptop ins Netz zu kommen; deshalb ist ein bißchen was nachzuholen.)
(17.36 Uhr.)

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