Winter is‘. PP89, 22. Januar 2014: Mittwoch. Mit kleinen Anmerkungen zu den Ottern der Sabine Scho.

(Carl Nielsen, Zweite Sinfonie.
10.40 Uhr.)
Das immerhin habe ich gestern geschafft: die >>>> Kritik zum Feurigen Engel an der Komischen. Merkte aber, wie ich mich nach der langen Unterbrechung erst mal wieder „freischreiben“ mußte, suchte auch einige Zeit vergeblich nach einem bestimmten Paglia-Zitat, das treffend die Wirkung von Kunst, und ihre, nun ja, „Funktion“ beschreibt, verzichtete schließlich drauf. An die Gedichte kam ich nicht. Damit geht es n u n weiter, nachdem ich im Anschluß an die zwei Stunden Frühmorgen-Training auch >>>> die morgige Lesung angekündigt habe, sowohl in Der Dschungel wie bei Facebook; für so etwas geht immer ziemlich viel Zeit drauf. Ist aber nötig.
Dann noch ein bißchen hin- und hergemailt mit >>>> Albert Meier, sowie >>>> Ecker wegen eines Treffens geantwortet, das dem neuen Hörstück dienen soll. Ein drittes noch, und das Jahr ist finanziell im Kasten.
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Winter is‘, richtiger: Schnee liegt. Nach dem Blitzeis, bei dem Radfahren ausfiel „wegen is‘ nich‘“, macht es jetzt wieder Spaß, wenn auch alles sehr verlangsamt vor sich geht. Aber auch das macht Spaß, man gleitet wie wenn man träumte. Knapp fünf Kilometer zum Warmwerden gelaufen, dann ans Stemmen, Wuchten; im Studio enormer Betrieb für halb sechs Uhr morgens.
Um nicht zu verschlafen, bin ich gestern auch ziemlich früh aus dem LCB wieder fort, nachdem Sabine Scho und Uljana Wolf gelesen hatten und aber Florian Höllerer gerne alle um sich am Tisch im Wintergarten versammelt hätte. Doch hatte ich einige Zeit recht kontaktlos herumgestanden, sozusagen in der Ecke, und Scho war selbstverständlich dauerbelegt; privat hätten wir eh nicht plaudern können. Andere kannte ich nur, und sie mich, vom Hörensehen, ohne wirklichen oder auch nur imaginierten Bezug; ich bekomme in solchen Situationen schnell Fremdheitsgefühle und mag die ungern prolongieren. Also davon. Eine Viertelstunde, was ich genoß, auf dem verschneiten S-Bahnsteig in die Nacht gesehen; um halb Mitternacht war ich wieder daheim: Das neue Öfchen empfing mich mit Wärme.
Abermals von Schos São-Paolo-Text beeindruckt, und von der wunderschönen Otter-„Prosa“, letztres sehr bewußt in Häkchen: Reime ziehen sich hindurch:Man ist blind für verwunschene Orte, die durch Verstrichenes in die Zukunft sehen. Nass in nass gleich invertierten chinsesischen Zeichen schwimmen wir in tuschschwarzen Teichen, Otter aus Grasschrift, wie Chinesen kalligrafische Schnellschriften bezeichnen, die kaum noch Lesbarkeit erreichen und ganz im Bild aufgehen.Sabine Scho, >>>> Tiere in Architektur.Diese Fellchen kann kein Weber wirken-: wie das schon losgeht! Und wie unvermittelt Benjamin darin aufscheint:… wie sie nicht wissen werden, dass wir, die Otter, das Moosfell in den Ritzen, den Regen rufen und sehnen, uns zu beschützen, wie wir dann folgsam wie kleine Mädchen unsere Häupter unter ihn beugen wie unter niederprasselnde Zinken eines sehr großen Kamms, so in etwa kann man bei Benjamin lesen, und wie er vorm Zwinger des Fischotters stand um neunzehnhundert als Berliner Kind.Fein aber auch, sehr austariert, Uljana Wolfs poetische Variationen auf Anna O., wenn auch mit einer Spur zu, für meine Erwartung, spürbarer Distanz, passend zu ihrem, freilich, kühlen schönen Gesicht, das vom exakt geschnittenen Haar dunkelnd gerahmt ist: gleichsam landvermessen. Mehr Ratio als Geruch, so mein Empfinden: Parfum als, psychoanalytisch gesprochen, Verschiebung. Ein Artefakt für interesselose Wohlgefallen. Exakt auch, anders als Scho, in der Einhaltung der vorgegebenen Lesezeit; Scho hingegen ließ sich tragen, bis >>>> Daniela Seel entwaffnend freundlich das Wehr schloß.
Das Gespräch hätte persönlicher sein können, berührend; das war es, anders als die Texte, nicht. Ich hätte gern mehr von den Tieren gehört. Nun aber liegt das Buch ja hier:




Und ich mach mich mal an meine eigenen Gedichte.

(11.22 Uhr.
Carl Nielsen, Dritte Sinfonie.)

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