Untriest 6. Dienstag, der 13. Januar 2014.

(Arbeitswohnung, 10.30 Uhr.
Giuseppe Sinopoli, Tombeau d‘armor III für Violoncello und Orchester.)

Ich habe, Liebste, mit dem neunundzwanzigsten Triestbrief angefangen, komme aber noch nicht ganz in den Fluß, weil ich eigentlich auf den Anruf meiner Redakteurin warte. Immerhin habe ich nach einigem Tasten, vor allem, was die letzte Strophe anbelangt, den Entwurf des Stirn-an-Stirn-Gedichtes fertigbekommen und >>>> ihn auch schon eingestellt; nun sind es bereits acht dieser Dir gewidmeten Serie, für die mir ebenfalls die Säulenzahl dreizehn vorschwebt. Bisweilen denke ich, daß ich zumindest einige dieser Gedichte in >>>> die Triestbriefe mit hineinnehmen muß, freilich erst für die Buchform, aus der andererseits alles verschwinden wird, was mit meinen Arbeitsjournalen zu tun hat.
Was Dich freuen wird, ist, daß ich gestern ein sehr schönes Gespräch mit der Lektorin meines Sterbebuches, des >>>> Traumschiffs also, gehabt habe. Die für mich beglückendste ihrer Nachrichten war, daß sie meinen Titel durchgesetzt hat, den ich schon anheimgegeben hatte – einfach, weil die Argumente des Verlages so gut gewesen sind. Doch Du weißt, wie schwer ich mich mit einem anderen tat. Und nun erzählte meine Lektorin, sie habe gar nicht viel sagen müssen. „Es war wirklich einfach. Alle anderen Titel, die uns eingefallen sind, wären spürbar Krücken gewesen.“ Nun geht es „nur“ noch um den Text selbst; vor allem im Mittelteil des Buches gebe es möglicherweise kleine Längen, die sich konzentrieren ließen. An meine Syntax hingegen möge sie nur in sehr seltenen Fällen rühren, wenn zum Beispiel eine Irritation der Leser:innen nicht wirklich einen inneren Zweck erfülle und man unnötig ins Stocken gerate. „Die Eigenwilligkeit ist dieser Poetik innerlich, nicht eine äußerliche Manier.“
Sie wird jetzt erst einmal eine andere Arbeit abschließen, um sich dem Lektorat dann, nach abermaligem Lesen des gesamten Buches, ungestört widmen zu können. Der Verlag möchte das fertige Buch nun möglichst schon im März vorliegen haben. Meine Triestreise, für den Briefroman, werde ich deshalb erst danach unternehmen, was sowieso den Vorteil hat, daß es dann schon ein bißchen wärmer sein wird. Lach nicht, Herz, ich weiß ja selbst, daß wir sogar in Berlin diesen Winter einen Winter gar nicht wirklich nennen können. Vorhin hab ich gegenüber der Löwin gespottet, ich hätte bereits die ersten Krokusse gesehen. Hoffentlich erliegen sie nicht selbst diesem Irrtum.

Warten also auf den Anruf vom Sender. Langsames Vorantasten im neunundzwanzigsten Triestbrief – eine Langsamkeit, die im Text selbsverständlich verschwunden sein muß.
Die nächste >>>> Chamber Music versuchen.
Neuerlich den Montale hernehmen, unauslöschlich, Du weißt schon, >>>> in un gorgo di fedeltà. – Was ich heute geträumt habe, allerdings, das erzähle ich Dir hier noch n i c h t, sondern das gehört nun wirklich in den nächsten Triestbrief. Ich weiß nur noch nicht, wie den Übergang gestalten. Dennoch werde ich nachher auf jeden Fall zum Sport gehen.

Umarmung,
A.

P.S.: Bezeichnend, Liebste, daß ich vorhin – eigentlich auf der Suche nach einer Gesamtaufnahme von Giuseppe >>>> Sinopolis Lou-Salomé-Oper – auf >>>> dieses Tombeau d‘armor gestoßen bin?

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