Pegida‘chen zwar, doch aber die Macht. In keinem Untriest 82: Auf dem Landsitz 2 war vor dem Landsitz 1. Mittwoch, der 6. Mai 2015.


Roter Tisch, 10.35 Uhr


Als ich in Frankfurt ankam und vom Bahnhof mit dem Auto abgeholt wurde, um weiter auf das Land zu fahren, war die Stadt wie paralysiert. „Wogegen demonstriert ihr?“ fragte ich durch die herabgelassene Beifahrerscheibe. „Gegen Pegida“, sagte ein Demonstrant, „und guck Dir an, wie die Staatsmacht sie schützt.“ In der Tat reihte sich ein Mannschaftswagen der Polizei an den anderen, an der Uferstraße stand ein Wasserwerferpanzer, und die Beamten waren bis unters Kinn in Rüstung, Schilde und hielten die Schlagstöcke schon in der Hand. „Wie 33“, sagte der Demonstrant. „Na“, erwiderte ich, „so schlimm ist es noch nicht“, wobei mein „noch“ mich schlucken ließ. Auch die Löwin, am Steuer, schluckte. Wenn hier jemand friedfertig aussah, waren es die meist jungen Demonstranten, die eher, wenn auch in Menge, schlenderten, teils Arm in Arm die Pärchen. Die Polizisten standen dagegen wie des Leibhaftigen Armee und demonstrierten sofortige Gewaltbereitschaft, teils vermummt, übrigens. Wer für die Staatsmacht zuschlägt, darf sich unkenntlich machen. Und soll es bleiben.
Es habe ein paar Verletzte gegeben, las ich am nächsten Tag. Ich hatte selbst, dieses Aufgebot von militanten Knüpplern vor Augen, den Impuls, Steine zu werfen. Was dann eben auch geschah, also daß von solchen welche flogen. Der polizistische Aufmarsch war eine, im Wortsinn, ungeheure Provokation, die ihr Ziel – erreicht hat.
Um Pegida ging‘s dabei nicht; für die sollen nicht mehr als hundert Verirrte angetreten sein, ein Funktionär der NPD darunter. Sondern es ging prinzipiell um Inszenierung von Macht. Vielleicht sollte man sie so auch behandeln: als ein Stück auf der Bühne. Verunsicherung schaffen. Die Polizisten marschieren in ihren Uniformen und Panzern auf, und die Demonstranten applaudieren, pfeifen wie auf Popkonzerten, jubeln, werfen Blumensträuße statt der Steine: Die Moral der Truppe schwächen, hätte man so etwas früher genannt. Und jede und jeder hält Fotografien ihrer und seiner Liebsten hoch, der nahen Frauen, Männer, Kinder.
Auf Inszenierung, verstehst Du?, mit Inszenierung reagieren, so daß das Stück auf der Bühne b l e i b t.

Alban

P.S.: Ebenso las ich, >>>> Spiegel online: „Die EU (…) überwies Griechenland in den vergangenen drei Jahren gut 12 Millionen Euro für die Versorgung von Migranten. Die Sicherung der griechischen Grenze war ihr im selben Zeitraum 228 Millionen wert.“

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