Vor Grimauds Abend. Das Nichtarbeits- oder Arbeitsneuversuchsjournal des Freitags, dem 1. April 2016.


[Arbeitswohnung, 7.27 Uhr
Grimaud, Mondscheinsonate]

Es ist eine Ver/Störung. Nach wie vor kein wirklicher Antrieb, doch zwischendurch immer mal wieder ein Impuls, auch wenn sich noch keiner durchsetzen konnte, auch nicht für den Sport. Die Barenboim/Mahler-Kritik liegt angefangen, klafft. Über Grimauds neue CD wollte ich schreiben, bekam ich ebenfalls nicht hin; heute abend/nacht werde ich die Musikerin >>>> in der Yellow Lounge sehen; die Deutsche Grammophon setzte mich, als ich fragte, sofort auf die Gästeliste:


Und soeben lese ich von >>>> Anoushkar Shankars neuer CD, die mich ebenfalls interessiert, so, wie mich synkretistische Kunstformen immer schon interessiert haben; in Mischungen stört mich, mir selbst auffallenderweise, auch der Pop nicht, eher im Gegenteil. Früher ging‘s mir mit Rock so, ich ertrug schon die Lautstärken nicht; in Verbindung aber mit Jazz liebte ich ihn. Eigenartig, eigenartig.
Aber keine Rede von den großartigen Innenerhebungen mehr, wenn ich Musik höre. Was ich derzeit auch nicht oft tue. Immer wieder, wenn, allerdings Mahler IX, weil ich immer wieder meine Kritik vornehmen will, weiterarbeiten will, setze an, lasse, bereits wieder erschöpft, >>>> „alles gehen, wie es will“. Immerhin ist der Ekel nicht mehr da. Auch von Depression läßt sich nur ungefähr noch sprechen, bisweilen steigt sie, legt sich aber immer schnell – ein Schneestaub, der schon grau ist, wenn er fällt.
Gestern aber freute ich mich. Moment, muß grad nachdenken, worüber. Doch es war ein Aufschuß. Irgend etwas hatte unvermutet geklappt, so sehr, daß mich immer wieder Freudezuckungen durchwallten.
Der WDR wird in der letzten Aprilwoche jeden Wochentag zehn Minuten Lesung aus dem >>>> Traumschiff senden und am abschließenden Sonnabend alle fünf Teile zusammen; ich selbst werde die Stellen aussuchen und einsprechen: Aufnahmetermin am 8. April frühnachmittags, zweieinhalb Stunden. Darüber freute ich mich, daß man mir so kurzfristig eine so lange Studiozeit gab, ohne irgend eine Frage. So etwas ist gerade im sehr frequentierten Hauptstadtstudio der ARD ungewöhnlich.
Ich werde die Funkserie noch getrennt annoncieren, bin erst einmal sehr dankbar, daß >>>> parallalie Bruno Lampe die hiesigen Leertage >>>> ausfüllen läßt; sogar Ἀναδυομένη rief gestern an, >>>> nach einer derart langen Zeit, was denn los sei? über so viele Tage gar kein Eintrag von mir..! – „Es ist einfach an dem, daß ich mich nicht mehr wiederholen mag“, sagte ich ihr oder wollte ich ihr sagen, das Gespräch war kurz. Sie will morgen auf ein Stündchen herkommen.
Jetzt habe ich Lust, den Barenboim fertigzuschreiben. Aber meine Mme Pascale LaPutz ist hier und wird mich bald vom Schreibtisch vertreiben, so daß ich mir >>>> Pynchons Bleeding Edge schnappen und unten im Beaker‘s weiterlesen werde. Auch diese Lektüre hatte ich irgendwann abgebrochen – mein jetziger Zustand hat sich über eine lange Zeit hinweg durchaus nicht nur angedeutet.
Übermorgen hebt mein Flieger nach Neapel ab. Strahlendstes Wetter ist vorausgesagt. Ob ich dort in Der Dschungel schreiben werde, darüber bin ich mir noch uneins. Vielleicht gar nicht schreiben, nur gehen, riechen, denken, abends kochen (meine Unterkunft, >>>> auf dem Vomero, hat eine Gemeinschaftsküche), meinen Gedankenspielen nachhängen, mich nach Mauritius zurückzuziehen, zumindest für ein Viertel-, vielleicht ein Halbjahr. Mit einem neuen Hörstückauftrag wäre das möglich, es soll da Unterkünfte ab 200 Euro monatlich geben, sagen wir 400. Ich bin nicht anspruchsvoll, und es wären mein Klima um mich und das Meer nahe. Denkbar wäre auch La Réunion, schon weil es als Überseedepartement zur Europäischen Union gehört – wäre eine nette Begründung für ein Feature; außerdem lebt auf dieser Insel >>>> einer der aktivsten Vulkane der Welt. Das Meer also u n d der Vulkan, dazu auch noch Regenwaldgebiete, meine seit jeher tiefsten Naturbezüge.
Am Mittwoch werde ich spätnachmittags wieder hiersein.

[Grimaud, Mozart KV 310]



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