III,20 – Tauchen

Im Tauchen war ich damals gut drauf, mit offenen Augen, ohne Brille, und sammelte das Kleingeld am Grund auf, dass die Leute aus ihren Badehosen regelmäßig verloren, ein Eis sprang immer dabei heraus. Und Hängebusen begutachtet von unten. Danach acht Kilometer mit dem Fahrrad zurück vom Bromer Schwimmbad und rechtschaffen hungrig und müde. An das andere Schwimmbad in Wittingen denke ich weniger gern zurück: irgendeiner aus dem Dorf hatte mich ständig auf dem Kicker, auch im Zug zur Schule, im Schwimmbad dort versuchte er dauernd, meinen Kopf unter Wasser zu stoßen, noch im Nichtschwimmer, also muß ich da jünger gewesen sein. (Seine Familie lebte in demselben Haus, in dem meine Großeltern nach der Flucht über Westberlin vor dem Mauerbau untergekommen waren, und dessen Vater hatte TBC, der Großvater berichtete von einem Blutsturz im Hausflur, dem er beigewohnt und dann zu hören bekam: “Auch dir wird’s mal blühen.” (Tatsächlich landete auch mein Großvater irgendwann in einem Harzer Sanatorium (im Hinterkopf eine Fahrt dorthin, unterwegs an der Straße Picknick mit Kartoffelsalat und hartgekochten Eiern), es folgten jahrelang jährliche, mit endlosen Wartezeiten verbundene Röntgenkontrollen en famille, bei denen ich immer wieder auf die im Wartesaal ausgehängten Verkehrsregeln starrte.) Und dann verschwand die Familie des Störenfrieds irgendwann.) Hm, geht heute sehr weit zurück, alles wegen eines bei FB aufgeschnappten Artikels der heimischen Zeitung (IK vel Isenhagener Kreisblatt, das meine Mutter damals wegen des kleinen Nebenverdienstes im Dorf austrug und icke dabei ‘mother’s little helper’): Kurz die beiden erwähnten Schwimmbäder machen sich Gedanken wegen des kommenden Sommerbetriebs, denn auch dort gebe es Flüchtlinge: Viele Asylsuchende, die im Sommer dann auch sicherlich ins Freibad gehen wollen, würden kaum Deutsch sprechen, könnten nicht schwimmen und hätten wenig Kenntnisse von der hiesigen Badekultur. Daß sie nicht schwimmen können, weiß man ja: vgl. die Zahlen der Ertrunkenen im Mittelmeer. Immerhin solle der Zutritt ermöglicht werden. – Tatsächlich heute beim Arzt gewesen. Sprechzimmer enorm voll. Rituelle Frage in die Runde: “Wer ist der letzte.” Aber es ging überhaupt nicht voran. Ein Querschnitt der einheimischen Bevölkerung, wie sie so in die Jahre gekommen ist. Sprüche. Daraufhin allgemeine Heiterkeit. Nach anderthalb Stunden zog ich unverrichteter Dinge von dannen, denn die voraussichtlichen weiteren zwei Stunden hätte ich nicht ausgehalten. Aber dennoch in der Sonne zu Fuß. Auf dem Rückweg kurze Begegnung mit dem Ostello-Betreiber. Sein glattes Lächeln. – Personell werde an den beiden Freibad-Standorten aber nicht nachjustiert. Hicks! Ok, morgen zum Weinkeller…

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