Vor Paris die Wikinger. Das Arbeitsjournal des Sonntags, dem 3. Juli 2016.


[Arbeitswohnung, 18.04 Uhr]

Seit acht auf und seitdem an der Böhmer-Hommage, also Béart XVIII. Vier Fassungen unterdessen; die letzte soeben an die Freunde geschickt, um zu hören, ob sie damit klarkommen, wo sie Probleme sehen usw.

Jedenfalls sieht man der jetzt erreichten Form nicht mehr den Ursprung an. Was ich genau so wollte.

Nun muß ich warten. Deshalb wieder die No XVII vornehmen, die ja noch nicht fertig war. Aber aufpassen, daß ihr Ton nicht von der XVIII beeinflußt wird. Vielleicht besser erst was essen, als Zäsur. Bratfisch und Kartoffelsalat, plus einem Spiegelei. Noch ist der Unterkiefer geschwollen, wenn auch weiterhin schmerzlos.
Sowie die Schwellung weg ist, geh ich wieder laufen. Sonst stopfe ich zuviel Schokolade in mich rein – wie gestern nacht, als ich aus dem Literaturhaus zurückkam. Abends dort lange mit Ernest Wichner auf der hohen überdachten Terrasse gesessen, vor seinem Arbeitszimmer, und geplaudert, indessen unten im Kaminraum das Publikum vor dem Fernseher saß. Noch auf der Rückfahrt mit dem Rad, fast, bis ich hier ankam, immer wieder die Rufe und oft ein Jubeln der Fans. Das entscheidene Elfmetertor fiel beim Kurden auf der Stargarder Straße. Ich wühlte in den Schokoladen, er sah sich das Spiel auf Französisch an, also der Kommentator sprach Französisch. Er selbst, die arabische Nachtaushilfskraft, sprach kein Französisch, aber auch kaum Deutsch; deshalb war es für ihn egal. Das fand ich faszinierend. „Sie nicht böse sein“, bat er, „ich für Italien.“
„Das nicht sein schlimm“, sagte ich (sagte es nicht, aber dachte es so), sagte vielnehr: „Ich sein für Island.“
Die Wikinger stehn vor Paris.

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