III,111 – Carsulae und über die Dörfer

Zwei bis fast in Kopfhöhe hinabtauchende Fledermäuse im Hof, die ihre Torkelkreise ziehen, während sich im letzten Abendlicht hinter dem Turm von Sant’Agostino die Wolken für morgen auftürmen, wenn es im Vergleich zu gestern zehn Grad abkühlen und Gewitter bringen soll. Wohl auch deshalb dieser Tiefflug. Und fast schon drauf verzichtet, den geplanten Ausflug zu machen, weil es sich am Nachmittag schon ziemlich bedeckte, aber trotz Bedecktheit kein Regen nirgendwo prognostiziert. >>>> Carsulae (der letzte Satz bei wikipedia ist allerdings Humbug, die Seite der Gemeinde Montecastrilli, zu der ich mal gehörte, führt den Namen auf die Lager des Hannibal auf seinem Zug nach Rom zurück), denn zwar träumte mein Besuch von einem Besuch in Ostia Antica, was aber doch ein wenig aufwendig wäre. Bin überhaupt ein schlechter Gastgeber, denn ich hätte gewiß für jeden Tag einen Ausflug bereit, sofern… Ich weiß, die’s dann liest, wird hinterher protestieren. Ein bißchen Eigennutz war dabei: einmal nicht “Den Mann nach der Uhr” (Hippel) spielen mit den Gläschen Wein, den Zigaretten. Am meisten gefiel mir wieder – wie auch bei den anderen Malen, an denen ich dort war – der sich hinter den Resten des Städtchens erhebende hohe und gänzlich bewaldete Hügel: behügelnder Behüter im Osten vor dem sich gen Westen dahinwellenden Land. Danach die im Hinterkopf schon vorgezeichnete Rückreise durch den nördlichen Teil der Provinz mit den schon abgemähten und niemals horizontalen Getreidefeldern, gleich einem Delinquenten auf den Spuren seiner Schandtaten. Ach, Avigliano Umbro, ach, Castel dell’Aquila, ach, gelbes Haus zur Linken inmitten der Felder, ach, laß sein! Dazu war natürlich einiges zu erklären, und vielleicht wollte ich ja auch diese Eckdaten wieder einmal bildlich erläuternd (eher mir wohl) auseinanderklamüsern. Sonnenblumenfelder immerhin. Mal guckten sie uns zu, wenn wir vorbeifuhren, aber je näher wir wieder Amelia kamen, desto introvertierter wurden sie. Und wäre es nicht so spät geworden mit der Rückkehr, wir würden jetzt gewiß unten in den “giardinetti” dem angekündigten Feuerschlucker zuschauen. Und für morgen und übermorgen sind des Filmklubs Vorschläge “Frank Zappa” und “Neil Young” abzuhaken. So grüßet denn heraus aus den Harmonien des Orlando di Lasso Ihr Bruno Lampe, während sich der Besuch – der darauf wartet mich zu lesen – dieweil in den grünen Berg des Montaigne vertieft (ähm: grüner Umschlag mit grünem Farbschnitt). Ein Kuriosum: auf der Wiese vor dem Amphitheater ein kleiner Gedenkstein in Form einer abgestumpften Säule mit dem Foto eines jungen Sandro, künstliche rote Blumen davor, Eidechsengehusch drumherum. Nachgefragt: der sei dort irgendwann in den Neunzigern vom Blitz erschlagen worden. Also morgen Gewitter…

III,110 <<<<

2 thoughts on “III,111 – Carsulae und über die Dörfer

  1. Wär nicht auch dieses einen Ausflug wert:

    ?
    *

    CHOR DER EIDECHSEN
    Hoch steht Schilf noch der Fels glüht in der Sonne Komm –
    Weit das Meer das uns trägt Salz auf den Weichen Komm –
    Ist ein Staub liegt Basalt lederner Atem Komm –
    Grab die Metze uns zu aufzuerstehen Komm –
    Gib ihr Zeugung und Tod ihm den’s erwählt hat Komm –

    >>>> AEOLIA.GESANG

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