III, 134 – Caos del Triperuno (Folengo)

Doch, ich war schon nervös, bevor ich zum Supermarkt und zum Weinkeller fuhr: Übersetzungen sind oft eher Landstraßen, keine Autobahnen, sofern es keine Staus gibt. Man kommt immer von da, wo man gestern aufgehört hat, bis dorthin, wo heute Verdruß den Schlußstrich setzte. Diese vermeintliche Nervosität wurde sogar von der Kassiererin im Supermarkt bemerkt, die mir, weil keine Kunden hinter mir waren, half, eine der beiden Tüten vollzustopfen:
“Immer mit der Ruhe.” sagte sie, weil ich wahrscheinlich etwas hastig die andere Tüte vollstopfte. Und fühlte mich wie ertappt. Dabei wollte ich gar nicht nervös sein.
Ich sei, wenn überhaupt, doch die Ruhe selbst.
Half nix.
Ich merkte es, als ein Schleichauto vor mir fuhr.
Versöhnung dann im Anstreichen von Gelesenem (kommt in etwa der hiesigen Gepflogenheit gleich, neben einem anderen Auto zu halten und sich zu unterhalten und gleichzeitig den Verkehr zu blockieren. Also doch wieder die Klage über das fehlende Flutschen der Ereignisse.
Hat mich jetzt D angesteckt? Vielleicht.
Welch ein Unterschied zwischen dem jungen Stendhal (“Si può ben dire: Audaces fortuna juvat; con rispetto parlando, quali contorsioni non ho dovuto fare per tastare le cosce della signorina d’Oehnhausen! Per noia, iero l’ho fatto con pieno successo. Ho persino toccato il punto in cui l’ebano prende a ombreggiare il giglio.” Tagebuch, 1807.
Wie jetzt der linke Bücherstapel nach rechts gewandert ist, war mir einen Moment lang unklar: indes es geschah, um den zuunterst liegenden Stendhal hervorzuholen (und es stahl mir der Wind fast die Montag zu zahlende MwSt.-Abrechnung (ich erlegte ihr das russische Taschenwörterbuch auf, genau: бухгалтерия). Die Stelle, wo das Ebenholz anfängt, der Lilie Schatten zu spenden, wohin die Hand sich stiehlt. Und der Erfahrungsseelenkunde: “und pflückte unbekümmert Haselnüsse”.
Im darauffolgenden Text grausige Empfindsamkeit. Und überhaupt: “Gebrechen, Krankheit, Morden, / Gott an allen Orten.” Nein! Nein! Sie werden ihn nicht vergessen haben! – damals sagt’ ich – ein wenig unverständlich vielleicht, denn ich verbarg mein Gesicht schluchzend in ihrem Schoos, und meine empor gehobenen [sic!] Arme hielten sie umschlungen, – sagt’ ich ceterum censeo. Vive la France!
Ok, Süppchen essen, Gedichte lesen hören gehen (Jury entscheidet über das beste): aber nur zum Zuhören eingeladen. Danach vielleicht Kinoschluss und ganz ganz vielleicht >>>> Artfall-Festival am Wasserfall des Rio Grande.
Scheint so eine Mischung aus Yoga, Theater und Open-End-Dancing zu sein. Morgen Schinken besorgen, um zwar noch nicht eingetretenen, aber doch vorauszusehenden Entzugserscheinungen vorzubeugen, als ob es nur diesen einen Schlachter gäbe.
Ceterum censeo: Hunger.

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