III, 242 – “vielleicht ein andermal” (Grünbein)

In den Schlaf gefallen, der eine Felswand war, von der der Andere hinabfiel, gegen den er, der es wahrnahm, mit einem “Ich will zurück!” sich wehrte. Blieb aber liegen, um sich dann, einmal in die Schlaffalle geraten, gegen das Wachwerden zu wehren. Fiel er dann noch? Ich weiß es nicht mehr. Er ließ sich einfach gehen so zwischen Zeitadverbien, die sich in Widersprüche verstrickten, vor allem “heute” und “morgen”.
Bis ihm die Augen, die ohne Brille nur unscharf das Ziffernblatt der Uhr erkennen, nach und nach wieder Leben einhauchten, um es nach dem Aufstehen mit einer baßtiefen Stimme wieder von sich zu geben, denn alle hohen Töne waren ihm sogleich ein Graus.
Kaffee machen, nach außen durchs Oberfenster der Küchen- bzw. Eingangstür zum gleichsam zwieblig zugespitzten Glockenturm der Kirche S. Agostino hinsehen und leicht opake Luftbewegungen feststellen, war eins. Regen bewegt so sich nicht.
“Guck mal aus dem Fenster!”, sagt’ ich ihm schließlich. Ich mußte es wiederholen, damit er es tatsächlich tat. Zum Glück war ich auf die entsprechend hohen Töne vorbereitet und hatte so etwas wie einen >>>> Laurin um mich herum.
Denn es hatte ja noch mit dem Auto hinuntergehen sollen. Wichtiger aber war vorerst der Kaffee. Der Schneekontrast, denn es hatte tatsächlich angefangen zu schneien.
Denn wie war das vor zwei Jahren mal am Silvestertag: leichter Schnee, Achselzucken, runterfahren, aber dann nicht mehr hinauf können, weil die Stadtpolizistin am Stadttor es mir verbot wegen meiner nicht den Vorschriften entsprechenden Reifen (in Frakturschrift sähe es fast wie “Reisen” aus), und anlügen mochte ich sie nicht.
Doch es fiel immer dichter. Scheinbar sah man es meinem Gesicht an: ”Denk einen Punkt. Dann leg im Geiste dich in die Kurve (Durs Grünbein, Vom Schnee) und natürlich ohne Winterreifen. Es fiel so dicke schon, ich sagt’, ich fahre nicht. Er sagte, er fahre wie auf Wolken dann mit seinem Fahrrad, jedoch dort in der flachen Stadt mit ihren breiten Straßen, derer man sich laut Benjamin erst dann bewußt wird, wenn man in Moskau ist (Städtebilder).
Ich sagte, denn morgen ist Feiertag, “jetzt gleich oder nimmer”.
… nur die Wolken haderten noch miteinander, aber es blendete die Sonne, als wir zum Weinkeller hinauf fuhren. “Wie viele Wetter heute!” sagt’ ich.
Puderzucker auf den umliegenden Hügeln.

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