III, 261 – Eingeweide

Gestern schon das zweite Mal, das jemand von den hiesigen nachfragte, ob alles in Ordnung sei, man mich gar nicht mehr sehe. Die eine konnte ich heute persönlich beruhigen: so noch Licht brenne hinterm Fenster, sei ich alles andere als mausetot. Dem anderen, Di Dio, gab ich gestern Bescheid (und verlinkte ihm >>>> “Under Milk Wood”, den ich vorvorgestern, glaube ich wenigstens, gesehen, da hatte ich einen Richard-Burton-Abend, wobei ich zunächst bei “Look Back in Anger” landete (bei beiden Filmen die Hybris, ich hätte die beiden Texte in meiner Bibliothek, und beide Male erlag ich einer Selbsttäuschung)), es liege auch an den Selbstaufgaben (“autocompiti”), was im Deutschen hart an der Klippe zur Selbstaufgabe sich bewegt (obwohl bei so steilen Klippen wie den Cliffs of Mohor habe ich es vorgezogen, mich platt auf den Boden zu legen und gaaanz langsam mein Gesicht über den Rand zu schieben – von wegen bewegen!).
Steht vielleicht wie der ‘gelesene’ Satz zum ‘geschriebenen’ Satz. Etwa ‘Ich höre, wie vollkommen Eingeweide über mich bedeutungsvoll reden, mir ihre Angst vormachen.’ Wo statt der Eingeweide nichts anderes steht als ‘Eingeweihte’, nur daß es anders angelesen wurde. Beides funktioniert, und der Verleser birgt vielleicht die Wahrheit, mit der ich den neulich mich verunsichernden Satz wahrnahm, daß nämlich er, ANH, sich >>>> nicht überlebe.
Tatsächlich machte ich mir Sorgen. Denn ‘überleben’ meint ja doch immer das Überleben einer Katastrophe, eines traumatischen Ereignisses, Erlebens. Somit verwandelte er sich in eine Katastrophe. Und sich als Katastrophe zu empfinden, ist nicht wirklich etwas Vonderhandzuweisendes, zumal, wenn man dazu neigt, Eingeweide zu lesen, wo Eingeweihte gemeint sind. Also die entgegen aller Welt sich dann doch wieder In-Pose-Versetzten. Was einen erleichtert. Eingefangene Posen. Nicht >>>> Poznan. Andersaugen.
Per il resto:
Lavoro tutto il giorno come un monaco
e la notte in giro, come un gattaccio
in cerca d’amore… Farò proposta
alla Curia d’esser fatto santo.

>>>> Pasolini, Poesie mondane
Auch wenn ich stattdessen wieder mal eine Nach hatte, die von einer vergessenen Arbeit träumte und ich sie im Traum erledigte: Üb Ersetzen! Üb Versetzen! Üb Entsetzen! Das Rattern wieder der Worte. Die ganze Nacht.

III,260 <<<<

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