III, 268 – Tamerlan

Des hommes rejoignaient les camps en armes, des cavaliers apparaissaient dans le champs déserts et les flammes trouaient les ténèbres. Dans ce champ de bataille plus vaste, l’entrée de Tamerlan était inévitable. – René de Obaldia, Tamerlan des coeurs
‘arebeit’, die Mühsal des Schwertschwingens, jedes Wort ein “Heads off!”, sobald es abgeha(c)kt. Gestern von 5 a.m. bis 7 p.m. Wie schrieb ich dann gestern privatim gegen halb achte: Lampe sei müde, es entlockten ihm grad noch Töne ein Text, eine Hommage an den Orgelkomponisten Reger (“Gabe und Gnade zugleich”), morgen abzuliefern, bleibt nur noch Suppe und Gurk (Stellen darin, die an Döblin erinnern) und ein Weilchen Ofen, während es tatsächlich orgelt aus Reger-Kompositionen. So blöd, so wahr, so gut.
Dennoch sieht Eckenpenn selbst im wüstesten Durcheinander Blumenzwiebeln aufgehen. Auch hier im Hof sprießen schon die Blätter, aus denen dann Osterglocken hervorgehen werden. Erinnerungen an meinen ersten Haiku (sei’s, ich weiß ihn noch auswendig: “Osterglockenstrauß, am Abend noch verschlossen, blühte er nachts auf” (ein Haiku, den oder das ich nicht mehr so genau weiß, beschäftigte sich mit Pantelleria, die Insel lag am unteren Rand der Europakarte, die in ihrem Zimmer hing, weil mich der Rand interessierte, von dem man aus der Welt fällt)), morgens im Zimmer einer Krankenschwester im Schwesternwohnheim in Wolfsburg.
Auch so eine NÄHErin, wie die, die neulich nach der Braut von Messina suchte. Er, Eckenpenn, der Buchtrödler, der sie ansah, wurde sichtlich rot. Nun beschreibt er sich als über 60jähriger (der Autor selbst war’s nicht, als er’s schrieb), und ein solcher liest es als ein solcher zumal (Zeigte sich das Jenseits der Sechzig schon so stark?). Ich nehme an, sie, die NÄHErin, wird sich als reiterierendes Motiv fortsetzen. Und sei’s einer vordergründigen Verwechslung wegen.


Es ging sehr lustig zu im Schwesternwohnheim. Eines abends stand alles am Flurfenster, von dem aus man in ein Zimmer des Seitenflügels schauen konnte. Wo sich eine zunächst eine Entkleidungs-, dann eine Kopulationsszene entwickelte.
Lediglich den Bioladen betrat ich gestern. Die Großäugige aus Noto saß da mit einem Paolo, den sie mir vorstellte, aber nur dem Namen nach. Seit ich einmal dort vor acht oder neun Jahren Gedichte vorgelesen (der Schönwetterbauer begleitete mich auf der Gitarre mit recht simplen Akkorden, die er allerdings durchzuhalten verstand), schaut sie mich immer an, als wäre ich ein Wunder. Hm, jetzt vielleicht doch ein bißchen weniger. Aber es ist doch immer noch der Gestus des großen Blicks da.
Aber Lampe mochte auf nichts mehr eingehen, redete außer “piacere!” nur Unzusammenhängendes von der Herkunft des Rohrzuckers, den er sich gekauft, und des dortigen Präsidenten, worauf natürlich niemand etwas antworten konnte. Wie das ja eh oft genug geschieht. Etwa, wenn ich davon anfange zu reden, wie schwierig es gewesen, die Übersetzung für ein bestimmtes Wort zu finden.
Darum schwenkten sich auch plötzlich wieder in den Erinnerungsblick die Panam-Flugzeuge, die ich damals vom Moabiter Fenster aus über dem Tiergarten die Kurve zum Flughafen Tegel nehmen sah. So setzt sich alles. Aber am Wochenende soll’s regnen und kälter werden. Es ist noch Holz da. Für eine Woche etwa.
Ein dröhnendes Stampfen kam die Straßen entlang. Es war, als fahre ein Streitwagen Tamerlans über eine Ebene, besät mit trockenen, krachenden Knochen. Ein eisernes Ungetüm, grau, aber mit farbigen Ringen und Flecken betupft wie eine bucklige Riesenkröte. Ein einziges Rohrauge drehte sich heraus und tastete die Luft ab, bereit, Feuer auszusprühen: – ein Panzerwagen! – Gurk, Berlin
Der Stampfer, klar. Noch.


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