Das Arbeitsjournal des Sonntags, den 15. Januar 2023, noch im Morgenmantel, immer noch, geschrieben. (Und später Mendelssohns Elijah in der digitalen Konzerthalle, kommentiert mit einem, geschärft durch die Klarheit der ProAcs, Wort zum Monotheismus.)

 

 

[Arbeitswohnung, 9.51 Uhr]
Ungewöhnlich, daß ich um diese Zeit noch im Morgenmantel sitze. Aber die dritte Fahnentranche der → Verwirrung mußte zuendekorrigiert werden. Seit halb sieben saß ich dran; gestern nach 22 Uhr war ich “alle”. Doch die Lektorin wollte heute haben, was schon vorliegt; bis zum 27. soll beim Verlag abgegeben sein und muß es auch. Denn Drucktermine sind zur Zeit kaum vakant; schon voreinbarte müssen unbedingt eingehalten werden, was umso wichtiger ist, als das Buch ja nun endlich vorliegen soll im Frühjahrsprogramm. – 221 Seiten (von ungefähr 350) habe ich jetzt also durch und nehme an, daß heute im Lauf des Tages die nächste, nämlich vierte, Tranche bei mir eintrudeln wird, an die dann auch wieder sofort zu gehen ist.
Parallel noch immer das Protokoll des Vorbereitungsgesprächs zu meiner nächsten, der ersten dieses Jahres, Hochzeitsrede, deren erste Fassung bis Anfang Februar “stehen” muß. Keine Chance also derzeit für die Triestbriefe – dabei vibriert in mir, und leuchtet geradezu!, die Finalszene des Romans:

So schrieb ich es meiner Lektorin soeben in die Mail, mit der ich ihr die von mir durchgesehenen Verwirrungstranchen sandte. Und ich habe aufgeben müssen, was ich gerne getan hätte: nämlich, auch um noch einige wenige Unsicherheiten abzuklären, Anfang Februar ein zweites Mal nach Triest zu reisen; das wär dann auch ein schöner Geburtstag gewesen. Doch nein, is’ leider nicht drin, auch wenn’s finanziell im Rahmen wär. Gut, vielleicht dann im März. Der Romantext selbst kann ja (und sollte) dann schon fertig sein; Kleinigkeiten lassen sich auch noch im Nachhinein ändern, und nur um solche geht’s noch. Allerdings beginne ich zu zweifeln, ob das Erscheinungsdatum, das der Verlag gerne hätte, noch einzuhalten ist, Herbst dieses Jahres (es sei, sagte der Verleger, ein Frankfurtbuch, womit er eines zur Frankfurter Buchmesse meint).

Jetzt endlich ins Bad.

ANH

(Mir verschwimmen in meinem Alleinsein die Tage; ich muß quasi jedes Mal nachsehen, ob Montag, Donnerstag, Sonntag ist; zweimal habe ich deshalb schon Termine verpaßt. Also nenn ich sie bisweilen, wie etwa gestern, eigens mir selbst im Arbeitsjournal – worauf aber auch nicht wirklich Verlaß ist, weil ich längst nicht mehr täglich eines schreibe (auch dafür ist nicht die Zeit). Selbst, wenn mich das Ifönchen erinnert – selbstverständlich habe ich es so programmiert -, vergeß ich’s dennoch manchmal, binnen Minuten. So tief tauch ich dann in die Arbeit ab. In ihr unterhalte ich mich mit den Menschen; ob sie nur meine Figuren sind (meine gehört in Anführungszeichen) oder ob real, empfinde ich kaum mehr als Unterschied. Was der Grund dafür ist, daß ich mich trotz des Alleinseins nicht im entferntesten einsam fühle. Im Gegenteil sind es derart viele Stimmen, daß ich sehr viel weniger Musik als früher höre, schon gar konzentriert.

Ins Bad!

[10.37 Uhr])

***

[11.55 Uhr]
Doch jetzt zuerst einmal, ich erhielt soeben die Meldung, live aus der Berliner Philharmonie live Mendelssohns Elijahin der Digitalen Konzerthalle:

 

Und schon erbeben meine ProAcs — jubelnd, drohend!
Und er leuchtet, l e u c h t e t, ihr mahnender zorniger Klang !

 

 

 

 

 

 

 

 


[13.08 Uhr]
Auch die wie-gute-auch-immer Musik macht den Monotheismus nicht besser, viel eher zeigt gerade ihre Qualität seine Schrecken.

Jetzt aber wirklich an das Aufnahmeprotokoll.

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