Desertieren ODER Ein Friedenstext in den Zeiten des Krieges. Horcynus Orca (16), Sätze XI (Passagen).



                   Wenn seinem Sohn ernsthaft daran gelegen gewesen wäre, nach Hause zurückzukehren, dann hätte er ja als Antrieb sein Beispiel fix und fertig vor sich gehabt, das Beispiel seines Vaters, der mit Tabak versetztes Wasser getrunken hatte, als er an die Front geschickt worden war und den Befehl hörte: Schieß! Ich? Schießen?, hatte er sich gefragt. Wenn ich schieße, gibt es auch jemand, der auf mich schießt. Aber wieso nur, wieso schießen wir? Ich auf wen? Wer ist der andere? Wie heißt er? Kenne ich ihn? Wer ist der Österreicher, den Ihr da nennt? Was ist passiert, dass wir uns auf diese Weise herausfordern? Hat er etwas Schlimmes getan? Hat er Kindern das Brot aus dem Mund gestohlen? Hat er irgendeine Frau entehrt? Hat er Gewalt, Missbrauch, Camorristerei angewandt? Hat er das Wasser im Meer vergiftet? Fischte er mit der Bombüchse? Und dann war da noch ein Grund von allererster Bedeutung, nämlich dass er die Acitana zu Hause zurückgelassen hatte, die noch ganz frisch aus Aci da war und ihn unbedingt brauchte. Mit dem mit Tabak versetzten Wasser löste er alle Fragen, nach ein paar Schlucken glich er einem an Jahren alten Bettlägerigen. Er wurde ins Spital von Udine eingeliefert und von dem gings weiter nach Padua, von wo aus man ihn nach Hause schickte, in der Überzeugung, dass er bald sterben würde, und so vertraute man ihn bis Rom einem römischen Soldaten an, dem es besserging als ihm.

Stefano D’Arrigo. Horcynus Orca, Roman (Seite 563/564: S. Fischer Verlag Frankfurt am Main, dtsch. von Moshe Kahn | Kindle-Positionen 10332-10342)

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Horcynus Orca 17
Horcynus Orca 15

Stefano d’Arrigo
Horcynus Orca
Roman
Dtsch.v. Moshe Khan
S. Fischer, Frankfurt am Main
Geb., 1472 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 3100153375
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3100153371
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