Unbill der Liebe

 

          Eigentlich hätten wir glücklich werden können, aber sie machte überall hin. Etwa, wenn wir eingeladen waren. Ich bin immer zielstrebig gewesen, strebte eine verantwortungsvolle Position an, da muß man seriös wirken. Hätte ich da nicht repräsentieren müssen, wäre es etwas anderes gewesen. Doch wenn gerade d a n n … – Es reicht eben nicht, daß das Geschöpf an Ihrer Seite schön ist und Intelligenz zeigt, Umgangsformen, ja sogar Bildung hat. So daß Sie beneidet werden: “Wie hat er das nur wieder gemacht?” Ich bin eher unauffällig, mir traut man sowas nicht zu. Da beeindruckt das gewaltig, plötzlich bekommt man Angebote…
Ich weiß, wovon ich spreche. Es kommt auf Ihr Können immer erst in zweiter Linie an. Wichtiger ist, wer Sie begleitet. Und mich… nun, Sie sahen ja selbst… – Das erst, nichts anderes, öffnete mir bei Planck und Berkeley die Türen. Doch kaum begaben wir uns auf den Begrüßungsempfang, also meine, so habe ich sie von Anfang an genannt, Frau und ich … kaum also — und nicht etwa verstohlen in eine Ecke, nein: immer mitten in den Raum! Jemand will eine Rede halten, schlägt schon ans Glas oder steigt auf das Podium … und sie… —
Da fragen Sie ernsthaft, weshalb ich wieder allein bin? Und weshalb ich ins Backoffice kam? “So fleißig, aber geduckt …” – Ob ich mich
sehne? Ich w e i n e, Frau Christians, ich weine im Innern von früh bis spät. Wie glücklich hätten wir werden können! Wäre d a s nicht gewesen.

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(ANH, 2005)




 

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