Brücken. 14. 05. 09. montgelas. Ein Loblied.

Und stechen mich die Dornen,
Und wird mir’s drauß zu kahl,
Geb’ ich dem Roß die Spornen
Und reit’ ins Neckartal.

(v. Scheffel)

Ein etwas, von Außen betrachtet, ungleiches Paar, zu dem später, von ihm zwar vermutet, aber dann doch überraschend, ANH und Aikmaier stießen, saß da gestern Nachmittag im Knösel und diskutierte warmherzig, Gott und die Welt draußen vorlassend, über gemeinsame und unterschiedliche Befindlichkeiten, Abneigungen und Neigungen. Das empfindsam geführte Gespräch, bestätigt meine Erfahrung, dass ein Interesse an Literatur und Kunst Sensorien ausbildet, die zu einem großen Teil helfen können Generationsgrenzen zu überbrücken, sofern da kein Anbiedern, sondern gleiche Augenhöhe ist. Aikmaier, auch er einer jüngeren Generation zugehörig, ein hochsensibler, scharfer, brillanter Geist mit würzig-trockenem Humor, hatte ich, teilen wir doch manche Neigung, zwei Bücher mitgebracht, die doppelt in meinen Regalen bis gestern gestanden haben. Er hat sich gefreut und revanchierte sich vor ANHs Lesung mit einem Sonderdruck.
Alters – und Modegrenzen überwand dann auch ANH, sehr konzentriert, in seiner Lesung. Doppelter Respekt, der des Autors vor seinen meist jungen Zuhörern und der des Publikums vor dem Autor und die gemeinsame Achtsamkeit gegenüber einer Kunst, die sich an der Welt reibt, schuf eine Brücke über die alle Seiten aufeinander zugehen konnten. Hölderlins Lockung „Komm! ins Offene, Freund! zwar glänzt ein Weniges heute…drückt sanft und bescheiden aus, was an diesem Abend geglänzt hat. Die Rezitations- und Mediationskunst des Autors brachte seine Verse zum Leuchten und Klingen. Wer Ohren hatte, konnte gestern Abend die enge Verwandtschaft zwischen Musik und Lyrik gut empfinden.
Eine musikalische Trennungspause, zwischen „Der Engel Ordnungen“ und den „Aeolia“, die das Publikum ein wenig ausatmen lässt, hätte ich persönlich für gut befunden, stellt sich doch, denke ich an meine Erfahrungen, nach ungefähr 25 Minuten konzentriertem Zuhören beim Publikum oft ein Konzentrationsschwund ein. Das anschließende Tafeln beim Griechen, wir mussten leider früher fahren, hat mich wieder einmal in meiner Meinung bestärkt, dass Kunst eine Nähe herstellen kann, die zeitweilig natürliche und eingebildete Altersbarrieren vergessen macht, Alltagskonkurrenzen ins Off schiebt und Kommunikation zwanglos, heiter, weit und offen werden lässt.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .