Argo. Anderswelt. (135).

WUMMS machte es da, und Kignčrs taumelte ein paar Schritte, hielt sich an einem Mast aber fest. Schon waren die drei, woher sie auch immer gekommen waren, paar kurze hallende Schritte, wie aus dem Nichts blitzte ein Feuer aus Stöcken aus Ketten, die zogen sie ihm über, schon waren die Burschen ganz über ihm, Fäuste donnerten schwangen, das hieb sich ihm in die Weichen, etwas versuchte, ihm die Beine wegzureißen, damit er auf den Boden knalle. „Besoffenes Arschloch! Dich machen wir alle!“ „Wir wollen ein sauberes Buenos Aires!“ „Widerliches Gesocks!“ „Los, wir killen den!“ Und immer weitergeprügelt, eine Fahrradkette verfing sich klirrend um den Mast. Eine zweite um Kignčrs linken Arm. „Wir legen dich Arschloch vor Nullgrund ab. Die werden deinen Kadaver schon rüberschmeißen, die Milizen, zu all dem ganzen anderen Scheiß.“ Das ließ sich gut, Silbe um Silbe, mit Schlägen rhythmisieren. „Schon weil du so…“ und voll in die Fresse – „stinkst!“ Ein Zahn splitterte im Gaumenraum, Kignčrs spuckte nicht, sondern schluckte die Spreissel in Bätzchen Blutschleims herrunter. Die Kerle traten weiter und hieben. Die eine Kette kam vom Mast wieder los. Und schmißte endlich dem Mann jeden Alkohol aus dem Leib, so wurde der nüchtern. So daß sein Geist, nein, sein Instinkt, die Gelegenheit erkannte, etwas mit dieser furchtbaren Trauer zu tun, ihr endlich eine Richtung zu geben, eine Form, die ihm nicht nur vertraut war, sondern die er restlos beherrschte. Der Sittich jubilierte, da war er wieder und schlug mit seinen Flügelchen. Er war ganz aufgedreht vor Glück. Denn was Kignčrs einstecken mußte, war ja nicht unangenehm. Sondern es waren Berührungen Gottes. Der segnete ihn mit praktischen Schmerzen, klaren Schmerzen: sie waren von körperlichster Reinheit. Auf den Ritus dieser Kirche verstand Kignčrs sich. Es war das erste Heilige Abendmahl seit seinem Abschied vom aktiven Dienst. D i e s e Oblaten, dieser rote, dieser alkoholfreie Wein – wie er schmeckte! Kignčrs kaute und kaute, trank und trank. Er wollte mehr, immer mehr. Nur war zu wenig davon da. So daß der Gottesdienst viel zu schnell vorüberging. Erst als Kignčrs keuchend und blutend zu sich kam, die Klamotten nun völlig zerrissen, der Mann selbst aber frei, ja von den herrlichen, zu seinen Füßen sich krümmenden, in die eigenen Ketten gelegten Annunziaten befriedigt, weil sie ihm den Unglauben nahmen, eine von ihnen bewegte sich g a r nicht mehr, sondern floß aus, nicht einmal die Fußhebeschwäche merkte mehr Kignčrs, erst da fiel ihm auf, daß er mitten in einem Lichtkegel stand.

>>>> ARGO 136


ARGO 134 <<<<

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .