Rechtsradikalismus & Literatur. Aus dem heutigen fiktionären Newsletter.



Michael Kleeberg verfaßte im Juli oder August 2000 in „Die Welt“ einen Aufruf des Inhalts, es mögen sich die Schriftsteller Deutschlands, vielleicht in einer Art Manifest, zu den neuen Rechtsradikalen äußern und gegen sie öffentlich zusammenschließen. Nach einem Gespräch mit dem Redakteur Tilman Krause habe ich auf Kleebergs Aufruf reagiert; meine „Antwort auf Michael Kleeberg“ erschien im August oder September 2000, ebenfalls in „Die Welt“. Als ich bei Durchsicht meiner theroetischen und polemischen Arbeiten neulich darauf stieß und ihn noch einmal las, fand ich, er habe von seiner Aktualität auch in poetologischer Hinsicht wenig verloren. Deshalb mache ich den kleinen Brief-Aufsatz nunmehr über >>>> die fiktionäre Website wieder zugänglich.

6 thoughts on “Rechtsradikalismus & Literatur. Aus dem heutigen fiktionären Newsletter.

  1. D’accord. Ich habe es auf meine Weise gesagt. Aber wie man es auch sagt; es wird nicht verstanden. Oder haben Sie jemals eine vernünftige Reaktion auf Ihren Text bekommen?

    1. Aber nein! Ich fand sogar über eine google-Kontrolle Auszüge aus meinem Text in Horst Mahlers widerlicher Neonazi-Site. Da hab ich ziemlich geschluckt. Es war eine Art Emser Depesche und ziemlich heikel für mich mit meinem Geburtsnamen. Aber ich habe nichts dazu gesagt, um nicht dem Mann noch durch den Widerspruch Futter zu geben. Vielmehr muß so etwas ausgehalten werden können, wenn man denn auf Wahrheit besteht, deren Widerstreiter in jedem Fall das so oder so manipulative Kalkül ist. Wer den Text aufgrund der von Mahler selbstverständlich von mir unauthorisierten Stellen g a n z liest, der begreift, denke ich, schnell den wirklichen Zusammenhang. Und wer’s nicht tut, nun, das kann ich nicht ändern. Wie schrieb mir >>>> Buchheuer neulich? “Wer sich in die Öffentlichkeit begibt, kommt darin um.” Mag sein. Mag auch nicht sein. Die eigene – in genauen Zwischentönen argumentierte – Meinung deshalb lieber zu verschweigen, darf keine Essenz eines Nachdenkens sein.

    2. Das habe ich befürchtet, wenn auch nicht in dem Ausmaß. Ein Psychopath wie Horst Mahler reagiert, sonst aber niemand? Dies ist wieder einmal eine Bestätigung der leidigen Tatsache, daß schwierige Themen den Ultrarechten überlassen werden, weil die sog. liberale oder linke Öffentlichkeit zu träge ist, ihre Scheuklappen abzulegen. Wer es tut, für den gilt gewiß, was Else Buschheuer Ihnen geschrieben hat. Was bleibt, ist nur die Gewißheit, daß spätere Generationen, sofern nicht komplett verblödet, einem Gerechtigkeit widerfahren lassen werden. Ein Grund, auf das ewige Leben zu hoffen. (Aber kein zureichender.)

    3. Was hab ich von ewigem Leben? Nix. Gäbe es so etwas, wir spürten keine L u s t mehr, keinen Rausch, keinen Schmerz. Ich find das nicht so erstrebenswert. Stellen Sie sich einmal vor, wenn man da alles trifft – und dann noch für ewig. Nee, d i e s e r Himmel wär die Hölle. Lieber Baum werden wieder und Gras oder eine Feder des linken Flügels eines Sperlings.

      Aber auf so etwas kommt es in diesem Zusammenhang eh nicht an. Tatsache ist, daß die guten Menschen sich niemals äußern mögen, wenn sie dabei in Gefahr geraten, mißverstanden zu werden. Der Mut, mißverstanden zu sein, ist in der deutschen Intelligenz rar. Das mag geschichtliche Gründe haben, und persönlich habe ich sogar Verständnis dafür; ich kenne ja die Folgen. Nur öffentlich resultiert aus dieser Mutlosigkeit ein invertierter Goethe, der stets das Gute will, doch stets das Schlechte schafft. In diese Richtung argumentiert mein Text: Indem die Feuilletonage die meinethalben Rechtsvandalen zur Bewegung stilisierte, schaffte sie den oft nur Tumben überhaupt erst die politische Basis. Nicht anders war das übrigens bei Schirrmachers öffentlicher Erklärung, weshalb die FAZ Walsers Kritiker-Buch nicht als Vorabdruck bringe: Genau diese Erklärung wurde zu einem der Fundamente des ungeheuren ökonomischen Erfolgs dieses imgrunde nichts als schlechtgeschriebenen Buches. Schirrmacher, als Medien-Professioneller, mußte das vorauswissen können: indem er dem Buch dem Antisemitismus zuschlug (an sich schon ein verunklarendes Wort, weil von ‘Semiten’ fast der ganze Nahe Osten bewohnt wird, und zwar unabhängig von Nation und Glaube), hat er es ‘berühmt’ gemacht.

    4. Das alles (und auch die Sache mit dem ewigen Leben) sehe ich genauso. Zu der sog. Walser-Debatte sei ergänzt, daß sie – wie wir alle wissen – nicht nur dem Autor und seinem Verlag förderlich war. Und in der sog. dt. Intelligenz geht es so zu wie auf jeder x-beliebigen akademischen Vollversammlung oder (freundlicher gesagt) wie in einigen Sketchen von Loriot. Es geht nicht um die Sache, sondern nur um Macht.

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