Paul Reichenbachs Donnerstag, der 1. Februar 2007. Die Kuh.

Hymne an Hathor

“Wie ist sie schön! Die Goldene ist blühend, strahlend, ganz in Blüte!
Für Dich schlagen der Himmel und die Sterne das Tamburin,
die Sonne und der Mond preisen Dich, die Götter rühmen Dich,
die Göttinnen stimmen Hymnen an. Wie ist sie schön!
Die Goldene ist blühend, strahlend, ganz in Blüte!
Für Dich singt die ganze Erde, für Dich tanz jeder der lebt.
Die Beiden Länder und die Nationen preisen Dich im Himmel bis zum Horizont.
Wie ist sie schön! Die Goldene ist blühend, strahlend, ganz in Blüte!
Aton in seinem Lauf, das ganze Meer schlagen für Dich das Tamburin.
Die Griechen feiern Deine Lobpreisungen,
die Fremden sind für Dich erfüllt von Freude.
Wie ist sie schön! Die Goldene ist blühend, strahlend, ganz in Blüte!
Die Männer und Frauen schlagen für Dich das Tamburin.
Die mächtigen Götter tanzen für Dich, ganz Ägypten preist Dich,
die zwei Göttinnen machen Deine Lobpreisungen. […] (aus dem Netz)

Hinter dem Begriff der „Emanzipation der Frau“, wird er von Männern vehement vertreten, tarnt sich die alte Furcht Moses vor dem „Goldenen Kalb“, der Kuh Hathor. Die Folge und Ziel sind nicht etwa eine „Neue Freiheit des Weiblichen“, sondern Homologisierungen. Diese Art Anpassung zwingt die Frauen unter die Zuchtrute ökonomischer Verwertung und macht sie damit verfügbarer, als sie es je in der Geschichte waren. Natürlich weiß ich, dass es keine Rückkehr zu Inanna, Hathor, Isis, Aphrodite und Venus geben kann. Die Hinwendung zu Maria, ungefähr im 13. Jahrhundert, die bis zum heutigen Tag anhält, ist für mich, in diesem Kontext, ein Atavismus, den ich zwar sympathisch finde, aber mir nicht erklären kann.

5 thoughts on “Paul Reichenbachs Donnerstag, der 1. Februar 2007. Die Kuh.

  1. Dieser Zeitraum entspricht ungefähr der Durchsetzung der Christiaisierung in Nordeuropa. Die Hinwendung zu Maria ist insofern möglicherweise ein Ausweichen auf Maria. Namentlich im mediteranen Katholizismus war und ist in Form der Heiligenverehrug das heidnische, ans mythische Mutterrecht gebundene Element n i e gebrochen worden. Jenes hat auch und gerade in der Urform des notwendigerweise patriarchalen Monotheismus, dem Jüdischen, seinen sogar allertiefsten Audruck behalten: jüdisch ist nur, wer von einer jüdischen Mutter geboren wird; allein über sie ist die Linie vererblich.
    In diesem Zusammenhang ist der tatsächliche Grund des Trojanischen Krieges mitzubedenken: Eigentum an Land vererbte sich seinerzeit matrilinear. Mit Helena wurde also L a n d enteignet. Und um L a n d wurde gekämpft.

    1. Maria, Katharer und Beginen. Der Marienkult war und ist kein Ausweichen. Sein Entstehen verdankt er u.a. der Existenz der >>>Katharer und der sich immer mehr ausbreitenden >>>Beginenbewegung im Europa des Hochmittelalters. Gegen sie richtete sich die Einführung des Marienkultes. Man belebte mit ihm scheinbar alte Göttinnenmythen, christlich abgespeckt, um der wachsenden Rolle der Frauen bei den Katharern, etwas entgegenzusetzen. Ein zweites Ziel, das ist alles spekulativ, war die Eindämmung der Frauenbewegungen dieser Zeit durch Integration der Beginen in die klösterliche Ordnung.

  2. Es gibt nichts Wahres im Falschen. Falsch, Paul. Sehr falsch. Wünschst Du das Rad der Entwicklung zurück zu drehen? Du denunzierst hier frank, fröhlich und frei eine gesellschaftliche Entwicklung, die den Frauen mehr Selbstbestimmung brachte. Du denunzierst ihre Kämpfe um Gleichberechtigung und flüchtest argumentativ in die Kulturhistorie, die Du Dir zu Recht biegst. Die Kontrolle der Männer über die Frauen war in vorzivilisatorischen und feudalen Gesellschaften schlimmer, als es je die „Zuchtrute“ des Kapitals sein kann. In dem Du in die Mythen ziehst, vernachlässigst Du die materiellen Gründe, die heute von Frauen und Männer volle Verfügbarkeit einfordern. Und begehst damit meiner Meinung nach, was die Emanzipation der Frauen betrifft, ähnliche Denkfehler, wie die Autoren der „Dialektik der Aufklärung“, die der Aufklärung ihre eigene Negation unterstellten.

    1. kleiner Kontrapunkt Die Pfandung.
      E i n B a u e r u n d s e i n e F r a u .

      Abends in ihrer Schlafkammer.

      Der Mann. Frau, liegst du? So thu’ ich das Licht aus. Dehne dich zu guter letzt noch einmal recht in deinem Bette. Morgen wird´s gepfandet. Der Fürst hat´s verprasst.
      Die Frau. Lieber Gott!
      Der Mann (indem er sich niederlegt.) Bedenk einmal das wenige, was wir ihm gegeben haben, gegen das Geld, was er durchbringt; so reicht es kaum zu einem Trunke seines köstlichen Weins zu.
      Die Frau. Das ist erschrecklich, wegen eines Trunkes zwei Leute unglücklich zu machen! Und das thut einer, der nicht einmal durstig ist! Die Fürsten können ja nie recht durstig seyn.
      Der Mann. Aber wahrhaftig, wenn auch in dem Kirchengebet das kommt: »Unsern durchlauchtigen Landesherrn und sein hohes Haus,« so kann ich nicht mit beten. Das hieße Gott spotten, und er lässt sich nicht spotten.
      Die Frau. Freilich nicht ! – Ach, ich bin in diesem Bette geboren, und, Wilhelm, Wilhelm! es ist unser Brautbett!
      Der Mann (springt auf.) Bedächte ich nicht meine arme Seele, so nähm´ ich ein Strumpfband, betete ein gläubig Vaterunser und hinge mich an diesen Bettpfosten.
      Die Frau (schlägt ein Kreuz.) Gott sey mit uns! – Da hättest du dich schön gerächt!
      Der Mann. Meinst du nicht? – Wenn ich so stürbe, so würdest du doch wenigstens einmal seufzen!
      Die Frau. Ach Mann!
      Der Mann. Und unser Junge würde schreien! Nicht?
      Die Frau. Gewiß!
      Der Mann. Gut! An jenem Tage ich, dieses Seufzen und Schreien auf einer Seite – der Fürst auf der andern! Ich dächte, ich wäre gerächt.
      Die Frau. Wenn du an jenen Tag denkst, wie kannst du so reden? Da seyd ihr, der Fürst und du, ja einander gleich.
      Der Mann. Das wolle Gott nicht! Siehe, ich gehe aus der Welt, wie ich über Feld gehe, allein, als ein armer Mann. Aber der Fürst geht heraus, wie er reist, in einem großen Gefolge. Denn alle Flüche, Gewinsel und Seufzer, die er auf sich lud, folgen ihm nach.
      Die Frau. Desto besser! – So sieh doch dies Leben als einen heißen Erntetag an! – Darauf schmeckt die Ruhe so süß; und dort ist Ruhe von Ewigkeit zu Ewigkeit.
      Der Mann (legt sich wieder nieder.) Amen! Du hast recht, Frau. Lass’ sie das Bett nehmen, die Unsterblichkeit können sie mir doch nicht nehmen! Schlaf wohl.
      Die Frau. Und der Fürst und der Vogt sind ja auch unsterblich. – Gute Nacht! Ach, morgen Abend sagen wir uns dies auf der Erde.

      (Johann Anton Leisewitz) – http://www.literatur-live.de/salon/leisew.htm#Die%20Pfandung

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .