Paul Reichenbachs Dienstag, der 6.März 2007. Nullbock.

Was, außer wartend Dienen, soll ich Sklave tun
zu all den Stunden, die nur Du bestimmst?
Shakespeare, Sonett 57.
>>>(Übers. Leander Sukov)

Sie trafen sich dann noch einmal, vor seinem großen Crash, davon soll heute nicht berichtetet werden, im Cafe Resi…

Nein, das ist heute nicht das Thema. Ich will weg von der 3.Person, ihren Kamerablick, und wieder hin zu mir selbst. Zum aktuellen Ich. Denn Rückschau ist nicht nur Bilanz und mögliche Nostalgie, sie dient auch als Vehikel zur Flucht vor dem Alltag. Und der hat sich seit 8Tagen total verändert. Jeden Morgen bin ich für eine Stunde bei meiner Mutter. Der frühe Abend wird auch von ihr besetzt. Sie genießt das und schüttet mich mit Aufgaben und Worten zu. Einkaufen, Kochen, Wäsche waschen und dann immer ihr: „nein – ich will es so, du machst es falsch…” usw. Das nervt, vor allem deswegen, weil ich sie eigentlich nicht leiden kann und weil es mich nicht mental zu mir kommen lässt.. Pflicht und Neigung passen selten zusammen. Diese Binsenweisheit begleitet mich nun schon mein ganzes Leben. Frei und authentisch, das mag paradox erscheinen, fühlte ich mich nur im Knast. Das stimmt nicht ganz, es gab auch noch andere, “glückliche” Zeiten. Mein derzeitiges Lebensgefühl lässt sich in einem Satz zusammenfassen: Ich habe einfach keinen Bock mehr auf Verantwortung und kann die Leute gut verstehen, die zu ihrer Frau sagen – ich geh mal Zigaretten holen – und nicht wiederkommen. Das wird mir nicht passieren, mein Überich tritt da schon rechtzeitig auf die Bremse. Trotzdem entwickelt der Traum, ohne Ziel und Verstand aufzubrechen, stärker als jemals zuvor, seine eigene Dynamik. Sie gilt es in Schach zu halten. Ein Glück, dass es Kunst, Musik und Literatur gibt. Ihre Dreieinigkeit und die Neugier schützen vor der Flucht ins Bodenlose.

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