Arbeitsjournal. Donnerstag, der 24. September 2009. Mit einem CO2-Problem und Warnung vor dem Hunde.

4.54 Uhr:
[Am Terrarium. Scelsi, Pranam II.]
Eine wunderbare Morgenmusik. Bin tatsächlich hiergeblieben, wurde gegen Viertel vor zwölf (eine Flasche Federweißens) derart müde, daß ich mich legte, diesmal zu meinem Buben ins Zimmer, unten in sein Etagenbett, und auch sofort einschlief. Irgendwann nachts hörte ich die Heimkehrerin, ich hatte die Tür, der nebenan schlafenden Kindlein halber, offen gelassen. Um halb vier meldete sich dann mein Mobilchenwecker, er braucht ein wenig, mich realisieren zu lassen, daß e r es sei und nicht etwa eine weitere Schlaufe meines Traumlabyrinths, in dem ich die Nacht über herumflanierte, nicht ängstlich, nö, eher neugierig vor lauter Gefaßtheit, was denn im Leben noch so auf mich zukommen werde außer dem Husten, der seit gestern mittag in meiner Lunge anklopft, weil er ein ruhiges Örtchen braucht, um sich mal wieder auszuleeren. Die Lunge öffnete nur einen Spalt die Tür, aber Sie wissen ja, wie diese Art Vertreter i s t; man merkt den Fuß erst gar nicht richtig, den sie in den Türspalt stellt. Nur, wenn sie dann drückt
Gut. Das letzte Kaffeepulver in die Maschine getan, dann mit dem Kumb Kaffee (ich schriebe auch hier lieber „Kaffees“, aber sowas strichen meine Lektoren immer gern, übersahen die alte Form aber im ein- und anderen Fall, so daß in meinen Büchern oft beides zugleich vorkommt, der Kaffee und Kaffees, was ich vollkommen richtig finde, weshalb ich da auch nie was gesagt hab; das Alte bleibt nicht im, sondern neben dem Neuen erhalten: so ist unsere Welt, jedenfalls derzeit) – mit dem Kumb Kaffees und einer Zigarette hinab auf die Allee, um zu rauchen; der Zugang zum Balkon ist nunmehr dreifach schlafverstellt; etwas vor mich hingesonnen, geraucht, denn ich tu, was ich mir vornehm, gewöhnlich auch, dann wieder hinauf und an den Schreibtisch.

Ich seh gerade, daß man unter meinem gestrigen Arbeitsjournal das Psychogramm eines rasend werdenden Junkies lesen kann; das verschieb ich mal gleich in den >>>> Anti-Herbst, ist zu viel Mühe, es einzeln wegzulöschen. Sie können es jetzt >>>> dort als “Studie eines CO2-Problems” nachlesen. Aber >>>> was ich Frau Bürger schrieb (über deren offenbare Gegenwart ich mich wirklich sehr freue), das möchte ich hier, gleichsam im allgemeinen, noch einmal unterstreichen. Ich hab da gestern nacht noch und noch weglöschen müssen, ein bißchen HölderLine, vor allem aber den zunehmend durchdrehenden Bischofslinksi; den Bischofslinkis dieser Netzwelt insgesamt sag ich auch hier noch einmal: Die Dschungel brauchen Sie nicht; wenn Sie sich an ein einigermaßen zivilisiertes Procedere halten, zu dem auch eine angemessene Form der Bündigkeit gehört, sind Sie gerne als Kommentatoren gesehen, ansonsten suchen Sie sich andere Spiel- und (für Sie) Sudelfelder – oder nehmen es halt hin, daß man sie löscht und/oder verschiebt und dann die Tür zumacht.

Fünfte Elegie. Ab sechs wird hier wieder Leben sein, um halb acht werd ich mit meinem Buben zusammen aufbrechen; wir haben ja den völlig gleichen Weg; er muß bloß noch hundert Meter weiter.

5.58 Uhr:
[Scelsi, Trio.]
„Zwischen“-Postscriptum: Daß >>>> Vergil selbst nicht reagiert, wundert mich übrigens nicht, und zwar einfach deshalb, weil er sowas, glaube ich, noch nie getan hat; er läßt immer stehen und laufen, wahrscheinlich liest er nicht mal mehr nach. Ich hab versucht, mir von ihm eine Vorstellung zu machen, aber anders als bei >>>> Herrn Malos gelingt mir das nicht.

8.03 Uhr:
[Arbeitswohnung. Tiensuu, Nemo.]
Angelandet, mit dem Buben die Schultasche gepackt, er blätterte noch etwas in Stevensons Schatzinsel, die er nach „Narnia“ lesen will. Ich selbst geh gleich an die Elegien, werd aber auch die Scelsi-CDs weiter durchhören, meine Notate dazu machen und dann für die FAZ mit der Besprechung der Werkausgabe beginnen, morgen schon vielleicht, vielleicht übermorgen. Es wird auch dringende Zeit fürs >>>> virtuelle Seminar.
Die Buchmesse Frankfurt nähert sich, wochendraufs gleich das Symposion in Innsbruck, für das ich immer noch nicht weiß, wie ich die Fahrtkosten vorlegen soll; einen billigen Flug werde ich schon versaubeutelt haben und also doch die lange Zugfahrt inkauf nehmen müssen und dann eben ohne meinen Jungen fahren, den ich eigentlich mitnehmen wollte. Oder er tut sich die lange Tour mit an, aber das soll er selber entscheiden.
Vielleicht radle ich nachher kurz zu >>>> Matthes & Seitz um die Ecke, weil da PENseiDank ein kleines Honorar aussteht, das mir erst mal erlauben würde, in den nächsten Monat zu hoppseln. Normalerweise wird aber erst nach Auslieferung des Buches bezahlt, das muß ich irgendwie nach vorne drehen. Krankenkasse ist dreifach offen, die Visacard muß geschützt werden, bei Vattenfall darf ich auf k e i n e n Fall mehr säumig werden usw. Von dem andren laufenden Kram red ich da erst gar nicht mehr. Man könnte vielleicht Ghostwriter werden, aber wie ich mich kenne (wie mich andere kennen), wird keiner ein solches Risiko eingehn – völlig zu recht, ich kann nur vor mir warnen.

2 thoughts on “Arbeitsjournal. Donnerstag, der 24. September 2009. Mit einem CO2-Problem und Warnung vor dem Hunde.

  1. Lieber Herr Herbst, machen Sie sich keine Gedanken. Ich habe das schon verstanden, möchte nur selbst nicht in die Hin- und Herhackerei einbezogen werden.
    Ist das andere Konto noch geblieben? Bitte kurz als Email, wenn Sie meine Adresse noch haben.

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