Die letzten Tage 49

Es zuckte sich mir ein plötzliches Lächeln ins Gesicht, zu dem ein kurzes Schnaufstoßen aus der Nase kam. Weil ich zuvor von der Dauer las. Dauer sei kein Gemeinschaftserlebnis. Handke (wäre gespannt auf eine Schilderung der witzigen Begegnung Albans mit ihm). Und weil ich das damit verband, dass ich gestern ganz vereinnahmt wurde von dem Gedanken an den letzten Märztag vor zwanzig Jahren auf dem Kapitol, wo das Ja-Wort-Geben und das Ring-Anstecken dem Platz sich sicher einprägt für „alle Ewigkeit“, wofür schon ein michel Engel sich als Stern in die Pflasterung geritzt. Und weil ich auch hatte denken müssen, dass die Odysee mir die Ehe gewesen, nun aber diese Reise zu Ende sei: zum heimwärts Wandernden tritt die Dauer hinzu (Gedicht an die Dauer). We are all goinghomers. Ich weiß, es gibt mittlerweile einen anderen. Solange er mir nicht ins Haus fällt… Akkordeons zogen vorgestern abend durchs Dorf, klingelten:

I Passionari di Fornole. Verteilten Ostergebäck, und ich kratzte mein Kleingeld zusammen. Viel war’s nicht. Gestern wieder ein Abend zu deutschdritt in der Oberstadt. Da wurde aus Flugzeugen gesprungen, an der Eigerwand entlang geflogen, im Halbschlaf über Straßen gesegelt, da hupfte einer am Bungeeseil ins Leere, aber auch nur, weil vorher zwei Kinder das getan und die Menge hinter ihm johlte, da verlor einer völlig jeden Halt im Sturzflug des Segelflugzeugs, um dann plötzlich Kopf zu stehen und nicht mehr zu wissen, wohin mit all den Körperteilen, die einer hat, die dann in der Orientierungslosigkeit immer mehr werden, je mehr Muskeln ins Spiel kommen. Bodysplitting. Möglich, daß der Camper-Bewohner mir zum Kunden wird: er muß italienisch lernen. Weil das mit Kerstin in Montefiascone wohl doch nicht so sicher sei, hinter jeder Ja-Ecke wohne ein Nein. Hatten wir schon. Ostern – zum Glück (doch: zum Glück) – mit Arbeit eingedeckt: Patent- und Markenmißbrauch. Sowas finde ich dann doch wieder spannend. Jedenfalls keine Etrusker.

2 thoughts on “Die letzten Tage 49

  1. @Lampe. Ich finde das mit dem Bild hier ganz großartig. Einfach in m e i n e m Sinn: es verknüpft reine Dichtung, autobiografische Dichtung, mit dem Dokument, das seinerseits poetisiert wird. Toll.

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