Die letzten Tage 89

Die unterm Olivenbaum im Schatten der Grille kaum hörbare Nachbarin mit einem Besen. Die unten im Hauseingang auf micht wartende schwarze Katze, die mich anmiaute und sich schmiegte, als ich mit dem Futter wieder aus der Wohnung kam. Die Manöver in den engen Straßen der Oberstadt. Den Rest des gestrigen Tages zwischen Sofa (‚Tod des Vergil’: Und fiebernd richtete er seine Wachsamkeit auf das Sichtbare, daß irgendwo ein menschliches Lebewesen sich zeige. Nichts zeigte sich.) und Schreibtisch (liegen gebliebene Minibuchhaltung). MM rief an: Morgen ans Meer, gegen elf? Nicht wirklich eine Stunde, um bei der Hitze ans Meer zu fahren. Aber Arbeit lag auch nicht an, nur der Gedanke an den Wechsel zwischen Sofa und Schreibtisch. Er beschwichtigte: wir bauen uns eine Art Zelt, um im Schatten liegen zu können. Schließlich willigte ich ein – unter dieser einen Bedingung (die andere: Spritgeld). Heute morgen noch die Ankündigung: G., der sechsjährige Sohn der beiden Homeriden, und die ‚Hamburgerin’ und ihr dreijähriger Sohn kämen noch mit. Mit G. schloß ich dann Freundschaft, insofern als er mich bat, ihm einen Ball zu kaufen, und als er mich beim Gang an den und weg vom Strand an die Hand nahm, zu schweigen von den Balgereien im Wasser. Wir sangen auch ein Lied, in dem es um Wassermelonen ging, die dort die Traktoren fuhrenweise transportieren, und bei dem ich den immer anderen Refrain von ihm vorgeflüstert bekam. Leider gab’s Sorge bei ihm im Haus, die etwas ältere Schwester habe Lungenentzündung. Bei der ‚Hamburgerin’ hatte ich zunächst an eine andere gedacht, die in Amelia mit ihrem ital. Mann Wellness praktiziert. Aber es war eine neue, eine die wegen des Ingenieur-Vaters in aller Welt aufgewachsen und einen Turiner Fotografen geheiratet: Die Suche nach dem Örtchen Wo-fühl’-ich-mich-wohl. Dito Wellness. Sie. Aber eine andere Richtung. Amelia scheint eine Art Geheimtip zu sein. Zufällig kommt man jedenfalls nicht hierher, dafür liegt’s doch etwas abseits. Gleichviel, trotz des Schattens war ich mehr in der Sonne, d.h. also im (recht warmen) Wasser oder auch wieder den Strand entlang gehend. Jetzt beim Schreiben brennt die Haut auf den Schultern und etwas darunter, das Gesicht krebsrot. Eine Mail: 80-90 Seiten pro Monat für eine Website. Ob ich interessiert sei. Ja, schrieb ich zurück. Auch daran denken (die den Kopf schüttelnde Minibuchhaltung gestern).

6 thoughts on “Die letzten Tage 89

    1. Ich wünsche Ihnen viel Glück zu Ihrer Nachbarin. Auch natürlich Ihrer Nachbarin. Das Außerordentliche der Nachbarin war indes lediglich die höllisch zirpende Grille.

  1. Das Meer und das Schwarze Lieber Herr Lampe,

    zu Bild 1: erstaunlich, dass Sie da auf das Schreiben sich zu konzentrieren in der Lage….
    Zu Bild 2: So lässt sich ein Tag am Meer gut aushalten!

    Nochmals zu Bild 1: das Motiv mit den anrollenden Meereswogen, es hätte sich gut gemacht als eigener Eintrag in größtmöglichem Format hier eingestellt, dazu unterlegt ein Audiofile mit Meeresrauschen… ich würde es mir auf den Bildschirm als Schoner laden, den ganzen Tag über, wenn am Schreibtisch sitzend, immer wieder vor Augen, dazu das beruhigende Geräusch der anrollenden Meereswellen im Ohr… Aaaaaahhhh…..
    …..und dann sehe ich auch das „Schwarze“, den schwarzen Fisch, der da in Ufernähe herum schwimmt…. Oder…. Aber…. Wenn ich genau hinsehe, also GANZ GENAU, Herr Lampe, dann könnte doch das geheimnisvolle „Schwarze“ auch eine kleine Meerjungfrau sein….
    weiter den Blick in die Wellen fixierend
    grüßt Teresa

    1. zu Bild 1: erstaunlich, daß Sie denken, ich schriebe dort.
      zu Bild 2: das Wasser rief, die Sonne schlief nicht, die Haut hat einen roten Teint.

      Zum Einstellen eines solchen großformatigen Bildes mit Hintergrundrauschen fehlen mir die technischen Mittel. Obwohl ich mir das gut vorstellen kann. Früher hielt man sich Muscheln an die Ohren.
      Hm, diese Meerjungfrauen. Odysseus ließ sich am Mast festbinden. Die hockten da alle auf dem Lande, die Sirenen. Vgl. auch den Exkurs hierzu in der ‘Dialektik der Aufklärung’.
      Was nicht heißt, daß der junge Mensch von sechs Jahren mir nicht doch eine Taucherbrille aus seinem Säckchen hervorgeholt hätte. Er drückte mir auch einen Stock in die Hand. “Fische fangen!” Muschelschalen, nichts als Muschelschalen.

    2. zu Ihrer Anmerkung zu meiner Bemerkung zu Bild 1: Ohh.. ob ich mich wohl verlesen…. oder in guter LeserInnen-Manier zu viel Ihren tatsächlichen Worten hinzugedacht!? Jedenfalls kann ich mir zu anderen Jahreszeiten (bzw. an Tagen oder zu Stunden, an denen es nicht so sommerlich heiß) Schreiben am Meer sehr inspirierend vorstellen.

      Muscheln am Ohr – das Geheimnis des Rauschens – läßt Kinderaugen leuchten.

      “Tod des Vergil” …. lang lang ist`s her… etwas in der Art durfte ich mal vom Lateinischen ins Deutsche übersetzen… ob ich einmal wieder hinein lese… Ihre Zeilen (ver)führen dazu.

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