Massen & Moritz. Das Arbeitsjournal des Dienstags, dem 21. Mai 2013.

13.33 Uhr:
ArgoLesungsVorbereitungsChaos: anders kann ich das zur Zeit nicht nennen. Und >>>> Steglitz hab ich beantwortet; der Kontakt kam sinnigerweise über Facebook zustande, wiewohl ich von Frau von Prittwitzens Reihe selbstverständlich längst wußte, aber mich weder kümmern konnte noch mochte. Dann war das gestern nacht aber ein wirklich witziger Hin- und Herdialog, der qua FB von Mobilchen zu Laptop geführt wurde und den erst beiderseitiger Schlafwille endigte. Kiehl hat für Steglitz >>>> einen schönen Beitrag geschrieben, den ich knapp kommentierte, woraufhin ihrerseits GvP schrieb: „Da ich Sie grad dran habe“, wie man das bei Telefongesprächen sagt. Und nu’ geht das man grad so nett weiter.

Das Literaturhaus Hamburg hat abgesagt, was ich mir von Rainer Moritz auch schon dachte; seit er es leitet, krieg ich da keinen Fuß auf den Boden. Auch das Literaturhaus Basel hat grade abgesagt. Die genannten Gründe sind so allgemein wie schal. Letztlich geht es um Marktmacht, bzw. gefühlte Bedeutung, aber auch um ästhetische Positionierung. Und um Privates. Nur daß man das nicht schreiben darf, möglichst auch nicht sagen oder nur hinter vorgehaltener Hand. Das allerletzte, worum es geht, ist das, worum es geht: die Dichtung.

Weiß im Moment gar nicht, wohin ich zuerst fassen soll, wenn ich, was ansteht, erledigen will. Eigentlich arbeitet man in solchen Situationen einfach „ab“: was man zuerst in die Hand kriegt, wird erledigt, dann das nächste und so fort. Argo ist aber wegen der Terminplanung vordringlich; alles, was jetzt nicht heimgeholt wird, geht ein, denn die Planung nach den Ferien bezieht sich bereits auf das Frühjahr des kommenden Jahres. Das betrifft Veranstaltungen wie auch die Kritik. Und die Ferien fangen hier in bereits weniger als einem Monat an.

Schokolade. Ich muß jetzt dringend eine Tafel Schokolade essen.

(Ab heute wird Argo gesetzt. Welch ein Abenteuer, wenn ich’s zum ersten Mal in Fahnen sehen werde!)

16.32 Uhr:
Dann war er sauer, der Herr Moritz, und schrieb mir, was ich hier aus Urheberrechtsgründen in indirekte Rede umformulieren muß; zur Erholung können Sie meine Repliken aber in direkter lesen:

– daß er es nämlich, lieber Alban, nicht unwidersprochen lassen möge, was ich heute in meinem Arbeitsjournal zu seiner Absage geschrieben hätte. „Allgemeines“ sei nicht automatisch „schal“, auch wenn er, Moritz, wisse, dass Autoren selten mit „allgemeinen“ Absagen glücklich seien. Das Geraune indes, daß es da auch „um Privates“ gehe, das man nur „hinter vorgehaltener Hand“ äußern dürfe, verstehe er nicht – es klinge ein bisschen – das ist sein Wort, nicht meines: – wohlfeil.
Darunter nun, herzlich, sein Rainer –

daraufhin ich:

„Wir müssen darüber nicht rechten, was schal sei und was nicht; es geht um Bedeutungshoheiten, und Tatsache bleibt, daß ich seit Jahren im Hamburger Literaturhaus nicht mehr vorkomme. Insofern war Deine Absage zu erwarten; Ich konnte die Uhr danach stellen und wäre aber auch j e d e Wette eingegangen. Jetzt wird mich interessieren, auf was Deine Wahl gefallen ist, was Du wichtiger als das Anderswelt-Projekt findest, das werde ich mir ganz sicher anschauen, und die Nachwelt wird sowieso entscheiden. Daß seit dem Buchprozeß um Meere keines meiner Bücher mehr im klassischen Feuilleton besprochen worden ist, gehört in den gleichen Zusammenhang.
Also: Wir wissen beide, was wir voneinander zu halten haben. Über den Rest entscheiden – Strategie, Kraft und Genie. Ich bin Künstler, Du bist Verwalter, unsere Maßnahmen werden entsprechend verschiedene sein.“ Dazu mein Postskriptum: „Du kannst meinen Eintrag gerne kritisch in Der Dschungel kommentieren und dann die Auseinandersetzung mit mir öffentlich führen. Ich werde, was Du dort eventuell schreibst, weder zensieren noch löschen, sondern klar reagieren. Daß Argo erscheinen werde, weißt Du seit spätestens März“ –

worauf, je nun, wieder er,

– was sei mit dem „Privaten“?

Sie werden verstehen, daß mich das aufmerksam machte. Also ging ich drauf ein: „H a t t e n wir etwa Privates? Kaum, oder? Aber wie gesagt, führen wir die Diskussion öffentlich. Dann werden vielleicht Strukturen klar.“

Die Aufforderung gefiel ihm nicht, aber er kriegte den Stachel nicht aus der Haut:

„Eben“ (so kurze Worte d a r f man zitieren). „Und“, aber, warum ich dann vom „Privaten“ raunte, um das es angeblich gehe?

Weil ich nunmehr fand, daß wir selbst vom Raunen verschiedene nicht Begriffe, sondern Inhalte haben, schwieg ich fortan. Interessant aber bleibt es, daß er ein wirkendes Privates so unbedingt auf sich bezog, obwohl doch noch Basel davorsteht, sei es nun Nietzsche, sei es mein alter Freund Martin R. Dean. Auf den Gedanken, daß mich mit Basel manches verbinde, kam er einfach nicht. An sich wäre es ich jetzt, der folgern müßte.

5 thoughts on “Massen & Moritz. Das Arbeitsjournal des Dienstags, dem 21. Mai 2013.

  1. Hamburg und Basel Ich habe vielleicht nicht alles mitgekriegt. Hatten denn die Literaturhäuser Hamburg und Basel bereits zugesagt?

    1. @Cellofreund. Aber nein. Hätten sie zugesagt, wäre eine Absage ganz sicher begründet gewesen; “begründet” meint: fachlich, was man dann nennt, oder aus Gründen sogenannter höherer Umstände oder weil tatsächlich schon alles verplant ist. Darum geht es aber auch gar nicht; nicht darum daß irgend etwas nicht zugesagt wird.
      Aber vielleicht erkläre ich im heutigen Arbeitsjournal, weshalb ich, übrigens jetzt erst, nicht wegen Basel sondern Hamburg so aufgebracht bin. Basel hatte ich gestern morgen angefragt, Basel sagte gestern nachmittag ab; eine schnelle und saubere Sache, egal, ob vermeintlich Privates dahintersteckt oder nicht. Der Fall Moritz liegt anders; ich empfinde ihn völlig unprivat als Diskriminierung. Wahrscheinlich ist es wirklich das beste, wenn ich das erkläre. Lassen Sie mir etwas Zeit.

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