Reisetagsvor. Im Arbeitsjournal des Pfingstsonntags, den 20. Mai 2018. Darinnen auch zum neuen Datenschutzgesetz der EU: nötige Anpassungen – nicht ohne Heinrich Heines Spott.

[Arbeitswohnung, 15.16 Uhr: Mittags-Espresso.
Mahler, Lied von der Erde, Fischer-Dieskau, King, Wiener Philharmoniker, Bernstein]

Ein Tag der Reisevorbereitung, fast nun ist der Rucksack schon gepackt. Das Ungeheuer Muse mußte erstmals ausgedruckt werden. Ein paar Gedichte sind noch in, ich sach ma, status nascendi, da werd ich in Wien-direkt dranmüssen. Bücher waren für die Lektorin einzupacken, ein weiteres Buch für den Verleger sowie zwei für mich selbst, auch etwas für Parallalie, zu dem Cristofer Arco und ich ab kommenden Freitag reisen werden. Auch war kurz mit der Contessa zu konferieren.
Dann, abermals meinen Dank an Benjamin Stein, mußte Die Dschungel für das neue Datenschutzgesetz scharfgemacht werden, damit nicht irgendwelche Anwälte in den Abmahnzirkus einreiten können. Sie finden, liebste Freundin, das Impressum jetzt da und die Datenschutzerklärung dort; rechts unter “Meta” habe ich beides sichtbarst verlinkt.
Vorher Briefdialoge, zum einen wegen der Werkschau auf dem Internationalen Literaturfestival Berlin im September, zum anderen wegen einer Lesung aus dem Ungeheuer Muse und vielleicht auch der neuen Aeolia in Frankfurt am Main. Und n o c h vorher kam die Nachricht, daß die neue “Wiederholung” jetzt erschienen sei, darin mein Aufsatz zu Katharina Schultens‘ neuem Gedichtband.

Bestellen (Ausgabe 6 ankreuzen)

Ich bat darum, mir die Ausgabe erst nach meiner Rückkehr zuzuschicken, ansonsten sie möglicherweise, bei verstopftem Briefkasten, an den Absender zurückgehe. Das soll aber keineswegs Sie davon abhalten, sich die Ausgabe bereits jetzt zu bestellen; ich habe unter der Abbildung sehr absichtsvoll verlinkt:

 

So bin ich zum Laufen nun noch gar nicht gekommen, werde gegen 17 Uhr in den Park aufbrechen. Ist ganz gut derart spät; der Abstand zum gestrigen Krafttraining ist dann größer, außerdem wird der Abend lauschig werden. Außerdem habe ich gestern gesündigt, und zwar lustvoll. Ein herrlicher Nachmittag mit लक्ष्मी einmal wieder, bei einigem Wein auf dem Wochenmarkt des Kollwitzplatzes, schließlich noch am Helmi in Vorbereitung auf Österreich, bzw. Wien. Leichte, einander verbundene Gespräche. Als wir je heimgingen, schwankten wir b e i d e.
Ich schlief ungewöhnlicherweise bis 7 Uhr durch, dann circte mich das Sonnenlicht. Welch ein Pfingsten nämlich! Und morgen soll es sich in Wien so fortsetzen. Amelia sieht ähnlich aus; noch wärmer als hier, wie ich gehofft hatte, sei’s dort aber nicht. Also mußten eine Bluejeans und die schwere Lederjacke mit ins Gepäck. An sich hatte ich nur mit hellem Anzug, heller Shorts und heller Baumwollhose reisen wollen, dazu leichte kurzärmlige Hemden. Nun jà; unterm Strich habe ich meine 23 erlaubten Kilos immer noch nicht im entferntesten “voll”; so darf in Rom noch was dazukommen.

Und plötzlich bin ich volle Lust, die Béartgedichte wieder aufzunehmen, neue hinzuzuschreiben. Diesen Impuls hatte ich lange nicht mehr. Abschied vom Abschied nehmen, wieder frech vorausschauen und sehen, welche Arme sich um mich vielleicht wieder einmal legen werden. Schluß mit Altersgedichten. Deshalb höre ich gerade die Abschiedsmusik an sich. Ja, die Muse läßt sich bitter bezahlen für die süßen Eingebungen; ich weiß. Doch auch sie ist nur Frau, egal ob Vampirin, also Lan-an-Sídhe, ob sonstiger Naturgeist. Auch sie läßt sich locken. Ein Ja ist kein Ja, manchmal kann’s ein Nein sein und manches Nein ein Ja. Den normierend regulierenden Unfug als das sehen, was er ist: normierender Unfug. Dagegen den Spott zu schleifen gilt’s. An Heinrich Heine denken, als er noch im Saft:

“Teurer Freund! Was soll es nützen,
Stets das alte LIed zu leiern?
Willst du ewig brütend sitzen
Auf den alten Liebes-Eiern?

Ach, das ist ein ewig Gattern,
Aus den Schalen kriechen Küchlein,
Und sie piepsen und sie flattern,
Und du sperrst sie in ein Büchlein.”

Buch der Lieder, Die Heimkehr, 42

Ansonsten an zwei Gedichten herumgewurstelt, die sich nicht fügen wollen, und wo sie sich fügen, klingen sie, hätte Mahler über der Partitur notiert, schleppend. Eines habe ich schon mal rigoros zusammengestrichen, kann aber nicht ganz in es hineinfallen, weil noch so viel anderes zu tun ist. Vor allem geht es jetzt zum Laufen los. Und zwischen 21 und 22 Uhr, spätestens, muß ich ins Bett: denn um viere aufzustehen heißt es. In Wien werde ich morgen bereits um 7.50 Uhr landen. Allezeit weht mir, seit mittags, die ausgedruckte Bordkarte vom Mitteltisch zu. In der Tat scheint sie sich für eine Fahne – na, sagen wir: einen Wimpel – zu halten, die im Winde der Zuversicht flattert.

Haben Sie noch ein wundervolles Fest.

Ihr ANH
[Mahler, Lied von der Erde, Abschied, Fischer-Dieskau, Philharmonia Orchestra, Kletzki]

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