III, 422 – Wirsingkohl

Auch wenn ich außerdem stumm tu, ich ging gern in meinen Anger (Egger, Triumph der Farben)

In der Verwunderung steckt eine Verwundung: schon das zweite Mal, daß ich zu einer der beiden Apotheken hinunterfahre und nun ein drittes Mal hinunterfahren muß. Bei den ersten beiden Malen (Denkmale oder Denkmäler) ging es um seine Blutdrucktabletten, von denen er zwei Packungen hatte haben wollen, denn er sei, wenn die eine zu Ende, im Ausland, wie er sich ausdrückte. Gestern war aber nur eine Packung vorrätig. am Tag darauf erst die andere. An dem streikte aber der Apothekencomputer, so daß sie zwar da war, aber nicht die Möglichkeit, sie zu registrieren. Ob ich nich’…
Die Verwundungen kommen zur Zeit von den Beinen, sie entrücken mich dem Gehen zugunsten eines unguten Gefühls schmerzender Waden. Und so werde ich nolens volens morgen doch zum Arzt müssen, so daß ich eben dieses drittes Mal zur naheliegenden Apotheke kommen werde. Sind das jetzt die Folgen der dreieinhalb Monate Winter, in denen ich meine Siebentagearbeitswochen ohne viel Bewegung abgesessen? In den Momente kommt außerdem eine gewisse Kurzatmigkeit dazu. Helau, ihr Zipperlein! – Weniger angebracht wäre Alaaf.
So kleidet sich in Lumpen, wer weiße Flüssigkeiten in den Hals fließen läßt, “Laken umarmen und Phantome liebkosen”, er wisse noch die Haare, ihre Sprachmacken. Die Schützengrabengeschichten vom Chemin de Dames — e r, von dem das französische Original stammt, das ich übersetzte, schrieb: “Veröffentlichung!!!”, und zwar bei der Editions Lumpen.
Somit weitere Arbeit: Textstraffung, Großbuchstaben ausmerzen. Weitermachen mit König Bär. Neben all dem Gewusel der Gebrauchstexte, die nach wie vor mit Brotarbeit die Tage ziemlich ausfüllen.
Ablenkungen nur peripher. Etwa das Angebot des Filmclub-Chefs, zwei Gasflaschen mir zu überlassen, denn die Stadt hatte plötzlich untersagt, im Vorführsaal Gasöfen zum Heizen laufen zu lassen. So war er gezwungen gewesen zu entsorgen. Sogar Kontrollen waren ihm angedroht worden.
Gestern der Anruf dessen, der den “Drehtag” neulich initiiert: Cashtag für den “Schauspieler”: fünfzig Euronen für eine Minute Film. Aber die Fotos sind nunmehr freigegeben. Sichselbersehen entspricht nie dem Sichselbersehen, wenn sich nicht selber sieht. Bzw.

Ich sollte mir gewolltere Bilder vorstellen und auswirken lassen.” (Egger, ebd.)

Noch drei-vier Tage Holz für den Ofen. Heute auf ihn verzichtet. Zwanzig Grad tagsüber. In der nächsten Woche soll’s kühler werden. Also warten. Haka tanzen, Kopftuch tragen. Morgens Tee trinken. Am Nachmittag Wirsingkohl zerschnibbeln.

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