III, 421 – “Flieg nicht höher als der Busch”

”So, hab’ aufhören müssen zu arbeiten, weil ich nicht mehr hab’ können wollen, ohne daß von einem Dürfen die Rede sein konnte (seit heute früh um 7 schon dabei).” schrieb ich um 16:10 Uhr. Genau die Uhrzeit, zu der ich einst als Industriekaufmannlehrling bei VW stets Feierabend hatte, wie auch alle anderen Angestellten. Als Schichtarbeiter am Band (auch gemacht) ist man da etwas prekärer dran. Und zumal das Bier nach der Spätschicht…
Es ist schon mehr als eine Woche her, wahrscheinlich am 29. Februar, den es theoretisch nicht gegeben hat, genausowenig wie den “27. Oktember”, als er aus dem Schlaf hochschrak und an seine Tür geklopft wurde (Vian, Herzausreißer), was neulich tatsächlich passierte, vor ein paar Tagen im Märzen schon gegen Mitternacht, so daß er die Tür aufmachen mußte und tatsächlich bei Facebook ein Wort niederschrieb: “undsinn”. Irgendwo, dort halt, wo es wirklich paßte. Es gefiel ihm, und so kam er endlich in den Schlaf.
Die übliche Panik hatte ihn ergriffen wegen der Dead Lines. Dead Man Walking sowieso. Das Wadenherz treibt Scherz mit Schmerz, als käme ihm ein Muskelkater. Wäre mal wieder das Gebein abzuchecken. Vor zwei Jahren hatte sich nichts ergeben. Rentenaltergedanken.
Ein paar Tage vor dem 29., es muß wohl der 28. gewesen sein, ein Donnerstag, hatte er aber diesen Termin im Kreuzgang von S. Agostino. Und tauchte auch dort zur gegebenen Zeit auf. Um mich filmen, aber zunächst um mein Outfit von der sympathischen G. abchecken zu lassen. Es schien aber dann in Ordnung zu sein. Irgendwann ging’s tatsächlich los. Mir wurde eine Wegstrecke vorgeschrieben, selbst die Blickrichtungen, um die Szene zu betreten. 7-8 Mal wiederholt. Dann sollte ich irgendwie tanzen mit dem schwarzen Ding vor den Augen, das mich nichts sehen ließ: mir war schwarz vor Augen, lediglich unten neben der Nase ein kleines Fenster auf die Pflasterung des Innenhofs. Etliche Proben, mit geschlossenen Augen zu gehen. Gleichgewichtsstörungen wegen mangelnder Orientierung.
Auch hier mehrere Versuche. Ich sollte mit den Armen ein Fliegen nachahmen. Am Ende waren sie’s dann zufrieden: “Bravo!” Am Schluß dann noch: in der Mitte stehen und sich mit erhobenen Armen auf der Stelle drehen (Drehtag), immer mit verdunkelten Augen, während über mir die Drohne, um die es eigentlich ging, die Haare zerzauste, bevor sie aufstieg. Einmal tatsächlich ein Vornüber-Ungleichgewicht, das mit Müh’ und Not ausgeglichen wurde. Das Ganze dito etliche Male. Sehnsüchtiges Warten auf das jeweilige “Stop!”, um mir das schwarze Ding von den Augen zu reißen.

(Man hatte mich zwar gebeten, von den erhaltenen Fotos keins einzustellen, aber diese Bearbeitung bekam dann doch ein OK.)
Nach einem Monat endlich wieder warmes Wasser. Gestern die nötigen Arbeiten. Irgendwie wird alles Wichtige derzeit zum Nebenbei.
Am 347. Julember sagte sich Jacquemort, “während er sein Abbild im Spiegel betrachtete” etwas über die Vergänglichkeit der Zeit und sich sein Bart in einer mittleren Länge hielt. (Vian, Herzausreißer und idem:

“Nicht zu hoch”, warnte Noël. “Flieg nicht höher als der Busch. Sonst sieht man uns.”)

So geschrieben zwei Tage nach Aschermittwoch.

III, 420 – “Gemachte Rosen seien viel schöner”

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