U-Bahn, kybernetisch.

Zwei Computerleute, so um die dreißig, beide abgekehrt, etwas fahl, führen einander gegenüber an den Blenden neben der U-Bahntür ein Gespräch, nicken bestätigend, aber was sie sagen, sprechen sie, obwohl überaus laut, jeder in sich hinein. Selbst wenn sie sich anschaun, blicken sie zu Boden oder wie über eine Wiese, die nicht da ist. Jeder in seine Datei verloren, rufen sie aus sich heraus. „Sowas k a n n dann schon ein paar Tausend Events generieren…“ wird vom metallischen Rattern zershreddert. Mit schleifendem Jaulen stopt die Bahn. Batzen von Leuten schieben sich an den beiden vorbei. „Events… das geht in den Mikrosekundenbereich…” Neben mir, die alte Frau, ist im Schatten einer halb vorgezogenen Gardine mit ihren Usambaraveilchen beschäftigt. Ich hab noch die Klänge Janáčeks im Ohr. Wir fahren längst wieder. Ich merk das erst jetzt.

3 thoughts on “U-Bahn, kybernetisch.

  1. Elaborat generieren Die Worte wurden blumig gewählt, doch bitte, Herr Schriftsteller: Hätten sie, mit Verlaub, dieses Elaborat auch generiert, wenn es sich um zwei „Schraubleute“ (Ingenieure) oder zwei „Taschenwühlleute“ (Zöllner) gehandelt hätte? Aber „Computerleute“ … ach, die kann man ja so schön durch den Kakao ziehen, wie die so dastehen und vor sich hinreden, so belangloses Zeug.

    Ach, mein Lieber, da wäre noch Ihre Überschrift: Offenbar wissen sie, was eine U-Bahn ist. Leider wissen sie nicht, was Kybernetik ist. Jedenfalls muss ich dies annehmen, wenn sie denn eine solche Überschrift erschaffen. U-Bahn und Usambaraveilchen wäre vielleicht besser gewesen.

    1. Vielleicht ist Ihnen aufgefallen, daß die alte Dame und ich das gleiche tun, was die Computerleute tun? I c h habe nicht gemerkt, daß die U-Bahn längst wieder fuhr.
      Also. Genauer lesen.

      NB: Wenn Sie sich mit meinen Büchern befassen würden, merkten Sie unschwer, daß ich solche Beobachtungen ganz unabhängig von den jeweiligen Lebenswelten verarbeite. Es geht um “innere Welten”, in die äußere Realität eingefaltete Welten… und ihre Phänomenologie ist ganz unabhängig von dem jeweiligen Beruf, den das Medium hat. Die kybernetischen Sujets eignen sich aber gut zur Metaphorik. “U-Bahn, kybernetisch” ist ein G e d an k e n s p i e l, das an die Matrix anschließt, etwa an meinen Bildschirmschoner, auf dem sich Bilder der “realen” Welt immer wieder in fließende, schwirrende, Kaskaden formde Symbole auflösen, die wie Elementarteilchen sind.

      Schade, daß Sie so empfindlich reagieren.

    2. herr sehpferd reagiert nicht empfindlich: er hat ganz andere probleme.
      er begreift nur eindimensionale dinge, und freut sich über seine eindimensionalen, vermeintlichen entdeckungen. 🙂

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