Köln morgens.

Im Chelsea, wie immer. Morgens war die Glasfront des Speiseraums zur Straße geöffnet, auf die in schweren Güssen der Regen donnerte und den vorbeihastenden Leuten die Regenschirme zerriß. Setzte mich direkt vor die noch immer draußen stehenden Tische und Stühle, war geschützt und saß doch wie im Freien. Die Markise hielt auch den spritzenden Sprühregen beinahe fern. So frühstückte ich, halb versonnen, halb fasziniert.

Das nächtliche Gespräch mit Robert HP Platz wegen LEERE MITTE war wirklich schön, noch wehte der Abend ganz trocken, wir aßen auf Roberts Balkon; Platz hatte wenig Einwände. Das “islamisch” wollte er draußen haben, nicht aus politischen Gründen, sondern weil ihm der Einwurf zu direkt vorkam, zu sehr auf den Tag getrimmt. Wir fanden schnell eine Lösung: “Denk dran, eine Bratsche könnte auch klingen wie eine Oud.” Nun wird die Semantik in die Komposition verlegt und das (ästhetisch) zu grobe Wort vermieden. Wir werden auch die letzte Geste streichen, zu melodramatisch einerseits und geeignet andererseits, das Stück fortzuschreiben. – Auch das große Opernprojekt UNTER WASSER haben wir angerissen, aber es gibt Gründe, es für den Sommer hintanzustellen. Ein gutes Gefühl aber, einander gefunden zu haben. Die sogenannte Kleinteiligkeit seiner Kompositionen, von der mir bedenklich erzählt worden ist, schob er einfach mit ein paar Beispielen vom Tisch. Also kopierte ich CDs, hörte “Charm” und dachte (und sagte): “Diese Kraft brauchen wir!”

3 thoughts on “Köln morgens.

  1. Nachtrag zu RHHP. [20.7., 21.57 im Chelsea. Robert HP Platz, 2. Steichquartett, „Tau“.]

    Wie auch e r findet (seit er dessen „Notturno“ hörte], ein wie unterschätzter Komponist Othmar Schoeck gewesen ist und ist. Dabei kennt Platz nicht einmal die „Penthesilea“ nach Kleist. „Aber von Pettersson“, fügt er, sehr vornehm, hinzu, „mußt du mich erst noch überzeugen.“ – Wie soll ich das tun? Indem ich ihn h ö r e n lasse (bei Do hat es a u c h sehr lange gedauert, für sie wurde die Céline-Arbeit- Eintrag vom 7.10.2003 – der Schlüssel)… oder endlich mein poetisches Feature über diesen riesigen Schweden schreibe.
    Die Rolle, die Macht & Ideologie im Kunstbetrieb spielen; nicht einmal eine „harte“ Ideologie, sondern rein persönliche Voreingenommenheiten, die sich, einmal zementiert, wie öffentliche Gewißheiten kommunizieren.

    1. Und noch einer der “Guten” starb. Carlos Kleiber. Der Unbestechliche (der sich seine Unbestechlichkeit allerdings leisten konnte… der seltene Fall eines, den ein großer Vater nicht stürzte).

      Von diesem Tod erzählte mir Thomas Zenke gestern, ich war momentlang traurig, daß das an mir vorüberging. Allein für dieses Tristan-Vorspiel ist er in den Musikerhimmel gekommen (in dem Wagner selbst sich vermutlich n i c h t aufhält). Deshalb noch einmal d i e s e s, … eine nachgetragene, herübergetragene Notiz, bescheiden, wie mir das in diesem Fall ansteht.

    2. Carlos Kleiber. Noch ein paar Worte hinterher. Wie Erde. Der Direktor der Wiener Staatsoper, Ioan Holender, sagte, Kleiber habe «in der Kunst das gesucht, was niemand findet: Das Absolute».Blablabla. Er hätte es demnach n i c h t gefunden. Woher weiß der Mann das?
      Besser ist schon:Der Leiter der Salzburger Festspiele Peter Ruzicka sah die überragende Qualität des Dirigenten in dessen vergleichsweise begrenztem Repertoire begründet: «In der Konzentration liegt das Geheimnis».Und g a n z klar Zehelein: Er hat die Widerstände obsessiv in sich getragen; das ist nicht unwichtig für einen geschmierten Theaterbetrieb.Und für Literatur.

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