Zweiter Produktionstag. Aus Köln.

(Briefe aus Catania)

Von den 48,30 Minuten sind jetzt 38 aufgenommen, mittags noch dachte ich, jetzt werde es knapp. Aber dann sind b e i d e Technikerinnen mehr als nur dabei, verstehen, bringen eigene Ideen hinzu, korrigieren, kürzen; es ist jetzt auch i h r Stück geworden, für das man sogar die Mittagspause kürzt. Zenke beim Essen, die leise Mahnung in wohlwollende Skepsis gehüllt: “Überfordern Sie mir meine Mitarbeiter nicht.” Als ich das den Damen erzähle, lachen sie, freundlich, angerührt. Und dann finden wir den Höhepunkt des Stücks, ich war selbst völlig perplex; dabei hätte ich es wissen können. Doch manchmal steckt man zu tief mit der Nase im Zusammenhang drin, worauf es wirklich ankommt, hat sich von hinten an dich herangeschlichen und überfällt dich nun. Staunen. Um es wahrzunehmen, bedarf es einer Distanz, die jede Inszenierung eben a u c h bedeutet und die es anders zu brechen gilt, damit es sich zu neuer Nähe vorgraben läßt.
Und noch etwas weiteres wurde klar: Wie sehr ich davon abhängig bin, aus der Fülle zu arbeiten, sowohl des Textes wie der Töne. Zenke gestern: “Sie sind ein Unikum. Machen sich enorme Mühe mit den Formulierungen, finden Bilder, beschreiben Figuren… und dann werfen Sie sie einfach weg. Andere hingegen kämpfen um jeden Satz…” Aber wozu? frag ich mich. Wenn ein Stück es verlangt, müssen die Sätze halt gestrichen werden, und seien sie noch so gelungen. Sie sind für sich ohne Bedeutung, Ideen sind wohlfreil. Wer feiern will, darf nicht darben müssen. Es gibt auch einen poetischen – Geiz. Auch wenn er sich als Zurückhaltung kaschiert. Meist handelt es sich sowieso nur um Leere.

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