Von der Treue. Von der Erotik.

Immer wieder wird aus den liebenden Leidenschaften eine ebenfalls liebende, doch stillere Gemeinsamkeit, die Grundbedingung jedes währenden Zuhauses ist. Doch bezieht sich die Stille nur auf den Partner. Der Körper hingegen will immer wieder aufs Neue glühen und sich verschießen und sich von explodierender Kraft anfüllen lassen. Es ist fast unmöglich, dabei aufrecht und beidem gegenüber gerecht zu bleiben: gerecht zu der Liebe und gerecht zu dem Körper. Die meisten Leute verraten lieber ihn, als daß sie ihren Partner, wie es heißt, betrügen. Jedenfalls geben sie das vor. Um dem Partner nicht wehzutun. Um nicht beider und das Heim der Kinder zu gefährden.
Ein Verrat aber bleibt es. So oder so.

(LXXXII).

(Verzicht ist autoaggressiv: verdrängt kehrt er anderswo wieder. Und verletzt den geliebten Partner dann doch.)

5 thoughts on “Von der Treue. Von der Erotik.

  1. Wie wahr! Was aber tun, um mit diesem “Ach-zwei-Seelen-streiten-doch-in-meiner-Brust” zurecht zu kommen? Wenn es nicht möglich ist, dabei aufrecht und gerecht zu bleiben, das unaufrichtige und ungerechte in Kauf nehmen und sich verbiegen? Welcher Verrat wiegt schwerer, der am Partner oder der an meinem Körper?

  2. und dabei… …wär alles so – leicht!
    und wieder wundert es mich, daß SIE es sich, offensichtlich auch gegenüber sich selbst, so schwer darstellen, schier unmöglich. was ist das, wenn nicht – ein sich selbst beschneiden… abtrennen von allem, was noch? trotz des wissens ob seiner natur? doch nicht wir? was mehr sollt es sein, als reine koktetterie? mit der unschuld? sind es lange nicht. unschuldig. keiner von uns. woher nur dieses festgehalte?
    ahne fast, längst meiner worte überdrüssig, daß niemand wissen will – was doch nie unersehnt…
    sein und haben. ist, wird sein und wahr. es widert mich an. das eine dem anderen zu widmen – und gleichsam zu nehmen.
    verstecken spielen. wie kinder. weinen, wenn sie nicht gewinnen. will mehr. fordere es. beides. längst nicht alles – so doch genug. punkt.

    1. Und wieder sprechen Sie von Schuld. Der Verrat, den ich meine, ist aber schuldfrei. Und dennoch Verrat. Davon wird hier Zeugnis abgelegt. Genau das ist das Material, ist die Masse, aus der Skulpturen geknetet werden. In der Antike nannte man das Tragik.
      Damit ich recht verstanden werde: Ihr wird Schönheit abgerungen. Schönheit des Ausdrucks, Schönheit der poetischen Form, Schönheit im Klang. Jede andere, die über die Konflikte hinweggeht, die sie ignoriert oder verdrängt, ist Pop, nämlich häßlicher Wohlklang. “Kunst ist Archäologie”, schrieb ich einmal: Sie g r ä b t. Und gräbt a u s.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .