DTs. (19. Oktober 2004).

8.15 Uhr:

Mit Kopfschmerz aufgewacht. Klar, von den Bieren und dem schlechten Whisky vorher. Aber ich bin nicht sentimental. Zähneputzen, latte macchiato und an den Schreibtisch. Es sind jetzt bereits d r e i neue Aspekte der Kleinen Theorie des Literarischen Bloggens in meinem Kopf. Die skizziere ich soeben (v o r diesem Eintrag und parallel m i t ihm, – auch dies ist ein Kennzeichen der Netz-Reflektion). Einer der angespielte Aspekte hat überdies für Die Dschungel praktische Folgen.

Dann, unbedingt, wieder an ARGO.
Und für den Abend mit Thor Kunkel in der Lützowbar verabredet.

13.01 Uhr:

Wie des “Camps” wegen mit einem Mal die Kommentarlust brummt, die sich sonst eher verhielt. Noch muß ich den Text dirigieren, noch erfinden die Mitspieler ihn nicht selbst, noch bin ich Katalysator. (Muß das aber mal unterbrechen, um an den Romantext zu kommen.)

18.06 Uhr:
[Hans Pfitzner, Von deutscher Seele.]

Knapp anderthalb Stunden geschlafen, dann heißen Tee und an den Computer. Geht es mir gesundheitlich mau, höre ich kaum Musik. Deshalb bisweilen der Versuch, die Kausalkette umzukehren: Ich lege Musik auf, wodurch sich dann der Zustand tatsächlich bessert.



Ein paar Sätze ARGO geschafft. Es ist nicht leicht, sich “gute” Sätze auszudenken, die Katastrophen sind. Die Ungeheuerlichkeit muß mit den medial vermittelten Bildern konkurrieren, wenn sie als solche fühlbar werden will. Um so schärfer wird dann der Bruch in die anderen Ebenen werden, scharf auch dann, wenn die Ebenen sanftmütig sind. Denn es gilt nach wie vor Benn:



Mir steht ein Meer vor Augen, oben Bläue,
doch in der Tiefe waberndes Getier.



Dazu eine Collage Ror Wolfs… ich darf sie hier einstellen, weil sie mir gehört:







1.22 Uhr, nachts:



Sehr intensives, kluges, vitales Gespräch mit Thor Kunkel in der Lützowbar. Später kam Cazzandra hinzu, die sich fast gleich als “Hexe” vorstellte; immerhin hat sie, wenn auch gespalten, ein natürliches drittes Auge auf der Stirn. So drehten sich denn auch die Gespräche, denen ich, völlig drogenunerfahren, nur lauschen konnte, in ein mir gänzlich fremdes Terrain. Nein, nicht “gänzlich”. Ich habe ja die Musik. Habe diesen analytischen, sezierenden Geist. Seltsam, wie innig sich Cazzandras Erfahrungen mit meinen Schreibmodellen deckten. “Das Bewußtsein erweitert sich auch ohne Drogen”, zitiert sie einen Freund. “Aber es dauert länger.” – Das glaube ich nicht. Und es kommtauch auf die Dauer nicht an. Wohl aber auf Intensität. (Manchmal denke ich, die Menschen brauchen Drogen, um eine Intensität zu erleben, vor der sie sich wachen Verstandes – und mit Gründen – fürchten.)