DTs. (26. Oktober 2004).

5.50 Uhr::
[Bach, Orgelwerke ff. BWV 597. Leukert gestern, als ich ihm erzählte, daß ich mich momentan einmal ganz hindurchhöre: „Ich hab’s schon gesehen, da auf dem Boden. Und wundere mich. Ich hab das auch einmal versucht, aber abgebrochen, denn alles war ein einziger Klangbrei.“ – Das war mir selbst vor Jahren so gegangen. Nun ist es seltsam anders. Aber vielleicht liegt es daran, daß ich den Teppich brauche, in den ich mich, um bei der Arbeit alles Äußere von mir abzuhalten, hineinwickeln kann: einen isolierten Denk- und Fühlraum.)

Mit zugegebenermaßen etwas wenig Schlaf dennoch gut wachgeworden, kurz muckte der Laptop, hing sich am Bildschirmhintergrund auf, blieb stehen. Kaltstart. Nach eigentätiger Überprüfung der Festplattenkonsistenz fuhr das Gerät wieder anstandslos hoch. Es war ein kleiner Schrecken, bei dem ich völlig ruhig blieb und nur d a c h t e: Jetzt keine Panik. Bis in die Gefühle drang das nicht vor. Meine Finanzsituation, die man so eigentlich nicht mehr nennen kann, zwingt mir eine ziemlich stoische Haltung auf. Und Zeit hat der Vorfall gekostet.
Allora:






6.40 Uhr:

Internetverbot
ARGO.
Internetverbot

9 bis 12 Uhr:

DIE DSCHUNGEL.
ARGO: Notizen übertragen und durcharbeiten. Ausdrucken,
ins ARGO-Notizbuch einlegen.
Mich meinem Kontostand stellen. Wieviel muß ich auftreiben bis Montag?

12 Uhr bis zur Putzfrau (ca. 14 Uhr):

„Kette“ für DIE NIEDERTRACHT DER MUSIK bearbeiten.

Während der Putzfrau-Zeit:

Telefonate um Geld führen. Mich vielleicht bei Michael Volf um den Musikcomputer kümmern.

Nach der Putzfrau bis 20 Uhr:

DIE DSCHUNGEL.
ARGO.
Vermischtes.

abends:

An BILDER DES VERGÄNGLICHEN denken. (Vielleicht eine Erzählung, die sich später in ARGO integrieren läßt.) Muß eigentlich heute abend skizziert und morgen bearbeitet werden. Vielleicht schicke ich aber auch die kleine Erzählung „Die Unheil“.






9.34 Uhr:
[BWV 649]

Bis eben an ARGO Nullgrund geschrieben. Mit etwas Glück bekomme ich den Rohling dieses Eingangskapitels heute fertig. Imgrunde würde auch das sich gut für die BILDER DES VERGÄNGLICHEN eignen; aber ich fürchte, die Jury schreckt vor der aggressiven Massivität und sowieso dem Thema zurück. Außerdem ist der Text zu lang (vorgegeben sind vier Seiten).

15.44 Uhr:

Vor meiner liebenswerten Putzfrau in die Kinderwohnung geflohen. Dort an “Kette” gesetzt, das wahrscheinlich arbeitsamste Stück der NIEDERTRACHT DER MUSIK. Es geht nicht nur um Formulierungen, sondern ganz besonders um die Manier, mit der das erzählt ist: Die Anfänge und Enden der jeweils kurzen Erzählpartien sollen grammatisch und semantisch ineinandergreifen, wie Kettenglieder eben. Das wird noch Stunden brauchen, bis ich das hinbekommen habe. Es w a r in der mir vorliegenden Fassung schon so, aber die Verflüssigung des Stils, die ich anstrebe, die Nähe der Szenen, brechen das jetzt wieder auseinander. Momentan stimmen nur noch die ineinandergeifenden Anfänge, die intendierte Keuzform zerstört meine Bearbeitung gerade. So daß ein weiterer Gesamt-Schritt nötig sein wird. Ich geh also heute abend besser nicht weg, sondern bleibe am Schreibtisch hocken.
Doch leg ich mich nun erst mal für eine Stunde aufs Ohr. Vier Stunden Schlaf sind zu wenig, fünf m ü s s e n es täglich sein.

18.43 Uhr:
[BWV 689]

Die Zeit strömt, ohne daß ich es merke. Etwa eine Stunde gedöst, immerhin; schlafen konnte ich unter dem Hageln der Gedanken nicht. Dann sofort an “Kette” und d o c h schon die Verkettung aus dem Fließtext heraus begonnen. Die Erzählung selbst wird zunehmend grausam, vor allem, weil sie so kalt ist.
Kurz nach draußen, Pfeifentabak besorgen, beim Tippen fällt dauernd die Zigarettenasche runter. Was eine heftige Schweinerei ist. Das muß ja nicht sein, wo “meine” Elisabeth grad da war (ich muß sie nun wirklich nicht immer Putzfrau nennen; bisweilen überkommt es sie, und sie räumt sogar auf, ordnet Medikamente, Gewürze; einmal brachte sie einen Wasserkessel mit, damit ich den alten, der leck war, endlich ausrangierte). – Gut, was essen schnell. Dann weitermachen.

1 Uhr:

Bei Bach, Orgelwerke, BWV 768, schließe ich den Tag. Bis eben an “Kette” gearbeitet. Manche Sätze tun fast körperlich weh.Dazu eine kleine tour de force in Sachen multi tasking: Mit drei Frauen parallel in den Foren “gesprochen”, aufmerksam einer jeden gegenüber. Und mitsingend den Bach begleitet. Dann noch der überaus dumme Th.Fuegner, dessen Kommentare (und meine Antworten) ich morgen tags löschen werde. Der Versuchung widerstanden, in sein Weblog zu schreiben. Ein kleinbürgerlicher Provokateur, der sentimentale Angst vor Frauen hat. Mag er sie behalten. Von ihm bleibt letzten Endes nichts. (Da ich seine ID gespeichert habe, krieg ich auch seine Identität schnell heraus; sollte er böse werden, so nach kleiner Nachbarsart, werd ich mich zu wehren wissen. Mir wäre es freilich lieber, er bliebe einfach fort. Wozu solch ein unnötiger Kampf?)

Um zehn vor sechs geht der Wecker. Also ins Bett.

Arbeitsfortschritt:
ARGO bis TS 10.
KETTE bis TS 6