Bei Cronenberg und Lynch hat sich das Ritual, das im Spielfilm das Unbewußte zelebriert, mit dem Kunstwillen verbunden: Beide w i s s e n, was sie tun, und lauern der Antworten auf, die ihre Botschaft ans Unbewußte provoziert. Denn reagiert es, entsteht Kunst: ein grausames Spiel von Hase und Igel.
[Sie, als die Hasen, seien so schnell, wie sie nur wollen, der Igel ist immer allhier. Anders als Igel werden Hasen gejagt.]
(CVII).
Wirklich gut… …sind beide aber doch erst da, wo ihnen die Kontrolle entgleitet. Da, wo sie nicht mehr wissen. Man wird doch des Unbewussten nicht konstruktivistisch Herr, es gibt dort keine Zusammenhänge, die man aufzdecken könnte oder das Aufdecken bringt auch jeden Zusammenhang zum Verschwinden. Cronenbergs Neigung zum Genrefilm ist doch Ausdruck dieses Respekts vor der Unaufklärbarkeit, er bleibt bewußt an der Oberfläche seiner Versatzstücke, die wirklich guten Szenen in diesen Filmen sind die Ausweichbewegungen, die Nebenpfade, seine Kapitulation vor den Gesetzen des Genres, die resignierte Einwilligung. [und darum ist auch Videdrome besser als eXistenz, kühler, trockener und ich weiß immer noch nicht, ob mit Spider wirklich gefallen hat, obwohl es natürlich ein guter Film war…]
Das Konstruktivistische ist conditio sine que non der Bewegung. Wie das Handwerk des Cellisten, bevor er sich überhaupt an die Bachsuiten wagen kann. Das Problem selber wird vom Konstruktivistischen selbstverständlich nicht berührt, aber ohne es kommt es nicht zur Erscheinung. In diesem Sinn Rostropovitsch, als er nach der Sensation seiner Bach-Einspielungen gefragt wurde, nach der dafür nötigen Technik: “Ach wissen Sie, irgendwann hört Technik auf, ein Problem zu sein.” Sprich: Erst n a c h ihrer Beherrschung beginnt Kunst. Ohne Handwerk aber nicht.