Argo. Anderswelt. (81).

Der Abend ging auf Möllers Rechnung; Hausner, der bei sowas Hemmungen nicht kannte, hockte nebenan mit zwei Handtaschen und süffelte Champagner; Deters saß verloren an einer Bar herum und nippte seinen Talisker; Möller selbst stand an der hinteren Wand des mittleren Raumsegments und fütterte Spielautomaten. Die spuckten dann auch, immer wieder mal rasselte es her. Dann pfiff er. Ja, Möller pfiff. Meinte Deters. „Komm mal, Axel, komm mal her!“ Er hielt, während er den rollenden Zahlen Hasen Mohrrüben zusah, sein Glas verwässerten Black Labels in der Rechten. „Du kannst was für mich tun.“ Man wußte bei ihm nie, ob er einen auf den Arm nahm oder Hintergedanken hatte, von denen man besser nichts erfuhr. Er baggerte auch an solchen Abenden gerne Kunden an; in letzter Zeit dienten Hausner und ich ihm als Kontakter. Wir sorgten fürs Grobe, er besorgte den Rest. Mitunter blieb den Kunden später nicht einmal mehr der.
„Siehst du die da hinter der Theke?“
„Ja.“
„Die heirate ich nächste Woche.“
„Was? Äh, schön…“
Möller hatte heute nicht ein einziges Mal mit ihr gesprochen, jedenfalls sie nicht mit ihm; auch nicht, als er – da hatten wir drei zusammen an der Bar gesessen – zum ersten Mal bestellte. Es hatte in meinem Beisein weder einen freundlichen Blick noch eine Geste der Vertrautheit gegeben, eigentlich hatte er die junge Frau nur herumgescheucht. In seinem immer leicht abfälligen, dabei schnurrigen Hessen-Gemauschel.
„Wie heißt sie denn?“
„Woher soll ich das wissen?“
„Ähm… du heiratest sie…“
„Ja ja, hab ich doch gesagt. Aber da muß ich doch nicht schon jetzt wissen, wie sie heißt.“
„Du willst sagen, du kennst sie gar nicht?“
„Nö.“
„Und du wirst sie nächste Woche heiraten?“
„Ja. Sicher. Also sag ihr das.“
„Was soll ich?“
„Du sollst ihr sagen, daß ich sie nächste Woche heiraten werde. Wenn sie will, kann sie gleich hier aufhören. Meine Frau muß nicht arbeiten. Das wäre ja noch schöner!“
„Sie hat keine Ahnung?“
„Keine. Also bring ihr das bei. Wenn sie fragt, erzähl ihr von mir.“
Das hatte entschiedene Komik, und es war ein guter sell; sofern das gelang. Ich schob also zur Bar hinüber, winkte der jungen Frau, fragte sie nach ihrem Namen.

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