DTs. (9. Januar 2001).

4.37 Uhr:

Bißchen viel Wein gestern nacht. DVD gesehen, “Resident evil”, Mischung aus Gentechnik-Ängsten und Zombies; mich selbst ging dabei eher die Fantasie der alerten Kämpferin an. Aber der Mangel an Ambivalenz in der Figurenzeichnung ist auch ein Mangel, der von den Zombies herrührt, weil man denen ja kein Leid mehr gibt, keine eigentliche Empfindung. Interessant nur an einer Stelle das perverse Element. “Ich bin (eben) ein böses Mädchen”, sagt der nach der kleinen Tochter seines Entwicklers gezeichnete Über-Computer. Da kommt dann etwas von Interesse durch.
Aber an den Roman, der Kaffee ist durchgelaufen.






Tagesplanung




5 Uhr:

ARGO (R1 ff)

darin um ca. 8 Uhr:
Frühstück etc.mit dem Jungen.

11 bis 16.30 Uhr:

Kinderzeit.

18 Uhr:

Deutsche Oper: Salome (Strauss-Festtage).



21.30 Uhr:

ARGO (R1 ff).






5.49 Uhr:

Kurzes Gespräch im Netz über das verbotene Buch. “Das ist mir noch nie passiert, daß ich beim Lesen geweint habe.” Mir schon; aber daß i c h so etwas schreiben konnte und durfte… naja, “durfte” nun offenbar nicht mehr. Da steht der Kleine in der Küche, “Papa, ich habe Durst.” Ich gebe ihm Kamillentee, er trinkt. Dann: “Mir ist nicht so gut, Papa.” Und erbricht sich auf den Küchenboden, zweimal, es kommt wie Wasserschwälle, ist auch nur Wasser. Ich trag den Jungen ins Bad, er erbricht sich ein drittes Mal ins WC. Derweil wische ich den Küchenboden, dann trage ich meinen Sohn ins Bett zurück. “Papa, ich möchte kuscheln.” Meinen rechten Zeigefinger mit einem Händchen umfaßt, schläft er ein. Ich notiere dies und kehre ins SILBERSTEIN zurück.
Wenn ich jetzt gleich wieder nach U-Musik suche, werd ich mich /?p=12909” target=_blank”>an den Hinweisen von mugwump, sowie den Musiktips im Weblog von “Morgaine and the machine” sowie am scribbleblog orientieren; vielleicht schau ich auch bei “Nichtmädchen” nach. Ich habe ein komplett anderes Lebensgefühl als die meisten meiner eigenen Generation und als der Generationen davor und danach, das wird mir immer bewußter; nicht mehr schmerzhaft wie früher, als ich Jugendlicher war, nicht mehr als kämpferische Anti-Haltung und bisweilen Attitude wie noch bis zum WOPERTINGER, sondern einfach so, wie man eine befremdende Tatsache ansieht und sie wendet, um interessiert jede ihrer Seiten zu betrachten.



21.53 Uhr:



Aus der Oper zurück, Salome, Richard Strauss. Erst in mir Ablehnung gegen Freyers profanierende Bilder, dann zieht sich aber die Schlinge zusammen, es gibt extreme Momente der Bedrückung, wie er den Schleiertanz löst, in welch perfekter scheinbarer Unbeholfenheit,wie das dann schmerzhaft persifliert und vor Augen führt, ist ganz unfaßbar. Dabei bin ich im Ansatz völlig anderer Meinung als er, also: Dabei interpretiere ich die Oper fast diametral entgegengesetzt, aus der Gegnerschaft zu einem sich göttlich dünkenden Patriarchat. Aber Freyers Sicht ist unanfechtbar zugleich, und zwar selbst dort, wo sie einem die Anima verletzt. Ich bin noch jetzt etwas benommen. Was ich zu bekommen erhoffte, blieb mir versagt; statt dessen bekam ich eine Erkenntnis. Wenn so etwas derart gelingt, ist es beinahe mehr als die Erfüllung, die man wollte. – Ich schreib jetzt gleich für Opernnetz die Kritik.



Der Kleine ist um 16.45 Uhr zurück zur Mama, meine AZWSB hielt sich, weil ich sofort zur Deutschen Oper radeln und vorher noch in der Arbeitswohnung die Kontaktlinsen einsetzen mußte, einigermaßen zurück. Zweidreimal schlucken, dann ging es wieder. Angst vor den Finanzkämpfen. Außerdem der Analytiker immer noch krank. So werd ich denn morgen nach Hannover zu I. fahren für zwei Tage; an ARGO arbeiten kann ich auch dort. Und Wärme empfangen (und geben). Und in den Rausch des erotischen Spieles fallen, des dominant/devoten zumal. Wieder auf ein paar Grenzen balanzieren. Dafür gilt, wie beim Bergsteigen: Sieh niemals hinab. Nur hinauf. Wo die Lust lockt.




Arbeitsfortschritt:


ARGO (R1), bis TS 57.


SALOME-Kritik.