DTs. 28. Juni 2005. Dienstag.



Tagesplanung.

8 Uhr:

ARGO.

10 Uhr:

DIE DSCHUNGEL.

DSCHUNGELBUCH.

Telefonate usw.

EINE ART AFFAIRE skizzieren; Handlungsablauf.
(Später entweder als kurze Erzählung fassen oder in DLZI hineinnehmen).

Arbeitswohnung aufräumen.

Mittags, gegen 14 Uhr:

Wenn Elisabeth zum Putzen kommt, in den Handyladen und das Mobilchen austauschen (SMS-Funktion und insgesamt ist das alte seit ein paar Tagen leicht defekt); Vertrag verlängern.

In der Sonne mit der Lektüre von Axel Munthes “Das Buch von S. Michele” als Vorbereitung für das Hörstück beginnen.

15.30:

ARGO.

DSCHUNGELBUCH.

21 Uhr:

Treffen mit G. in der Lützowbar.


1.14 Uhr:

Nahezu fünfzig Seiten “Das Buch von S. Michele” gelesen; eine sehr schöne, intensive Sprache. Doch macht sich Munthe zum Fürsprecher einer (vorsichtigen) Form von Euthanasie, die selbstverständlich den Mißbrauch noch nicht mitbedenken konnte; das Buch wurde 1928 veröffentlicht. So tief aber saßen diese Gedanken in der Zeit. Beim Lesen in mir deshalb allerhöchste Amibivalenz. Doch seine Gedanken, bezogen auf schwer leidend Sterbende, sind schwere Argumente: Das – genau das – macht mir die Lektüre emotional so problematisch. Ganz genauso seine Haltung zur Vivisektion und zu Tierversuchen (hier im Falle der Tollwut) am Beispiel Pasteurs. Man kann Munthe einen grausamen Humanisten nennen, der freilich von der kosmetischen Massenindustrie noch nichts wußte. Das zeigt diese Passage:

Genügen nicht diese beiden Tatsachen allein, um den wohlmeinenden Tierfreunden klarzumachen, daß die Entdeckung neuer Welten, wie Pasteur, oder neuer Heilmittel, wie Koch, Ehrlich und Behring, die Möglichkeit haben müssen, ihren Forschungen ungehindert durch Verbote und ohne störende Einmischungen von Außenseitern nachzugehen? Diejenigen, denen man diese Freiheit zuerkennen muß, sind zudem so wenig zahlreich, daß man sie an den Fingern aufzählen kann.
Das hat sich nun grundsätzlich geändert; “diejenigen” sind Industrie geworden. Insofern – und durch die speziell deutsche Geschichte – behielten die “Einmischungen von Außenseitern” recht, auch wenn in der Sache selbst vieles für Munthes Position spricht.

[Wie bringe ich das in dem Hörstück mit diesem Wunder von Haus zusammen, das uns hinterlassen ist?]

Danach ein langes, tiefes Gespräch mit G., erst in der Lützowbar, dann in einer Jugendkneipe bei ihm ‘um die Ecke’ in Kreuzberg. “Es ist ein Zeichen von Zivilisation”, sagt er, “nicht immer alles zu sagen, sondern zu schweigen.” Es geht um das Tagebuch in Den Dschungeln. Ich halte dagegen: “Es w ä r e ein Zeichen von Zivilisation, alles sagen zu k ön n e n. Es wäre ein Zeichen dafür, daß klar ist, was wir sind.” “Das gäbe wenigstens drei Generationen lang Hauen und Stechen”, wendet er ein. Und ergänzt: “Ja, wie Arno Plack es dachte: In einer antiautoritären Gesellschaft funktionierte es. Aber: bis d a h i n…” Wiederum ich: “Wir haben enorm viel Erfahrung mit dem Verschweigen. Es verursacht Mißbrauch, Vergewaltigung, Kriege. Nicht nur seit drei, sondern seit unzähligen Generationen. Weil es mit unserer Wahrheit kollidiert. Aber wir haben k e i n e Erfahrung mit der Veröffentlichung des Privaten, dem Eingeständnis unserer selbst.”
So ging, teils intensiv, teils spöttisch debattierend, dieser sehr schöne Abend zu Ende. Und wie wundervoll es ist, durch dieses nächtliche Berlin zu radeln. Immer und immer wieder.

Er verabschiedet mich: “Wann stehst du auf?” Ich: “Wann ich aufwache.” Total neu für mich, vor allem, daß man dann tatsächlich arbeiten kann, so ganz ohne zeitlich disziplinierte Exerzitie. Ich lege sogar, fällt mir auf, seit Wochen dauernd meine Uhr ab. Nun ist sie defekt und wird repariert.



Arbeitsfortschritt:
ARGO, TS roh S. 227
DAS WUNDER VON S. MICHELE; Munthes Buch gelesen bis S. 50

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