16 thoughts on “Sich nicht verbieten lassen.

  1. Sich nicht verbieten lassen. Öffentlich zudenken. Auch nicht in Sachen Tabu.
    Stellt eine unreife Fixierung an die Außenwelt dar, bei der es offensichtlich nicht durch um eine Freude an dem – von einer inneren Kraft getragenen – Schaffen geht sondern um das ausagieren einer Neurose.

    Wie von mir schon früher bemerkt, stellt das Übertragen der Neurose auf die Leser und unbeteiligte Dritte keinen von mir präferierten künstlerischen Prozess dar. Somit kann der Antrieb für ein solches Tun im Rahmen einer PA verschwinden und was bleibt dann?

    1. @ Troll-Y. “Sich verbieten lassen, öffentlich zu denken, stellte eine reife Fixierung an die Außenwelt dar.” – Ich finde das, in Bezug auf Nazi-Deutschland etwa, problematisch; hat man einmal diese Assoziation, dann bekommt auch Ihr “Freude an dem Schaffen” einen verdächtigen Klang. Es eignet sich zu gut, um über Tore inbeschriftet zu werden. Ein Palimpsest, unter dem sich hervorkratzt:

      Lasciate ogni speranza, voi ch’intrate.


      b) Daß an künstlerischen wie überhaupt individuellen Prozesse, die einen unbedingten Charakter haben (“künstlerisches Getriebensein”, “ich m u ß schreiben, malen)” usw. die Bearbeitung von Neurosen eine Rolle spielt, scheint mir ausgemacht zu sein. Darin ist Kunst dem Sexuellen, soweit es sich von der Missionarsstellung, bzw. Begattungen a tergo entfernt, sehr verwandt. Wohlgemerkt: scheint. Ihr “offensichtlich” ist ebenso problematisch wie hierüber a).

      c) Ob der Prozeß von Ihnen präferiert wird, spielt ebensowenig eine Rolle, wie ob ich ihn präferiere. Was Die Dschungel – im Rahmen ihrer sich hier gestaltenden Bruchstücke einer künstlerischen Produktionstheorie – interessiert, ist, w a s ist.

      d) Wenn es so s e i n sollte, daß die Neurose, wenn “geheilt”, den künstlerischen Produktionsprozeß zum Erliegen bringt, dann i s t es so. Ich kann daran nichts Schlimmes finden. Es gibt sehr viele andere Möglichkeiten, erfüllt zu leben, als ausgerechnet ein Künstlerdasein. Sollte der Zwang zum Kunstwerk verschwinden, schafft, daß einer k e i n e Kunst (mehr) schafft, ja kein Leid. Allerdings wäre es ziemlich schade um Anselm Kiefers >>>> Les no-nés. Und um Aragons “Blanche ou l’oubli”.

      e) Meine derzeitige Erfahrung antwortet übrigens auf Ihr “Was bleibt dann?” völlig anders als mutlos, nämlich spontan mit: das Handwerk. Das ist keine rein instrumentale Bestimmung, denn hat jemand das Handwerk über Jahrzehnte gelernt, so geht auch die Schöpfungskraft nicht verloren, die zu sehr großen Teilen aus dem Handwerk s t a m m t. Es hat einen , wie ich gerne sage: zu graben gelehrt. Und: das Ausgegrabene zu verarbeiten.
      Ist eine Neurose “geheilt”, so verschwindet nicht notwendigerweise jede aus ihr resultierte Handlung und Haltung, vielmehr nur dort, wo sie fehlgeleitet ist. Und das Leiden am Fehlgeleiteten. Nicht das Leid überhaupt und nicht die Lust. Ich werde mich ganz sicher auch noch n a c h einer solchen “Heilung” mit schönen Frauen vereinigen. Diese Gewißheit ist eine künstlerische.

    2. ich hätte besser schreiben sollen: Was bleibt Ihnen dann!

      Kunst lebt von Freiheit und nicht von einem “übertragen Müssen” von Konflikten!

      Freiheit lebt auch auch von dem Respektieren der Freiheit oder Unfreiheit anderer Menschen. Die reife Freiheit ist somit eine andere, als die eines Kindes. Ich glaube, dass es da noch ein wenig Reflektionsbedarf Ihrerseits benötigt.

      Der Umkehrschluss wahr noch nie zulässig und stellt eine äußerst einfältige Weise der Argumentation dar. Von verbieten habe ich nie gesprochen, wohl aber von einem reifen Abwägen des Miteinanders in einer vielschichtigen Gesellschaft. Von daher kommen die Verbote nicht von Außen sondern von einem Innen – in der Triangulierung – und die Unterstellung des bösen Vaters (Nazi) zeigt mir eine Geisteshaltung die ich sehr bedenklich finde.

    3. So finden wir uns, Herr Troll-Y, halt gegenseitig bedenklich.
      Dabei unterstelle ich Ihnen gar nicht den bösen Vater (Nazi), zumal ich einen bösen Vater nicht hatte und es dazu also keinen Anlaß gibt. Es ist I h r e Projektion und auf i h r e Weise einfältig. Sondern bemerke, daß Ihre vorgegebene Sicherheit, zumal Sie sich hier auf Kosten Heines anonymisiert, höchst brüchig ist. In Ihnen, mit anderen Worten, walten Tabus. Um meinen Freund G. zu zitieren, mit dem ich eben telefonierte: “Weshalb gehst du auf Leute ein, die ihre Position vertreten, weil sie im Netz geheimhalten können, wer sie sind?” Ich habe von Anfang an mein Gesicht gezeigt, und genau das wird als Übertretung wahrgenommen. Das Innen nach Außen zu verlegen, es auszutragen, kommt offenbar vielen Menschen bedrohlich vor. Da frage ich weiter: Weshalb?

      Das “reife Abwägen des Miteinanders in einer vielschichtigen Geselschaft” ist ein Politikersatz, nämlich insoweit leer, als er völlig an den Wirklichkeiten vorbeigeht, zu denen gegenwärtig (und seit je) Glaubenskriege, terroristische Aktionen, Arbeitslosigkeit usw. gehören. So geschrieben ist es nichts als – Kitsch. Und, scheint mir, auf verhaltenstherapeutische Weise esoterisch argumentiert, nämlich religiös.
      Es gibt ein großartiges Bild Ror Wolfs, das möglicherweise eine Zeile Gottfried Benns illustriert: Mir steht ein Meer vor Augen, oben Bläue,
      doch in der Tiefe waberndes Getier

      Benn, Abschluß
      Das Bild ist mir seit langem ein Wegweiser. Deshalb hängt es neben mir an der Wand:

      Was Die Dschungel ‘auszeichnet’, ist allerdings, daß ich vor diesem Bild (vor dem, was es meint) keine Angst habe, sondern daß mich das l o c k t. Hier ist – persönlich – tatsächlich ebenfalls zu fragen, weshalb. Ein Unternehmen, in dem ich zur Zeit bis zu den Schenkeln s t e h e.

    4. was würde ihnen mein Name nützen? Vielleicht ist sophie in Wirklichkeit Horst Meier. So ist das Netz. Was soll demnach die Bemerkung des Anonymen?
      Ich kann Ihnen jedoch versichern, dass Sie mich nicht kennen. Ich gehöre weder zu Ihrem Bekanntenkreis noch zu Ihrem Freundeskreis.

    5. Mir nichts. Aber Ihnen. Es ist ein andres, in die Gefahr zu laufen, sich zu blamieren, oder sie zu scheuen. “So ist das Netz” ist wieder so eine Phrase, die sich hinter der Gemeinschaft versteckt. Es ist mir dabei völlig gleich, ob jemand zu meinem Bekanntenkreis gehört oder nicht; sondern es ist eine Frage der wechselseitigen Ö f f n u n g. Die freilich kostet Mut. – Unabhängig davon ist Anonymität eine der wichtigen Bewegungsimpulse des Netzes; nur sie erlaubt, daß sich zeigt, was i s t. Denn die Mehrzahl der Menschen i s t nicht mutig. Die Mehrzahl der Menschen lebt in einer – nicht selten berechtigten – Furcht. Dennoch gestalten gerade sie, addiert man sie zur Demokratie, die Welt. Deshalb ist das Netz ein so guter Inikator für das, was tatsächlich wirkt. Nur sprechen Sie in d i e s e m Fall mit einer sich ausgewiesenen Person, nicht einem Avatar, der stellvertretend dasteht, um einen Schutzraum für die Person zu schaffen. Und da Sie kritisch sprechen, erwartet das an- und besprochene Gesicht ein ebensolches. Anderenfalls sind Sie, in alten ritterlichen Worten ausgedrückt, nicht satisfakionsfähig. Das ist alles.

  2. Die Gedanken sind frei – solange sie nur gedacht, aber nicht ausgesprochen werden. Die absolute Gedankenfreiheit ist ein Mythos.

    1. klare Worte, denen ich mich nur anschließen kann. Alles rausbrabbeln zu dürfe/müssen ist ein Privileg der Kinder!

    2. Es ist anders, Sophie. Vermutlich g i b t es so wenig Gedankenfreiheit wie überhaupt Freiheit. Freiheit ist ein Gefühl, aber als Prozeß selber, naturwissenschaftlich gesehen, unmöglich. Nur (und auch dieser Gedanke stammt von Nietzsche – “Menschliches, Allmenschliches; Über den Türkenfatalismus”): Jemand, der sich frei fühlt, wird anders handeln, als jemand, der sich unfrei fühlt. Und zwar eben völlig unabhängig davon, ob Freiheit i s t. O b man sich aber frei fühlt oder nicht, ist ganz ebenso determiniert.- Diesem quasi Paradox gilt ein besonderes Augenmerk meiner Poetik.

    3. “klare Worte” Troll-Y’s. Sie verraten Ihre (unbewußte, neurotisch geleitete?) Aggressivität immer wieder aufs Neue durch Ihre Wortwahl: Denn wo schrieben Die Dschungel je, sie wollten brabbeln oder brabbelten tats ä c hlich gar?

    4. Aggression ist etwas sehr wichtiges. Es kommt aus dem Lateinischen von voranschreiten. Das tue ich hier! Von daher kann ich Ihnen nur Recht geben. Bedenken Sie jedoch das vieles Aggressiv ist. Bücher schreiben, Sex, ………usw.
      Ebenso wie das Gegenteil von Liebe die Gleichgültigkeit ist (nicht der Hass wie viele meinen) ist das was Sie meinen die negative Form der Aggression. Das wäre aber asozial. Asozial wird es oft, wenn man mit seinem “Voranschreiten” die Interessen und Integrität anderer Menschen auf bestimmte Art und Weise verletzt.
      Das wird dann in unterschiedlichen Gesellschaften ganz unterschiedlich geahndet – bis hin zum Missbrauch (Nazideutschland). Ich habe den Eindruck, dass sie sich so gegängelt und missbraucht fühlen (Buchverbot?). Nun die Freiheit des einen ist oft die Unfreiheit eines anderen und die Frage ist wirklich was ist Kunst und was ist Neurose und vor allem, was passiert wenn die von Ihnen als unfrei erlebten Personen (sind halt keine Künstler) sich wehren.

    5. Was in dieser Diskussion. verblüfft, ist das offensichtliche Ignorieren dessen, worum es in den Dschungeln wirklich geht. Herr Herbst hat dies verschiedentlich und wiederholt und sehr ausführlich ebenhier dargelegt (die schonungslose Einbindung des als real Bezeichneten und Erlebten in die Fiktion hat n i c h t s mit brabbeln zu tun, aber auch gar nichts). Dass er damit aneckt und Aggressionen weckt, ist verständlich. Bevor aber einer, der sich angegriffen fühlt, zurückschlägt, sollte er sich doch die Mühe machen zu verstehen, was Herbst wirklich tut. Hat man das zumindest im Ansatz verstanden, tut sich ein Raum auf, in dem Kunst wird und auch für andere (auch für den scheinbar Angegriffenen) möglich gemacht wird. Insofern sind die Dschungel tatsächlich öffentlich gemachte Privatheit.

    6. Troll Y, verbotenes Buch. *lachend*: Guck an, hierher wehen die Hörner. Ich dachte mir so etwas bereits. In diesem Fall mag ich nur sagen: Lesen Sie es, bevor Sie darüber reden.

      Prinzipiell aber sprechen Sie abermals in genormten Stanzen: “Die Freiheit des einen ist die Unfreiheit des anderen”. Ernst genommen, geht es dann nur noch um Machtfragen,auch im Verhältnis von Kunst und privater sowie öffentlicher Realität. Ich habe übrigens nichts gegen Asozialität – also nicht auf Gruppen bezogen zu sein. Das kann (k a n n, achten Sie auf Zwischentöne) eine sehr notwendige Haltung sein, ohne die wir viele kulturelle Errungenschaften nicht hätten, deren Nutznießer wir heute sind.

    1. erfrischend. wo hier die zensur hinten als lamm verkleidet hinenschleicht. (eigenkommentar geloescht wenn er schlechtes licht wirft… ferner selektiv verzerrte darstellungen).
      erfrischend. erfrischend.

    2. ach, bvl’chen. Für die anderen Leser: Herr van L. (nein, k e i n Aristokrat) ist ein enger Freund jener Cyberfreundin, die mich so wütend und verzweifelt angefaucht hat, obwohl ich meinerseits mehrfach die Verbindung abzubrechen bat. Ich schrieb in meinem Tagebuch darüber, setze aber jetzt bewußt keinen Link. Jedenfalls möchte ich auf bvl’s Kommentar deshalb nicht eingehen, ihn auch nicht widerlegen. Möge er sich mit seinen vorgeblichen Millionen vergnügen und der armen *** k l u g zur Seite stehen. Der Mann ist, Pardon, ein wenig dumm: Denn wenn er sich h i e r wieder einmischt (was s i e möglicherweise liest), wird er ihr die Trennung von mir wieder verunmöglichen. Jeden weiteren Kommentar dieses Männleins (wie auch vorige, aus selbem Grund, w e r d e n deshalb gelöscht werden. Ja. Das s c h ü t z t die Frau, um die es geht.)

      [Erst dieser Soldat und nun auch d e r noch. Es ist nicht zu fassen.]

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