Kein DTs. 30. Juni 2005. Donnerstag.

Ich denke, weitere DTs’ sind überflüssig geworden. Was bleibt, wird das Tagebuch sein – a l s Tagebuch, korsettlos. Und innig.

22.24 Uhr:

Bis eben an ARGO gesessen. Jetzt noch etwas ans DSCHUNGELBUCH.

Und eine Email zwischendurch. Annika jubelt. Denn es ist möglich, daß sie m i t nach Italien fährt. Adrian und ich haben einen Flug für den 15.7.:erst geht’s zu Eigner nach Olevano, dann Richtung Napoli, sowieso: Solfatara und Vesuvio, dann hinüber nach Capri, ich muß für das Hörstück O-Töne nehmen, schließlich zu Helmut Schulze nach Umbrien, der Junge will ganz unbedingt; ein Mietwagen wird nötig sein, sonst ist das “Pensum” nicht zu schaffen; aber ich weiß noch nicht, wie ich ihn finanzieren kann. – Jedenfalls wäre es wunderbar, käme Annika mit. Also: Laptop, Zelt, Manuskriptbücher, Mietwagen. Wegen des Hörstücks fliege ich vielleicht n o c h einmal hin, weil ich mir in den Kopf gesetzt habe, das gesamte Hörstück direkt i n der Villa S. Michele zu skizzieren, dort zu arbeiten also. Bekäme ich einen z w e i t e n Auftrag, wäre das drin. Dummerweise gibt es auf Capri keinen Zeltplatz; deshalb kommt man – jedenfalls mit Kind – um ein Hotel nicht herum. Und alleine – Annika und der Junge bleiben im Solfatara-Krater – wird Adrian mich nicht hinfahren lassen; er weiß zu sehr, was S. Michele seinem Vater bedeutet.

“Papa?”
“Ja-ha?”
“Wenn du tot bist…”
“Ja-ha?”
“Ist die Sphinx dann auch m e i n e Freundin?”
“Aber Adrian, deshalb hab ich dich ihr heute doch vorgestellt.”

Das war vor bald einem Jahr. Diese Sphinx ist in dieser Villa auf der Mauer, über die man in den Golf bis nach Neapel blickt, so aufgestellt, daß sie alles sieht, ihr aber niemand ins Gesicht schauen kann. Munthe hat ihr ihr Rätsel gelassen. Ich empfinde das als Größe.

23.05 Uhr:

Also sie f l i e g t mit. Adrian wird hüpfen vor Freude. Und es wird nun wegen des Hörstücks kein zweiter Flug notwendig sein. Mal sehen, wie ich es arrangiere. Sollten wir ein billiges Hotel auf Capri bekommen, wäre es eh kein Problem.

Telefonat mit Eigner, der unterdessen in Olevano angekommen ist. Annika angekündigt. Er freut sich nun a u c h. Deshalb nichts mehr am DSCHUNGELBUCH getan. Übrigens: Das Telefonat nach Italien ist mit 01071 billiger als innerhalb Berlins. 2 ct/m. Schon absurd.



Arbeitsfortschritt:
ARGO, bis TS roh 233.

6 thoughts on “Kein DTs. 30. Juni 2005. Donnerstag.

    1. Weil es unnötig geworden ist. Ich muß mir keine Struktur mehr s e t z e n. Die Gewaltsamkeit ist nicht mehr nötig, mit der ich mir etwas abrang. Wenn mein Körper ausschlafen möchte, dann soll er das tun. Ich steh fortan einfach auf, wenn ich wachwerd. Der Schreibtisch läuft ja nicht weg. Und die Ideen, Geschichten, Figuren – die tun’s nun schon g a r nicht. Die trommeln auf dem Laptop rum, weil s i e ungeduldig werden… aber ich kümmer mich schon um sie, da müssen sie keine Sorge haben.

  1. Wie schön Das ist ein guter Ansatz. Meinen Glückwunsch. Ich bin ja auch fest davon überzeugt, es ginge nur so. Bedauerlicher Weise rein virtuell schenke ich uns ein Gläschen Malt ein und sage: Prost.

    LS

    1. Die Krux des virtuellen Wie peinlich für mich – so habe ich das nicht gemeint. Die Krux des Virtuellen ist auch die Nachlässigkeit in den Formulierungen. Sich entzwängen, wollte ich sagen, ist gut. Nur so gehe es, wollte ich sagen, dass man das Hamsterrad verlässt, auch wenn es einen weit gebracht hat, bis in deutsche Hochliteratur. Da ist Dein Verbleiben sicher, auch ohne Hamsterrad. Es ging mir nicht ums Besserwerden, sondern ums Glücklichsein.

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