Mittwoch, den 6. Juli 2005.

9.43 Uhr:
Küchentisch. Nescafé. Allmählich bekomm ich Geschmack daran. A. schläft noch auf ihrem Hochbett. Ich will eine Stunde an ARGO schreiben, bevor ich sie wecke. Heute abend, im ICE oder Intercity, ich mag jetzt nicht nachsehn, hol ich die ‘verlorenen’ Seiten dann auf. Es war in “Skamander” erzählt worden, Möller werde Balmers Niedergang werden, das hat sich nun völlig anders ergeben und muß vorne modifiziert werden; aber Möller steht vor des bereits toten Balmers Tür, will nicht warten und bricht ein: so aus dem Handgelenk, vermittels einer Art Scheckkarte, und wirklich nur, weil er sich langweilt. Er hatte Balmer ein ‘Geschäft’ vorschlagen wollen, aber ich weiß noch nicht recht, welches. Gut, er wollte ihm das Ost-Gundstück verkaufen, auf dem Brem lebt. Ein heikles Grundstück, da Brem sich kaum vertreiben lassen, zumindest sich ziemlich scharf wehren wird. Und von dem hätte Möller Balmer ganz gewiß nicht erzählt; woher weiß er aber selbst von dem Mann? Immerhin komme ich so ganz organisch von Brem auf Kignčrs zurück. Das Vor-Motiv aber ‘klappert’.

[Ich hab innerhalb eines Jahres die Umstelltaste auf dem Laptop ‘durchgetippt’, sie hat tatsächlich ein Loch von meiner vielen Arbeit; brauch dringend eine neue, muß dauernd nachkorrigieren.]

Oh, nicht den neuen Newsletter zu schreiben und hinauszuschicken vergessen. 10.32 Uhr: Erledigt.
Und als ich eben den yahoo-Messenger öffne, finde ich w i e d e r Nachrichten von Source. Ich hab sie nicht gelesen, sondern gleich gelöscht.

Jetzt aber an ARGO.

16.08 Uhr:
Es ist unglaublich, wie in diesem Weblog weiter gemobbt wird. Fast verdirbt es einem die Freude an der Arbeit. Ich mußte jetzt die Kommentarfunktion deaktivieren.Typisch an dieser Angelegenheit ist, daß die entsprechenden Leute niemals Gesicht zeigen, sondern aus ihrem Versteck heraus auf das hämischste mit einem Schlamm werfen, der gar nicht den Gemeinten, also mich, trifft, da sich die Beteiligten persönlich alle überhaupt nicht kennen, sondern hochgradig feige die eigene Anonymität sogar noch zur Verstärkung der jeweiligen Wahrheitsbehauptung herangezogen wird. Auch diese – miese – Seite von Weblogs sollte in der Kleinen Theorie des Literarischen Bloggens mitbedacht werden: wie die zivilisierte Maske des Bürgers wegrutscht und die häßliche Grimasse fehlgeleiteter Aggressionen zum Vorschein kommt, die sich auf sich selbst noch – Humanität zugutehält.

18.00 Uhr:
Immerhin hat adupe, wie mir meine referrers sagen, nun ein >>>>> eigenes Weblog angelegt, in welches er offenbar als erstes einmal, mailten mir Leser, denn ich geh da nicht hin, seine hier gelöschten Kommentare zu allgemeiner Einsicht eingestellt hat. Ich selber schau mir das erst gar nicht an. Doch welch eine betroffene Mühe. Sie sei ihm gegönnt. Oder ihr. Es gibt schon eine Vermutung, um wen es sich handelt.

In etwas mehr als einer Stunde geht mein Zug zurück nach Berlin. ARGO-Zeit, ff.

22.14 Uhr. Wieder in Berlin.
Im Zug nicht an ARGO gearbeitet, sondern mehr als die Hälfte der ersten zwei Monate DSCHUNGELBUCH durchkorrigiert. Ich möchte gerne meinen selbstgewählten Termin für nächste Woche Mittwoch einhalten, an dem die erste Tranche (Juni/Juli 2004) im Netz komplett herunterladbar sein soll. Und bin ganz glücklich! Wie die Rubriken (ohne genannt zu sein) ineinandergreifen, der flirrende Fluß, den dies alles hat, ja ein Sog, der einen weiter- und weiterlesen läßt – selbst mich, der ich alles doch nun zigfach durchgekaut kenne und nicht selten von Überarbeitungen angeödet bin – nein, es ist ganz wunderbar. Auch daß ich im Text völlig auf Datierung verzichte und Kommentatoren nur über die Fußnoten und die andere Schrift ausweise, tut dem Buch sehr gut. Man gleitet von einer Beobachtung, einer Erzählung, einer Beschreibung geradezu unmittelbar in verwickeltste Theorie, bekommt gleich darauf wieder Alltagssegmente zu spüren, Zitate mischen sich hinein, Marginales erhält denselben schönen Reiz wie Verbohrtes, manchmal Ausfälliges, manchmal sehr Trauriges, dann unmittelbar eine Lust… ah, es f o r m t sich.

Daß ich zweieinhalb Tage lang eigentlich nichts anderes tat, als durchzuvögeln – unterbrochen von gutem Essen und ein wenig Arbeit – hat ziemlich gutgetan. Daß ich die Spannung hielt in diesen beiden Tagen und eben erst heute kam, ich fühlte ja selbst, wie schwer die Hoden geworden waren, dabei war es nicht einmal schmerzhaft – und mit welcher Wucht und welcher Masse sie sich endlich entluden, das band mich gegen den ganzen dummen Ärger im Weblog innig und glücklich an die Erde. Zu der ich gehöre. Ein Himmel mag mir gestohlen bleiben. Denn E r d e: das war auch das Glück in A.’s Gesicht. Diese Mischung aus Erschöpfung und Lächeln und man-mag-es-nicht-glauben. Intensität.



Arbeitsfortschritt:
ARGO, bis TS roh 238.
DSCHUNGELBUCH, bis TS 76 korrigiert.