Die Allegorie.

Als einen Zustand begreifen, in den man versetzt wird. Oder genauer: Der sich in e i n e n versetzt, sozusagen seine (vorübergehende) Realsisierung in dir findet. Du gibst ihm Körper. Wobei ‘Zustand’ nichts Stehendes, nichts Fertiges meint, also mit Platons Konzept der Ideen allenfalls das ständige Dasein teilt. Dieses ist aber nicht stetig und nicht unveränderbar, eher im Gegenteil flüssig. Wie eine Liebesgeschichte so und so ausgehen, ein Blick – d e r Blick – erwidert oder gesenkt werden kann. Man wird dabei nicht ‘Hülle’, wie etwa ein Medium, sondern verändert das Allegorische m i t: eine Wechselwirkung zwischen Individuum und ständigem, wieder- und wiederkehrendem Geschehen. Die Liebesgeschichte zwischen Aragon und Triolet ist eine andere als die zwischen Burton und Taylor, und beide Geschichten wiederum unterscheiden sich von Tristan und Isolde oder Britten und Pears. Dennoch haben sie alle etwas Gemeinsames, das sich immer neu und immer anderswo-neu begibt; etwas, das nicht aufhört. Das wäre ein Beispiel fürs Allegorische. (In den Paaren selbst hingegen k a n n es aufhören und hört auch meistens irgendwann auf. Es wechselt dann. Und erscheint und wirkt in den nächsten.)

Meistens spürt man das schon beim allerersten Blick. Dann kann man es abwehren oder zulassen. Ihrem Wesen nach ist die Allegorie nicht selten tragisch, also erhebend und niederschmetternd zugleich. Gute Romane erzählen davon. Freilich sind den Geschehen meist – besonders aus dem Blickwinkel eines vernüftigen, scheinbar autonomen Menschen, der seiner Illusionen inne wird – nicht wenige komische Züge zueigen.

(CCCXXII).

[Es hat längst auch vom Netz Besitz ergriffen und ist, das ist seine Kraft, matrisch so wenig einzugrenzen (zu ‘erklären’) wie die künstlerische Dynamik.]

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