Freitag, den 12. August 2005.

9.31 Uhr:

Bis nachts um zwei gestern und den ganzen Tag vorher den Computer neu aufgebaut; der Backdoor-Virus hatte sich quasi in alles hineingefressen, das persönliche Daten sammeln ließ. Also das Betriebssystem restlos gelöscht, Daten gesichert, alles neu aufgebaut. Dank meinem Freund M., der zwischen den Computern und Programmen wahrhaft Wellen ritt… – Noch ist nicht alles wieder da, aber es wird.

Der nächste Schock aber dann gleich, weil ein inniger Briefwechsel sehr abrupt zu enden scheint: „Sie stellen sich zu wenig in Frage.“ Hätte i c h das an die andere geschrieben, es wäre ebenfalls als böser Übergriff empfunden worden. Wieso komme ich selbst nie auf einen solchen Gedanken, wenn ich jemanden mag? Wieso schriebe i c h so etwas nie, zumal wenn es um eine tiefe Verwundung geht, von der ich weiß? (Es ging, selbstverständlich, um *** und mein Verhältnis zu ihr. Daß ich dieses Verhältnis in Frage stelle, ist unterdessen für mich gar keine Frage mehr, nur genau das verlangt Konsequenzen.)
Lähmung jetzt. Momentlang kurz Tränendruck. Ach scheiße. Ich möchte doch für den Jungen da sein, daß alles gut und fröhlich für die Einschulung morgen vorbereitet ist. Wohin ich ja gehen werde. Nur ein schein-familiäres Zusammensein mit gemeinsamem Frühstück und Mittagessen lehne ich ab. Diese Normalität, die mich anwidert: Man ist halt getrennt, und man ist das ‚vernünftig’. Ich will diese Art bürgerlich kommoder Vernunft nicht. Ich will auch nicht, daß das, was war, nachträglich auf zivilisiertes Vernunftmaß herunterreduziert wird.
Nun hab ich wieder diese Traurigkeit.

22.31 Uhr:
[Mozart, Requiem; erst ed. Süßmayr, jetzt ed. Beyer.]

Längst wieder Frieden mit der Freundin. Sie schlief, sie ging aus, war fort. Hier dafür der Neuaufbau des Laptops, ständig steigt die soundcard aus; wer da was Adäquates, am besten Perfektes für Realtek weiß, möge sich einfach mal melden. So lange der Musikcomputer nicht endlich wieder gerichtet ist, werde ich die Töne am Laptop mischen müssen, und in der Kinderwohnung höre ich Musik fast nur noch über ihn.
Vorbereitungen für die Einschulung morgen: Schultüte, viele Süßigkeiten, Murmeln, sonstigen Kleinkram zum Spielen, außerdem einen von Adrians geliebten Bionicles, die im vergangenen November ja sogar Eintritt in ARGO fanden und den ich nunmehr unter einer ganzen Flut von Puffreis in der Tüte begraben hab. Sie ist richtig schwer geworden.
Leises Magendrücken wegen des Aufeinandertreffens mit ***. Das von ihr vorgeschlagene gemeinsame Frühstück unterm schützenden Auge ihres Bruder (ich könnte ihr ja was antun oder so) hab ich nach der Absage von Sonntag abgelehnt. Werde also das Ritual selbst mit’bestreiten’, aber jeder Form eines familiären Scheines aus dem Weg gehen und mich nach der direkten Einschulung von den anderen verabschieden. Die Entscheidung fällt so oder so nicht leicht; dem Kleinen kann ich ohne weiteres glaubhaft machen, daß ich noch arbeiten müsse. Muß ich ja auch, sogar dringend. Nur ist es selbstverständlich fraglich, ob ich mich den Mittag und Nachmittag über werde überhaupt auf etwas anderes konzentrieren können als auf diese Abwesenheit.
Dabei ist der irre Umstand eingetreten, daß ausgerechnet der Deutschlandfunk meine bereits wieder kritisch gewordene Finanzenge aufgefangen hat. Ich habe kein Wort gesagt, da ist heute das Honorar für die San-Michele-Sendung angewiesen worden, von der außer Skizzen und den nackten O-Tönen bislang noch gar nichts existiert. Das hat mich auf eine stille Weise verdattert.

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