Mittwoch, der 31. August 2005.

5.07 Uhr:
[Hindemith, Cardillac.]

Zehn für fünf auf, gleich in die Küche, latte macchiato; etwas dumpfer Kopf wegen der Qualmerei, getrunken hab ich ja nicht viel. Gleich an ARGO. Schöner Einsatz des Alt-Saxes eben in dem Hindemith. Überhaupt sollte ich mal, vielleicht in der MTDFEB-Reihe, etwas über diese „Zwischenmusiken“ schreiben, tonal gemeint, die mein Innres seit bald zwanzig Jahren, ich kann wirklich sagen: „im Griff haben“, in einem sehr angenehmen, der etwas von Sucht & Nähe hat. Die Hindemith-Opern, Schreker, Busoni… Doch für heute hab ich da was anderes vor, etwas Puristisches, ja „Reines“. Das ist wichtig, damit sich auf das sentimentale Stück von gestern /?p=12161” target=”_blank” onmouseover=”status=’Sie klatschte ein paarmal lachend in die Hände.;”return true;”>>>>> etwas Klares, Kristallenes legt. Mit kommt es ja auf Vermischung an und auf das, was ich in den Romanen als wirkende Gleichzeitigkeiten herzustellen versuche. Nein, ‚herstellen’ ist falsch. Es ist eher ein Beiseiteschlagen von Verdecktem. – Nicht jetzt, später.




Mittags, nachgetragen:


Gute Arbeit, jetzt schlafen. Dann Analyse. Dann noch einmal die SAN-MICHELE O-Töne. Mein Pressetext dafür ist beim DLF ist nicht angekommen. Also noch einmal hinaus. Bin jetzt wirklich müde.




15.27 Uhr:


EvL, nachdem sie mir heute früh für eine ARGO-Szene sehr geholfen hat, schreibt plötzlich, das ist wie ein Donner aus heiterem Himmel, sie werde für einige Tage verreisen. Nichts mehr, kein Gruß ist genannt, nur das. Meine Nachfragen verhallten. Was ist da plötzlich los in B.A.? Hatte ich etwas geschrieben, was sie verletzte? Oder hör ich mal wieder Gräser wachsen? (Bilde ich mir wirklich ein, sie läse dann dieses hier noch?)




16 Uhr, während des Hörens und Protokollierens:


Der Anruf eines Freundes. Jemand stirbt. Langsam. Kläglich. Zwischen der Erkennung der Krankheit und dem Ende liegen wenige Wochen. Ich frag mich, was wäre, wäre n i ch t erkannt worden? Wie bei meiner 94 Jahre alt gewordenen Großmutter, die den Kehlkopfkrebs jahrelang und auch dann noch verleugnete, als die Beule am Hals fast faustgroß war und sich wirklich nicht mehr übersehen ließ. Zumal ihr zu atmen so schwerfiel. Aber diese zähe Frau weigerte sich, zu einem Arzt zu gehen. Sprach man sie auf die zunehmend wachsende Beule an, winkte sie verärgert ab und sagte: „Das ist nichts, laßt mich in Ruhe!“ Wäre sie behandelt worden, wer weiß? Sie hätte möglicherweise nicht einmal 85 Jahre gelebt.
Ich treffe den Freund später am Abend. Wir werden reden.




22.58 Uhr:


Grad zurück. Die neuesten Dummheiten aus dem Literaturbetrieb gehört, Dummheiten oder hämische Energie, imgrunde ist das eines. Konnte nicht anders, als ein Pamphlet darüber zu schreiben. Draufhauen. Man kann imgrunde nur draufhauen.
Aber immerhin: Für Dezember trudelte eine Einladung herein, Universität natürlich, selbstverständlich nicht der Betrieb (wobei ich – schon wegen des Stipendiums in Bamberg – da durchaus relativieren muß). Ob ich – in einem Zusammenhang mit Medienästhetik – über meinen Begriff der anthropologischen Kehre sprechen wolle. ‚Endlich!’ dachte ich. ‚Endlich. Nun kommt der Gedanke in die wissenschaftliche Diskussion.’




23.29 Uhr:


Dieser >>>> Heine tat jetzt wohl. Seltsam, wo man Bekannte trifft. Verwandter als Verwandte.
Ich bin sehr müde.

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