Freitag, der 18. November 2005.

4.59 Uhr:
[Barock im >>>> DänenNetzRadio.]
Gestern bis in die Nacht noch mit C., dieser neuen schönen Netzbekanntschaft gechattet. Sie hat viel Mut (und Lüsternheit). Sie will heute herkommen aus dem 2 ½ Zugstunden entfernten Ort, in dem sie studiert und, wenn die Pheromone dem Instinkt türöffnend zunicken, übers Wochenende bleiben. Ich werde hier schlafen, sie kann die Nacht jeweils in der Arbeitswohnung verbringen, da ja der Junge bei mir ist. In die Kinderoper am Sonntag, zu der ich auch für *** eine Karte besorgt hatte, die aber nicht kann und will, nehme ich s i e nun mit. In >>>> die Così-Premiere am Sonntagabend muß ich allerdings allein gehen. Eigentlich hatte ich G., den Freund, mitnehmen wollen, nun rief mich gestern aber die Pressedame der Komischen Oper an und bat darum, über die zweite Karte anderweitig verfügen zu können, da derart viel Anfragen nach Pressekarten vorlägen. Das ist selbstverständlich, es geht ja um Arbeit, und wenn man eine Steuerkarte dazubekommt, so ist das ein sehr schönes Bonbon, aber ohne jedes Anrecht, finde ich. Die Staatsoper gibt sowieso zu Premieren an Kritiker keine Steuerkarten heraus; eine klare Regelung.
Also C., auf die ich nun wirklich mehr als gespannt bin, um die ich vielleicht auch eine Hoffnung winde: Dabei muß ich mir, wie U. und G. meinten, der Möglichkeit bewußt sein, daß *** dies alles liest. „Das finde ich so beachtlich, das läßt dich in meiner Achtung n o c h weiter steigen, daß du dieses Weblog unabhängig von allen Sanktionen konsequent durchziehst und es nicht taktisch nutzt“, sagte U. >>>> vorgestern abend im TOPEDOKÄFER. Also *** könnte es lesen, „w i r d es lesen“, so G. – und sich dann sagen: er hat es i m m e r noch mit den vielen Frauen, er wäre immer noch nicht treu… Aber, mal im Erst, nun hab ich diese Abstinenz länger als drei Monate durchgehalten, ausgerechnet ich, rein aus Liebe; aber man w i l l ja nicht; soll ich jetzt ein sich in die Dichtung entunterleibender Mönch werden und genau d e n ästhetisch-vergeistigten ‚christlichen’ Weg gehen, gegen den sich meine ganze Arbeit von Anfang an so gesperrt hat? Wozu denn dann die Lehren, die Aldona v. Hüon Hans Deters im WolpertingerHotel erteilte, in dieser einen Woche von 1981 bis 1989? Es wäre ein Widerruf. Nein, ich werde Die Dschungel n i c h t nach meinen Privatinteressen einsetzen, sondern sie werden ausschließlich nach künstlerischer Notwendigkeit geformt, indem der Spur des Projektes gefolgt wird – bis sie sich, vielleicht, eines Tages im Dickicht verliert.

[Typisch übrigens, daß Elfen – die körperliche Geschöpfe, also erotisch sind und die Praxis fordern – immer sozusagen schwärmen; ihr Tanz soll ja besinnungslos machen, er nutzt den Geist als Trommel, das hallt rhythmisierend im Kopf und schlägt den Geist zum Rausch bereit: Eine wunderschöne Email von P. erreicht mich zugleich gestern nacht; übrigens sind wir trotz allem beim Sie geblieben; das hat in diesen Zusammenhängen eine kitzelnde Größe, die auf Übertretung aus ist: sozusagen ihrerseits ein Tangoschritt, der das Herrenbein zwischen die Beine der Dame stellt, indes man doch ‚oben’ distanziert bleibt und vielleicht sogar kontrovers konversiert.]

ARGO.

5.53 Uhr:
[Händel, Feuerwerksmusik im DänenNetzRadio.]
Übrigens hat nun auch mich eine Erkältung erwischt. Tockner Husten und Niesanfälle. Komisch, da die Inkubationszeit doch drei Tage beträgt und nicht nur einen. Oder ist das bei physischen Unterkühlungen anders? Ich hätte vielleicht d o c h heizen sollen in der Arbeitswohnung. Jedenfalls fällt der Sport nun aus Klugheitsgründen aus, und C. wird es mit einem – wie sie das selber nannte gestern (man sah sich ja in der Cam): – SemiBlindDate zu tun haben, das sich dauernd schnäuzt. Also halten wir’s mit Kierkegaard: Nicht diejenige junge und schöne Schauspielerin ist gut, die jung und schön ist, sondern jene, die im Zuschauer den unabweisbaren Eindruck von Schönheit und Jugend hervorruft, und zwar gerade dann, wenn sie n i c h t jung und schön ist. (Übrigens eine gute Parabel, um die künstlerische Ästhetik zu verstehen.)

Das nur als Zwischenbemerkung, während sich >>>> Michaela Ungefugger und Jason Hertzfeld anzicken.

6.22 Uhr:
Oh ja, und dann morgens, eben, halb fünf: Da lieg ich im Kampf mit den Ungeheuern aus Harry Potter gestern, nicht zu fassen, dieser Kinderfilm hat sich mir in die Fantasie verhakt… ins Unbewußte offenbar… Jedenfalls war erst der Drache zu besiegen, bevor ich mich ans Aufstehen machen konnte. Er hätte mich sonst von hinten niedergezwungen. Deshalb kam ich dann wirklich erst zehn vor fünf raus. Filterkaffee, okay okay.
(Hinter mir steht Katanga in der Küche und wartet darauf, daß sein Teewasser kocht.)

12.31:
[Fauré, Requiem.]
Nun ist Prothoe losgefahren. Matschwetter dort: „(es ist Matschwetter und ich möchte ja nicht mit Profilschuhen bei Ihnen auflaufen.)“

Und immer die Frage: Will sich die Realität mit den Fiktionen auf eine Affaire >>>> einlassen, geschweige mit den Projektionen, oder sperrt sie sich schließlich d o c h vor ihnen weg? Und jemand, von weitem, ruft mitten im November mit einem Mal entzückt: „April April!“ Ist die ganze Grundlage nicht vielleicht nur imaginär, und niemand steigt irgendwo in einen Zug? Abenteuer eines sich vielleicht materialisierenden Cyberraums. Vorlage jedenfalls für Hunderte Geschichten.
ARGO ÜA: Langsam, aber stetig.