Vermutungen.

Wissen Sie, bei einem poetischen Ansatz, der Fiktion und Realität zusammennimmt, war zu erwarten, daß irgendwann jemand Intelligentes, aber Feindliches, beginnen würde, mein Spiel a n z u n e h m e n – und nun versucht, mich mit meinen eigenen Waffen zu schlagen. Ich bin mir aber sicher, daß das nicht gelingt. Es verunsichert, das wohl – meine Leser, wie jetzt Sie, aber auch mich selbst. Nur: Es hebt sich alles auf ein anderes Niveau. Insgesamt, liebe Frau S., ist jedenfalls mit Angriffen in dieser Weise zu rechnen – und zwar um so mehr, je präsenter ich bin. Es ist ein Fehler anzunehmen, der Gegner sei immer nur dumm. Das ist er mitnichten.
Noch ein Wort zur Intelligenz. “Es ist die perfideste Art, einer Sache zu schaden, sie absichtlich mit fehlerhaften Gründen zu verteidigen”, heißt es an einer s e h r hellen Stelle bei Nietzsche. Dummheit – scheinbare Dummheit – gehört zu solchen ‚fehlerhaften Gründen’. Auch wenn die Annahme im Einzelfall letztendlich irren sollte, so ist es doch k l u g, offensichtliche Dummheit für A b s i c h t zu nehmen – und also für eine dahinterstehende Intelligenz.

11 thoughts on “Vermutungen.

  1. mit Gründen Haben Sie nicht gerade versehentlich Nietzsche genau DAS angetan?
    Fraglich dennoch, ob Sie das zum Nietzsche-Feind macht….

    Hätten Sie gern Feinde? Oder lieber Freunde?

    1. Spiel Dies aber ist meine andre Menschen-Klugheit: ich schone die Eitlen mehr als die Stolzen.
      Ist nicht verletzte Eitelkeit die Mutter aller Trauerspiele? Wo aber Stolz verletzt wird, da wächst wohl etwas Besseres noch, als Stolz ist.
      Damit das Leben gut anzuschaun sei, muß sein Spiel gut gespielt werden: dazu aber bedarf es guter Schauspieler.
      Gute Schauspieler fand ich alle Eitlen: sie spielen und wollen, daß ihnen gern zugeschaut werde, – all ihr Geist ist bei diesem Willen.
      Sie führen sich auf, sie erfinden sich; in ihrer Nähe liebe ich’s, dem Leben zuzuschaun, – es heilt von der Schwermuth.

      Darum schone ich die Eitlen, weil sie mir Arzte sind meiner Schwermuth und mich am Menschen fest halten als an einem Schauspiele.
      Und dann: wer ermißt am Eitlen die ganze Tiefe seiner Bescheidenheit! Ich bin ihm gut und mitleidig ob seiner Bescheidenheit.

  2. “und nun versucht, mich mit meinen eigenen Waffen zu schlagen” Die fröhliche Wissenschaft [nicht von Alban Nikolai Herbst]

    Drittes Buch
    191.
    Gegen manche Vertheidigung. – Die perfideste Art, einer Sache zu schaden, ist, sie absichtlich mit fehlerhaften Gründen vertheidigen.

  3. Es waren damals (leider) nur 85.000 DM, die U.R. als Mäzenatischen Beitrag zum »Wolpertinger« gab, aber dieses »nur« gehört eigentlich in Anführungen. Ich lese Deinen Eintrag vom 19.01. über die Verlagsgründungsmonate wehmütig, da schien noch viel möglich, was es dann nicht wurde. Immerhin, und danke dafür, 14 Jahre überlebt haben, ist schon mal ein Ansatz, zumal neulich mitgerechnet wurde: Wir haben in diesem Jahr zu elft gegründet, also 11 Verlage ähnlichen programmatischen Zuschnitts, und hiervon ist einer noch übrig. Normaler, sprich statistisch absehbarer wirtschaftlicher Schwund? – Heute in der FAZ ein Beitrag über ein Symposion zum Privaten Fördern von Kultur, weia, ist das alles naiv, was nicht so schlimm ist, aber es ist auch erschreckend marginal. – Hier in Frankfurt suchen gerade vier »Kulturfirmen« eine(n) Fund Raiser(in) für größere kulturelle Unternehmungen, das vermögende Bürgertum ist ja, einstweilen, noch da in Ffm und lebendig, Aber es scheinen klassische »Links« zu fehlen, beispielsweise die Leute, die gerne auf allen drei Parketten unterwegs und zuhause und verhandlungsfähig sind: IN der Kulur (bei ihren »Leistungsträgern«, im bürgerlichen Milieu, und im Gespräch, das beider Kapitalien verbinden und (meinetwegen auch um Provision) in Wechselwirkung birngen könnte. – Jenseits all dessen würde ich den guten U.R. aus rein sentimentalischen Gründen und aus Neugier wieder begegnen, um zu hören, wie es ihm und seinen ansonsten ganz andersgearteten Unternehmungen ergangen sein mag. Er soll hier gegrüßt sein!

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