Arbeitsjournal. Mittwoch, der 23. August 2006. Bamberg – Berlin.

6.27 Uhr:
[Villa Concordia Bamberg.]
Um kurz nach sechs auf. Schwerer Kopf. Leicht depressiv, wobei das richtige deutsche Wort, ein schönes, wenn auch bittres, ‚traurig’ heißt; ‚Depression’ bezeichnet etwas, dessen Ursache nicht bekannt ist oder das sich chronifiziert oder physiologische Gründe hat. Für mich hingegen weiß ich ja genau, woran diese Stimmung liegt. Da draußen vor den Scheiben ganz offensichtlich und gegen die Jahreszeit der Herbst begonnen hat, aber ein milchiger, milder heute, hinter dem in sichtbarem Pastell die Sonne aufgeht, bliebe ich gerne am Schreibisch sitzen und schriebe vor mich hin. Geht nur nicht, da ich nach Berlin muß (und will). Den 7.09er ICE schaff ich allerdings nicht; ist auch nicht nötig, der 9.09er tut’s für meine Zwecke ganz genauso. Da bekomme ich nun vielleicht an der Siebten noch dreivier Zeilen hin. Als ich gestern nachmittag, nach den Korrekturen an der Sechsten, nach Briefwechsel usw. >>>> den Anfang der Siebten durchschaute, erschrak ich leicht vor dem Niveau und dachte: ‚Wie willst du d a s denn bitte fortsetzen können?’ Aber dann fiel mir ein Bild ein, das ich vor fünfzehn Jahren immer wieder verwandte, als ich kurzfristig Verkäufer von Geldanlagen ausbildete (das ist, meine heutige ökonomische Situation betrachtend, ziemlich witzig, find ich); und dieses Bild paßt nun genau in die Elegie und gibt ihr sogar die Richtung.
Wegen des Ellis-Briefwechsels hab ich gestern nacht noch auf die Antwort des Briefpartners geantwortet, aber wie belästigt, weil es jetzt um Gefallen geht und um Nichtgefallen und das nichts ist, worüber es sich argumentieren ließe. Mal sehen, ob da heute was zurückkommt. Mein Gefühl gegenwärtig: Es hat sich damit erledigt. Wahrscheinlich hat sich damit dann auch der Kontakt an sich erledigt, aber das ist nicht wichtig, nur halt ebenfalls traurig. Im übrigen bin ich selbst schuld. Früher habe ich Bücher, die mir nicht zusagten, einfach zurückgeschickt und die beauftragten Rezensionen nicht geschrieben, Verrisse schreiben wollte ich nie. Daß ich’s nun offenbar, wenn auch indirekt, tue, bestraft mich zurecht. Allerdings mach ich’s da ja auch jetzt nur, wo ich nicht eigentlich schaden kann; wer weltweit nach Millionen verkauft, dem sind meine paar Kritteleien wahrscheinlich eh wurscht.

23.09 Uhr:
[Berlin Kinderwohnung, Küchentisch.]
Den ganzen Tag, quasi, an der siebten Bamberger Elegie gesessen, unterbrochen von ein wenig Korrespondenz und grundiert von ständiger Vornahme des Svava-Gedichtes. Mittagsschlaf, na ja, Nachmittagsschlaf, dann Familie, Musikschule, Abendessen. Und wieder Küchentisch. Hab eine starke Neigung, in die Arbeitswohnung zu fahren, aber da gibt es für die Bamberger Zeit keinen Netzanschluß. Das Netz entwickelt sich zunehmend zur Haupt-Recherche-Quelle, gerade auch für Lexika. >>>> Etwa so etwas ist enorm hilfreich.
Wollte auch abends – nach meiner Wiederherkehr ein wenig nach Viertel nach neun – noch an die Elegie, aber so sehr es mich drängt, es geht abends nicht. Der Kopf wie zerflattert – und eine Müdigkeit, die aber nicht schlafen, sondern sich irgendwie von sich ablenken will. Also ein gutes Gespräch im Messenger mit parallalie geführt, ein lektorierendes Gespräch, wenn man so will. Dann kam Katanga. Die >>>> fiktionäre Website liegt seit ihrem Providerwechsel ein wenig brach; man merkt es an den Zugriffen: es werden deutlich weniger Seiten aufgerufen als v o r dem ’Umzug’. Was unter anderem wohl daran liegt, daß derzeit keine Newsletters verschickt werden können, weil irgendwas umprogrammiert werden muß. Dazu war indes Katangas Zeit gerade zu eng bemessen (er hatte einen Auftrag, der ihn quasi rund um die Uhr beschäftigte). Solange nun das Problem nicht behoben ist, stell ich auch keine neuen Texte hinein. Immerhin steigen signifikant die Zugriffszahlen, aber man scheint sich von den Fiktionären fast immer sofort hierher, in Die Dschungel, leiten zu lassen. Das offiziell bibliografierte Textarchiv spielt hingegen derzeit kaum eine Rolle.

Morgen früh geht’s an die nächsten Steuermülle. Dazu m u ß ich dann in die Arbeitswohnung. Und werde sicher viel Musik hören. Und das, was im Netz nötig ist, übers Mobilchen richten.

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