Bamberger Elegien (26). Siebte Elegie (1). Entwurf des Anfangs.

Stoffwechsel bin ich, sind wir, Frau und Sohn, bin ich, Mann und Vater,
siebenjährig gewandelt zur Gänze, das ist die Seele,
keine Zelle steht mehr auf der andern, ein Ungefähres
sind wir, von einer, die stirbt, weitergereicht zur nächsten,
eben entstandenen, als ob sie Heimliches flüstern in Flüssen,
Tropfen sind sie, lose verbunden mit Tropfen, die fallen,
tropfenumgeben, millardenzählig, für Momente sich grüßend,
flüchtige Küsse, die man kaum schmeckt, so schnell, wie sie platzen,
denen man aber nachschmeckt, die man fast ausschmeckt sogar,
weil man für unvergänglich sie hält, die Frauen, die Namen,
schon gehn auch sie. So weiter Zelle um Zelle, ein Kreislauf,
je zu den Seiten versinkt es mir ständig, knüpft neu sich und löst sich
neu und kreist doch nicht zyklisch, sondern erschöpft sich und endet.
Erdwärts versiegt es, und mit ihm trocknet es aus, sein Geheimnis.
Aber es war. War als bleibendes Tier und als Ich, und war gerne,
vögelte gerne, verführte, brach Eide, besoff sich und rauchte,
stob voller Dasein, krümmte sich selten, es sei denn vor Bauchschmerz
– und das Größte: fand seinem Sohn die Mutter, fand sie im Willen,
daß sie es sei, und im Wissen; und sie! sie fand ihn genauso:
s a f t i g fand sie ihn wie er sie. Und kannten Distanz nicht und Hemmung.
(Darum bist du, mein Sohn, so schön – irdisch, nicht ephebisch -,
weil wir so gierig waren und wollten und wußten, du würdest.)
Wie er sich wälzt, der eilige Bamberg Fluß! wie er weiter,
Tropfen um Zelle, fließen, in Main und Rhein zur Nordsee,
unablässig zelltauschend, will! und Meer werden will! Wir merken
kaum, wie wir ziehen, daß wir G e z o g e n e sind und
wie wir uns täuschen, großartig täuschen, nicht nur, daß wir
blieben, sondern daß w i r’s sind, die derartig wollen – und sind’s nicht.

(1)

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