Paul Reichenbachs, Montag der 28.August 2006. Immobil.

Wieso kaufst du die „konkret“, hoffentlich hast du bar bezahlt, wieso musst du wieder rauchen, reiß dich doch mal am Riemen, die Hausarbeit von deinem Sohn wolltest du korrigieren und dich beim Arzt anmelden, jetzt hast du diese Woche schon die zweite Flasche Wein getrunken, einfach weggetrunken, allein, ohne mich, wo soll das noch hinführen. Du sagst immer ja und machst doch nicht, um was ich dich bitte. Lass doch endlich das Rauchen, jeder weiß wie ungesund es ist. Du liest, liest und liest. Hat es uns schon was eingebracht? Die Bücher werden immer mehr, ich schmeiß sie noch weg, alle, wenn du nicht Ordnung schaffst. Dein Arbeitszimmer, der Fußboden, da kann ich ja gar nicht mehr in den Schrank. Überall Bücher und Papier. Nein, ich geh nicht mit in die Vernissage, ja – ich langweil mich in der Oper, guck doch 3sat, das ist billiger, ich geh jetzt zu Bett, warum kommst du nicht mit, seit Monaten das gleiche Lied, du sitzt bis in die Puppen am PC und bist am Morgen dann schlecht gelaunt. Meinen Einwand, dass ich morgens nie schlecht gelaunt sei, oder jedenfalls nur ganz selten und das nach 30 Ehejahren, hätte ich mir sparen können. Komm doch ins Bett, ich finde keinen Schlaf ehe du nicht neben mir liegst.

1 thought on “Paul Reichenbachs, Montag der 28.August 2006. Immobil.

  1. Ich habe mich schon immer gefragt, wieso zuviel Nähe fast immer zu Rücksichtslosigkeit führt. Liebende Distanz zur Nähe und liebende Nähe zur Distanz – das ist eine Verhaltensweise, die in den meisten Ehen von Anfang an nicht gelebt wird.

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