B.L.’s 3.9. – in the within of the without

17:44
Teils höfliche, teils vermeidende Distanz. Ihr freundlichstes Gesicht hatte sie, als sie mir am Nachmittag mitteilte, sie würde ein Weilchen fort sein (das Wohin teilte sie nicht mit, und ich fragte auch nicht danach). Beim Mittagsschläfchen beflüsterten mich Erinnerungen an bessere Zeiten. Halt! warum bessere Zeiten? Es gibt keine besseren Zeiten. Es gibt nur angenehme Erinnerungen und unangenehme Erinnerungen. Was in ihnen war? Viel Haut, viele Hände, viele Lippen, eine vage Vorstellung von dem, was man Eindringling-Sein nennen könnte. Leider weckte mich das Bimmeln des Telefons: Wenn die eine andere Schwester (nicht die nun fort seiende) nicht mindestens zweimal am Tag anruft, war der Tag kein Tag. Wie oft mußte ich schon durchs Haus laufen und nach der Gefragten suchen… Nein, es gibt keinen Zeitverlust. Mir dies einreden.
Indes beäuge ich in ihrer Abwesenheit die Anschaffungen, die sie in letzter Zeit gemacht hat: Einen schwarzen Kunststofftisch und dazugehörige Stühle, einen fast körperhohen Spiegel, wahrscheinlich antiquarisch (jedenfalls fragte ich gestern die Schwägerin – als sie ihn gemeinsam brachten -, was er gekostet habe: 150 Euro). Nachher muß ich noch nachsehen, ob das als gemeinsame Spesen verzeichnet wurde, denn dann bin ich – ohne gefragt zu werden – 75 Euro los. Nein, ich bin nicht geizig. Ich bin nur finanziell in der Bredouille! Und meine Schulden bei ihr türmen sich eh. Und wer sich trennt, braucht eine Wohnung, für die man Miete bezahlen muß. Trennen wir uns? Ich wäre gern der Mond, der sich vom Horizont trennt. Bin aber auch gern der Mond, der sich mit dem Horizont vermählt. Also, ich bin nie gern, wo ich bin. Gern bin ich nur dort, wo es was zu erzählen gibt. Etwa bei meinen Büchern. Das war schon früher so: Home is where my books are. Und das zu einer Zeit, als ich nun wirklich keine Probleme mit dem Testosteron hatte: Ich versuchte damals – als Student – sogar mal, eine Melone zu ficken.

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