Arbeitsjournal. Mittwoch, der 13. September 2006.

8.10 Uhr:
[Villa Concordia Bamberg.]
Nun hab ich d o c h den Fehler gemacht und in “24, Saison 5” hineingeschaut… mit dem Effekt, daß ich mich abermals nicht vom Screen des Laptops lösen konnte; erst um drei Uhr nachts kam ich zu Bett – in einer Art Gewaltakt des Mich-Losreißens. Man kann nur staunen, wie diese Serie funktioniert. Es muß etwas „Kindliches“ sein, „Jugendliches“, das von ihr in mir berührt wird. Denn ich erinnere mich, daß ich mit vierzehn, fünfzehn, sechzehn ganz genau so nicht von den Abenteuerbüchern, aber auch nicht vom Dostojewski loskam – die Initialzündung damals für meinen ersten Roman: eine Gangster- und, heute würde man sagen, mystery-Schwarte von über 500 einzeilig und fast ohne Rand betippten Seiten. Ich hab das Ding bis heute aufbewahrt, manchmal juckt’s mich, es stilistisch umzuschreiben (also überhaupt erst Stil reinzubringen) und in den Kitschmarkt zu werfen. Wobei es etwas sehr eigenwillig Schickalhaftes ist, daß die Frau, die ich liebe, exakt so aussieht, wie ich damals die tragische Heldin des ersten Romanteils beschrieb, deren Ende wiederum eine Variante Nscho-tschi durchspielt. In die war ich damals nämlich verliebt, also in Maria Versini. Interessanterweise sieht m e i n e Nscho-tschi nicht wie Versini aus, ist eben n i c h t ‚süß’, sondern dunkel, mystisch, fast klassisch-orientalisch, sofern man das mit der Blickästhetik eines Europäers sieht.
Also Beherrschung, Herbst, und jetzt nicht etwa weitergeguckt, sondern am PETTERSSON weitergeschrieben. Es ist eh schon spät am Tag. Und morgen geht’s >>>> aufs Literaturfestival nach Tirol.

Was ich noch erzählen wollte: Zschorsch hat sich zu den >>>> Elegien geäußert, die ich ihm ausgedruckt hatte und gab. Er hat vor allem einen Kritikpunkt, demzufolge ich die Texte strukturieren müsse, man verliere sich als Leser sonst drin, da müsse Klarheit hinein etwa der Perspektiven: „Es wird mal der, mal jemand anderes angesprochen, da stolpert man als Leser, wenn man nicht genau weiß, wer eigentlich jetzt wieder gemeint ist. Das mußt du entwirren, sonst funktionieren diese Texte nicht. Zumal du ja mit deiner Privatmythologie spielst. Dagegen ist nichts zu sagen, aber das muß dann alles um so präziser werden.“ Jedenfalls wirken die Elegien auf Zschorsch n i c h t.
Wir sprachen einige Zeit. Ich bin unsicher. Denn zum einen h a b e n die Elegien ja schon funktioniert, auch bei L e s e r n, nicht nur denen, denen ich sie vorlas. Und zum anderen greift Zschorschs Argument genau die Vorstellung des Chorischen an, die mir auch in den Elegien gerade vorschwebt und worüber ich Ihnen bereits >>>> hier geschrieben habe. Aber es ist jetzt nicht Zeit, darüber nachzudenken, die Elegien müssen ruhen, bis der PETTERSSON steht. Dann werde ich alle bisherigen Kritiken zusammenfassen, die schriftlichen und die mündlichen, und noch einmal alles durchgehen. Und denken Sie bitte nicht, ich hätte auf >>>> ARGO vergessen. Auch dieses Monstrum wirkt und wirkt in mir weiter. Ich muß nur wirklich erst alles andere vom Tisch haben.

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